2. Kapitel

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Oben angekommen gab es einen Weg, der entweder nach rechts und nach schräg links führte. Durch ein Fenster sah ich, dass nach schräg links das gelbe Gebäude war, also nahm ich diesen Weg. Hier war schon etwas weniger los und ich schaute mich aufmerksamer um. Da! Dort hinten hing ein Schild, auf dem deutlich ‚Sekretariat' geschrieben war. Ich beschleunigte meine Schritte und schon nach ein paar Sekunden war ich dort angekommen. Zögernd blieb ich kurz stehen, klopfte dann aber entschlossen und trat ein.
Vor mir befand sich so eine Art Empfangstresen, in Halbkreisform (nennt man das so?), hinter dem sich zwei Schreibtische mit jeweils einem Computer standen. Schüchtern lehnte ich mich ein wenig auf den Tresen und wartete darauf, dass eine hektische Frau fertig mit dem sortieren von irgendwelchen Akten war. Verzweifelt fuhr sie sich durch die Haare, ließ einfach alles liegen und wandte sich mit zu: „Hallo. Entschuldige, es ist grade alles etwas...", sie stockte kurz, als sie nach dem richtigen Wort suchte. „Ähm... durcheinander?" Ich lächelte. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Sie hatte blonde Haare, blaue Augen und war vielleicht gerade mal 30. Ihr Lächeln war offen und freundlich und man hatte sofort das Gefühl aufgenommen zu sein. „Alles okay. Ich bin neu hier und soll in die... 9b." „Dann bist du Lina?" Ich nickte. „Okay", sie lächelte und deutete dann auf ein paar Stühle, am Rand des Raumes, die ich noch gar nicht bemerkt hatte. Nur einer von ihnen war belegt. Ein braunhaariges Mädchen saß darauf und auch sie lächelte mich freundlich an. „Elena wird dich rumführen. Sie geht auch in deine Klasse."

Das Mädchen - Elena - stand auf und streckte die Hand aus: „Hi." „Hey", ich lächelte und schüttelte ihre Hand. „Ich zeig dir gleich mal den Raum in dem wir haben und wie du dich hier orientieren kannst. Und in der Pause gehen wir zu Frau Kraus und fragen sie, wann du deine Bücher abholen kannst. Aber bis dahin kannst du ja bei mir mit rein gucken. Hast du denn schon unseren Stundenplan? Egal. Den kannst du dir auch nachher bei mir abschreiben." Etwas überfordert von ihrem Redefluss nickte ich einfach nur. Die nette Frau, ich wusste ihren Namen übrigens noch nicht, hatte sich schon wieder ihren Akten zugewandt und hob zum Abschied nur kurz die Hand, dann wurde ich auch schon aus der Tür gezogen. „Also", fing Elena an zu erklären, sobald wir auf dem Gang waren. „Es gibt immer verschiedene Gebäude mit den verschiedenen ‚Gruppen' der Fächer. Wir befinden uns hier gerade auf der Kommandobrücke. Die wird so genannt, weil unter uns quasi nichts ist, aber das wirst du schon noch sehen, und alle wichtigen Räume liegen. Zum Beispiel das Büro des Schulleiters, der Sanitätsraum, oder eben das Sekretariat", im vorbeigehen deutete sie auf einen Raum mit roter Tür: „Das ist übrigens das Lehrerzimmer. Im roten Gebäude, das hast du bestimmt schon gesehen, befinden sich die ganzen Sprachlichen Räume, sprich die Fachräume für Deutsch, Englisch, Französisch Spanisch und Latein. Wie die einzelnen Räume heißen erkläre ich dir später." So erfuhr ich von jedem weiteren Teil der Schule. An das rote Gebäude schloss sich ein Treppenhaus an, neben dem die Bibliothek lag. Dahinter befand sich ein grüner Anbau, dessen Räume für alles mögliche genutzt wurde, aber hauptsächlich als Klassenzimmer. Im blauen Gebäude befanden sich dann die Naturwissenschaften und über einen kleinen Weg unter der ‚Kommandobrücke' hindurch ging es zur Sporthalle. Als Elena mir dann auch noch erklären wollte, wo sich welche Räume befanden und wie man sie finden konnte stoppte ich sie.

„Wouh Elena!", stoppte ich sie. „Wenn du mir das jetzt auch noch erklärst komm ich nur durcheinander. Kannst du mir das nicht... morgen oder so erzählen?" Elena lächelte: „Klar. Ist wahrscheinlich auch ziemlich verwirrend. Komm, ich zeig dir wo wir haben uns stell dir meine Freunde vor." Ich entspannte mich: „Klingt super!"
Elena führte mich die Treppe hinunter und in das blaue Gebäude hinein. „Unsere Schule ist gerade fertig saniert worden", erklärte sie nebenbei. „Deshalb sieht alles hier so neu aus." „Ich find es mega schön hier", antwortete ich, worauf sie nur nickte.
Ein paar Minuten später waren wir vor dem Raum angekommen. Ein paar Schüler standen schon herum und warteten darauf, das jemand den Raum aufschloss. Elena winkte vier anderen Mädchen zu: „Heeey!" Sie drehten sich synchron um. Als wir bei ihnen angekommen waren umarmte Elena zuerst alle und stellte mich dann vor: „Leute, das ist Lina. Lina, dass sind Alina, Paula, Emma und Sarah." „Hallo", ich lächelte in die Runde. Sie erwiderten freundlich meinen Blick. Eine von ihnen reichte mir, wie Elena eben schon, die Hand. „Hey, ich bin Emma." Ich nickte und lächelte noch ein bisschen mehr.
Danach breitete sich ein etwas unangenehmes Schweigen zwischen uns aus, bis schließlich ein junger Lehrer um die Ecke kam. „Das ist Herr Buchel", murmelte mir Elena ins Ohr. „Er ist eigentlich ganz nett, aber voll der Spießer und kann nicht erklären." „Na toll", flüsterte ich zurück und verdrehte die Augen. Solche Lehrer mochte ich am wenigsten. Wenn sie streng waren, aber man wenigstens etwas lernte, okay. Aber jemand bei dem man nichts verstand? Nein danke.

Überrascht schaute mich Herr Buchel an, als wir nacheinander die Klasse betraten: „Haben wir eine neue Schülerin?" „Jepp", ich grinste. Hinter mir hörte ich Elena leise kichern, während sie auf ihren Platz in der hintersten Reihe schlüpfte und ich alleine vorne zurück blieb.
-Elena-
Lina blieb vorne, neben dem Pult stehen und schaute sich neugierig in der Klasse um. Sie war echt cool. Ich hatte so im Gefühl, dass wir ziemlich gute Freunde werden würden.
Als alle saßen und es endlich ruhig wurde, wandte sich Herr Buchel an Lina: „Dann stell dich doch mal vor." „Mein Name ist Lina Larissa Strahl, ich bin 15 Jahre alt, als Hobby schreibe ich meine eigenen Lieder und wir sind wegen der Arbeit meines Vaters hierhergezogen", fasste sie alles kurz zusammen. „Noch Fragen?" Ein Junge, Mattheo, meldete sich: „Hast du Geschwister?" Lina zögerte einen Augenblick und schien zu überlegen. Ihre Hand strich nervös an ihrem Handgelenk entlang, bis sie schließlich sagte: „Ja. Aber mein Bruder ist vor einem Jahr ausgezogen. Also im Prinzip bin ich Einzelkind." Sie lachte leicht, aber ich bemerkte, dass sie damit nur ihre Unsicherheit überspielen wollte. Mattheo nickte zufrieden und weil sich niemand sonst mehr meldete, nahm Lina ihre Tasche und setzte sich neben mich, auf den Platz, den Herr Buchel ihr zuwies.
-Lina-
Am Ende der Stunde atmete ich erleichtert aus. „Zieht sich das immer so?", fragte ich Elena, die nickte und zurück flüsterte: „Das war noch schnell." Als Antwort verdrehte ich die Augen und folgte ihr aus der Klasse.

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt