8. Kapitel

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Ich zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme: „Ich mag ihn, ja." Er schnaubte und schaute säuerlich: „Na toll. Noch so n' Fangirl was glaubt, dass ihr sogenanntes Idol absolut perfekt ist." „Ich glaube nicht, dass Harry perfekt ist. Niemand ist perfekt. Aber was hast du denn gegen ihn?" Er schnaubte noch einmal: „Das tut jetzt nichts zur Sache. Aber ich warne dich: Er ist nicht der unschuldige Schuljunge auf den er immer tut." Dann ging er ohne ein weiteres Wort zurück zu seinen Freunden. Ich starrte ihm verdattert nach. Was war das denn?! Elena, Sarah, Alina und die anderen winkten mir hektisch zu, doch ich wandte meinen Blick nicht von Tilman ab, der jetzt einen Jungen aus der Menge zog und sich mit ihm etwas abgelegen von den anderen seiner Freunde wegstellte. Die beiden begannen angeregt miteinander zu diskutieren, wobei mir der Junge, ich schätze mal das war sein bester Freund, zwei oder drei mal einen Blick zuwarf. Als ich es bemerkte, huschte ich schnell zu meinen Freunden zurück. „Hast du ihm eine Abfuhr verpasst?", fragte Elena mit glänzenden Augen, als ich bei ihnen ankam. Ich runzelte die Stirn und riss endlich den Blick von ihnen los, um die anderen anzuschauen: „Ne. Er hat mich gar nicht nach einem Date gefragt." „Und warum wollte er dann mit dir reden?", fragte Alina neugierig, als ich nicht sofort weitersprach. Ich erzählte ihnen von dem Gespräch mit Tilman, doch als ich zu der Stelle kam, an der ich Harry erwähnt hatte, stockte ich: „...Dann hab ich ihm gesagt, dass ich die Konzerttickets besorgt hab und er..." „Was?" „Er ist irgendwie total komisch geworden. Hat Harry beleidigt und so. Und dann hat er gesagt Harry wäre nicht der unschuldige Schuljunge auf den er immer tut und ist weggerannt." Es folgte ein langes Schweigen. Die anderen schauten mich genauso an, wie ich mich gefühlt hatte beziehungsweise fühlte, weil er so über Harry gesprochen hatte.

-Tilman-
Ohne zu zögern drehte ich mich um und lief zu meinen Freunden zurück. Sie schauten mich gespannt an und ich hörte schon von weitem die Fragen: „Und, wie lief's?" „Hast du was aus ihr rausbekommen?" Doch ich antwortete nicht. Timo sagte nichts, sondern schaute mich nur an. Er wusste sofort, wenn etwas nicht stimmte und so ließ er sich ohne Widerstand von mir mitziehen. „Was ist los?", fragte er, sobald wir außer Hörweite waren. „Sie hat Karten für Harry Styles besorgt", antwortete ich. Er antwortete nicht, sondern schaute mich nur mit einer Art stählerner Kälte in den Augen an, von der ich wusste, dass sie diesem Styles galt. Nach einer kurzen Weile schnaubte er, schüttelte den Kopf und sagte: „Wenn die nur wüssten, was er getan hat!"
-Lina-
Es herrschte Stille, nur unterbrochen von den Schülern im Hintergrund, die lachten und sich die Zeit bis zum nächsten Unterricht vertrieben. Plötzlich gab mein Handy einen Bing-Ton von sich. Erstaunt holte ich es heraus. Die einzigen, mit denen ich schrieb standen hier vor mir und meine Eltern hatten eigentlich keinen Grund dazu. ‚Lange nichts voneinander gehört oder? Hast du grade Pause? Wenn ja, hast du Zeit zu telefonieren?
Hab dich lieb, Anni' Ich fing an zu strahlen und antwortete so schnell ich konnte: ‚Ja, ich hab grad Pause, lass uns telefonieren. Aber ich hab nicht lange Zeit.' Nur 2 Sekunden später erschien ihr Name auf dem Display. Anni war die einzige meiner alten Freunde, mit denen ich noch wirklich Kontakt hatte. Wir waren zusammen aufgewachsen, bis wir zum ersten Mal umgezogen waren. Das war so ungefähr gewesen, als auch mein Bruder mit seinen Freunden zusammengezogen waren. Sie war wie eine Schwester für mich und gehörte im Prinzip auch zur Familie. Meine Eltern, und auch mein Bruder, kannten sie ziemlich gut und mochten sie sehr gerne. „Hi", meldete sich die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hi", antwortete ich, während ich ein paar Schritte von den anderen wegging, sodass sie nicht jedes Wort mithören konnte. „Und, wie geht's dir?"

Als es wenige Minuten klingelte, sagte ich Anni, die heute frei hatte, dass ich jetzt auflegen müsste, weil wir wieder zum Unterricht müssten. Dann kehrte ich zu den anderen zurück. Sie schauten mir schon entgegen. Elena warf mir einen komischen Blick zu: „Wer war das denn?" Mein Atem stockte für einen Moment. So wie sie das sagte, könnte man denken, dass sie etwas wusste. Doch ich ließ mir nichts anmerken und winkte wahrheitsgetreu ab: „Eine alte Freundin."
*2 Monate später*
Heute Morgen wachte ich schon früh auf. Es war Wochenende, Samstag, und eigentlich hätte ich ausgeschlafen, doch heute war ein besonderer Tag: Das Konzert!
Tilman hatte kein einziges Wort mehr mit mir geredet, wir gingen uns seit unserem Gespräch aus dem Weg, was mir nur Recht war. Falls er jemals wieder mit mir sprechen wollte, sollte er mir zuerst erklären, was er damit gemeint hatte, Harry wäre nicht der unschuldige Schuljunge, auf den er immer tat.
Wir anderen verstanden uns inzwischen immer besser. Ich war auf Alinas Geburtstag gewesen, die übrigens eine extrem große Familie hatte, und wir waren immer mal wieder zusammen Eis essen gegangen. Meine Eltern waren einverstanden gewesen, dass Alinas Mutter mich mitnehmen würde und hatten sogar extra mit ihr telefoniert, um alles abzuklären. Heute um 11 Uhr würden wir losfahren. Wir würden gerade mal eine Dreiviertelstunde brauchen und da Vips sowieso als erstes eingelassen werden würden brauchten wir sowieso nicht übermäßig früh da zu sein, um als erster in der Schlange zu stehen. Um 15 Uhr würde Einlass sein, um 17 Uhr sollte das Konzert dann losgehen.
„Gibt es eigentlich eine Vorband?", fragte Sarah, als wir wenige Stunden später endlich im Auto saßen. „Soweit ich weiß nicht", antwortete Alina, die vorne neben ihrer Mutter saß, und gerade Harrys neuste Cd startete. Ich fing an zu grinsen, als seine Stimme aus den Lautsprechern klang. „Schade", mischte sich Elena ein. Zwischen ihr und mir war es irgendwie eisig geworden. Sie gab mir meistens, wenn ich sie etwas fragte, nur kurze, genervte Antworten, ganz so, als wäre sie wegen etwas sauer auf mich.

„Müssten sich Sänger nicht eigentlich darum reißen, bei ihm spielen zu können?", beendete Elena ihren Satz. Ich zuckte mit den Schultern: „Vielleicht... will er einfach nicht?" Sie warf mir einen kurzen Blick zu, der ganz eindeutig sagte, dass sie ganz und gar nicht meiner Meinung war und vermutete, dass etwas anderes dahintersteckte. Die Anderen hatten das nicht bemerkt, sie diskutierten munter weiter. Irgendwann begannen wir bei den Songs mitzusingen, und zwar so laut, dass Alinas Mutter aufstöhnte und sich wohl die Hände auf die Ohren gepresst hätte, wenn sie nicht fahren müsste. Wenige Minuten später fuhren wir auf einen Parkplatz, stiegen aus und machten uns auf den Weg zu der Halle, in der das Konzert stattfinden sollte.
Die Schlange war schon sehr lang, obwohl wir eigentlich noch ziemlich früh da waren. Kreischende Mädchen im Teenageralter drängten sich dicht an dicht, schubsten sich gegenseitig, um einen Platz möglichst vorne in der Reihe zu bekommen und dementsprechend auch weit vorne zu stehen. Security Leute liefen herum und versuchten ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen. Eine Frau, die gerade versuchte ein paar Mädchen daran zu hindern die Barriere zu durchbrechen, zwinkerte mir munter zu, als sie meinen Blick bemerkte. Ich lächelte sie an und schaute auf die Uhr, die über ihr am Gebäude ging. Noch eineinhalb Stunden hier herumstehen, na toll. Wir vertrieben uns die Zeit damit auf der Stelle zu treten, uns zu unterhalten und Galgenmännchen auf unseren Handys zu spielen. Plötzlich, als ich gerade dabei war endlich zu gewinnen, trat ein ohrenbetäubendes Kreischen ein. Erstaunt schauten ich und die anderen auf. Ein paar Arme hoben sich in der Menge und deuteten auf eine Art Treppe mit Balkon, auf der gerade der leibhaftige Harry Styles erschienen war. Er lächelte und winkte schüchtern, während er seinen Blick über die Menge schweifen lies. Wenig später tauchte auch sein Manager auf und die beiden verschwanden wieder, um sich auf das Konzert vorzubereiten, zu dem in mittlerweile einer Dreiviertelstunde, für uns Vips, Einlass sein sollte.

Als endlich Einlass war, wurden alle, die Vip hatten, gebeten aus der Menge zu der Security-Frau zu kommen, die mir eben zugezwinkert hatte. Wir waren erstaunlich wenige für so ein großes Konzert. Gerade mal um die 50. Die Frau kontrollierte nacheinander die Karten und ließ uns ein. „Ihr könnt alle etwas am Merchstand kaufen, wenn ihr wollt", erklärte sie mit starkem englischen Akzent. „Wir lassen die anderen erst rein, wenn ihr fertig seid. Schließlich habt ihr ja alle mehr bezahlt." Wieder zwinkerte sie mir zu. „Zumindest einige von euch." „Woher weiß sie das?", murmelte Alina hinter mir und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich antwortete nicht, sondern tat so, als hätte ich sie nicht gehört.
Wir gingen nicht zum Merchstand, denn wir alle waren der Meinung, dass bessere Plätze mehr wert waren, als der Merch, den wir zur Not auch später irgendwann nochmal kaufen konnten. So sicherten wir uns tatsächlich Plätze in der ersten Reihe, wenn auch nicht direkt vor der Bühne. Wenig später, öffneten sich auch die Türen für die anderen Fans und ein ungeheurer Lärmpegel strömte auf uns ein.
Das Konzert an sich, mal abgesehen von den kreischenden, filmenden Mädchen, die mir langsam echt auf den Geist gingen, war wunderschön. Harry forderte uns immer wieder zum mitmachen auf und ich war überrascht, wie schnell die zwei Stunden vorüber waren, als er sich schließlich auf Englisch verabschiedete und von der Bühne ging. „Das war absolut geil oder?!", schrie mir Alina ins Ohr. Ich konnte nicht antworten, sondern nickte nur heftig. Wir gingen zu dem Treffpunkt, von dem aus wir zur sogenannten ‚Vip-Lounge' geführt werden sollten. „Wir stellen uns auf jeden Fall als letzte in die Reihe", schrie ich den anderen über den immer noch stetigen Lärm zu und antwortete auf ihre fragenden Blicke: „Dann haben wir am meisten Zeit mit Harry." Genauso machten wir es. Es gab zwar einiges Gedränge, doch schließlich standen wir genau wie wir wollten und... endlich waren wir an der Reihe. Ich ging als Erste auf Harry zu, umarmte ihn und musste lächeln, als er mir leise ins Ohr flüsterte: „Hallo Schwesterherz!"

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt