6. Kapitel

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Plötzlich wurde mir bewusst, wie nah wir aneinander standen. Schnell wich ich einen Schritt zurück, die Süßigkeiten fest an mich gepresst. „Na dann", stotterte ich und deutete mit dem Daumen nach hinten. „Ich muss los... äh... zu meinen Freunden. Tschau." Ohne auf eine Antwort zu warten tauchte ich, mit hochrotem Kopf, in der Menge unter. Das, was ich bis jetzt von Tilman Pörzgen gehört hatte, war nicht besonders gut und ich hatte keine Lust auf irgendwelche Dramen. Inzwischen war ich wieder im Freien angekommen und schaute mich nach den anderen um, die an einer abgelegenen Ecke des Schulhofs standen. Bei ihnen angekommen verteilte ich alle Sachen. „Warum hast du denn so lange gebraucht?", fragte Elena, während sie einen Schokoriegel auspackte und abbiss. Ich seufzte: „Ich bin hingeflogen. Beziehungsweise gegen jemanden." Fragende Blicke. „Ich bin gestolpert", erklärte ich. „Und dann einfach gegen jemanden." „Und gegen wen?", Alina hatte ihr Essen vergessen und starrte mich neugierig an. Ich zog eine Grimasse: „Gegen Tilman Pörzgen." Elena, die immer noch konzentriert ihren Schokoriegel aß, blickte erschrocken auf: „Das ist jetzt nicht dein Ernst!" Ich zuckte mit den Schultern. „Doch. Aber er war eigentlich ganz nett."

„Ja, das sagen alle", schnaubte Elena. „Und dann heulen sie rum, weil er ihnen das Herz gebrochen hat." Ich zog die Augenbrauen zusammen: „Ich bin keine die sich schnell auf irgendwelche Jungen einlässt, wenn sie mal nett zu mir waren." Elena verdrehte die Augen und öffnete den Mund um zu antworten, wurde jedoch von der Klingel unterbrochen, die über den Schulhof schrillte und alle daran erinnerte, dass jetzt der Unterricht weiterging. „Elena hat da ihre Erfahrungen gemacht", flüsterte mir Emma ins Ohr, während wir uns auf den Weg machten. „Nimm es ihr nicht übel." Ich zuckte mit den Schultern: „Glaub mir, ich kenn mich mit Jungen aus, die niemanden an sich ranlassen." Sie schaute mich überrascht an: „Hast du auch schonmal... ?" Ich schüttelte den Kopf: „Nicht so wie du denkst." „Wie... ?" Schnell beschleunigte ich meine Schritte, um ihre Frage nicht beantworten zu müssen.
*Nachmittags*
Seufzend lies ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Heute hieß es: Hausaufgaben, Hausaufgaben und Hausaufgaben. So viel war echt schon Folter. Wir hatten tatsächlich heute, Mittwochs, alle Hauptfächer gehabt! Und Montags kein einziges. Konnte man das denn nicht anders regeln? Ich schüttelte den Kopf. Egal. Seufzend beugte ich mich über die Aufgaben und fing an Therme zu lösen.
Nachdem ich eine Weile still gearbeitet hatte, klingelte es unten. Ich stand auf. Meine Eltern waren auf dem Weg, die letzten Sachen aus unserer alten Wohnung zu holen. Schnell lief ich die Treppe nach unten und machte die Tür auf. Vor mir stand der Postbote und hielt ein Päckchen in der Hand. „Hallo", sagte er und zeigte auf das Päckchen in seiner Hand: „Das hier ist für eine... Lina Strahl. Bist du das?" Ich nickte, unterschrieb auf seinem was-auch-immer-Unterschriften-Ding und nahm es entgegen: „Danke!", neugierig schaute ich auf den Absender. Von meinem Bruder. Hätte für ein paar Tickets nicht auch ein Umschlag gereicht?

Ich legte das Päckchen im Wohnzimmer ab und lief in die Küche, um mir irgendetwas zu holen, mit dem ich es aufschneiden konnte. Als ich mit einem Messer bewaffnet zurückgehen wollte, ging die Haustür auf. Mein Vater runzelte die Stirn, als sein Blick auf das Messer fiel: „Was hast du denn damit vor?" „Edward hat mir doch die Karten geschickt", antwortete ich und lief zurück ins Wohnzimmer. „Und anscheinend auch noch irgendwas anderes. Ist auf jeden Fall ein Packet, was er mir geschickt hat." „Achso." Ich erwiderte nichts mehr, sondern kniete mich auf den Boden und begann konzentriert die Klebestreifen, von denen mein Bruder übrigens nicht gerade wenig benutzt hatte, durchzuschneiden. Nach ein paar Minuten war ich dann endlich fertig und konnte das Packet öffnen. Oben lag ein Brief, mit der unverkennbar - hust unordentlichen hust - Schrift meines Bruders:
𝘏𝘢𝘭𝘭𝘰 𝘚𝘤𝘩𝘸𝘦𝘴𝘵𝘦𝘳𝘩𝘦𝘳𝘻,
𝘐𝘤𝘩 𝘩𝘰𝘧𝘧𝘦 𝘥𝘶 (𝘶𝘯𝘥 𝘯𝘢𝘵𝘶̈𝘳𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘥𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘍𝘳𝘦𝘶𝘯𝘥𝘦) 𝘧𝘳𝘦𝘶𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘶̈𝘣𝘦𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘚𝘢𝘤𝘩𝘦𝘯, 𝘥𝘪𝘦 𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘢𝘻𝘶 𝘨𝘦𝘵𝘢𝘯 𝘩𝘢𝘣𝘦. 𝘋𝘢𝘮𝘪𝘵 𝘪𝘩𝘳 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘢𝘭𝘭𝘦 𝘪𝘮 𝘗𝘢𝘳𝘵𝘯𝘦𝘳𝘭𝘰𝘰𝘬 𝘴𝘦𝘪𝘯 ;).
𝘏𝘢𝘣 𝘥𝘪𝘤𝘩 𝘭𝘪𝘦𝘣!
Neugierig legte ich den Brief beiseite und wühlte mich durch ein paar Schichten Zeitungspapier, bis meine Finger weichen Stoff erfühlten. Ich zog ihn heraus und hielt tatsächlich Harrys Tour T-Shirt in den Händen. Schnell griff ich noch einmal in das Päckchen und hatte tatsächlich 6 Mal dasselbe T-Shirt in den Händen.

*nächster Tag*
Am nächsten Tag packte ich die Konzertkarten und 5 von den 6 T-Shirts in meinen Ranzen, um sie den anderen zu geben. Vergnügt ging ich los und stellte mir ihre verblüfften Gesichter vor, wenn ich das gleich aus meiner Tasche ziehen würde. Vorallem Elenas Blick, die ja nicht so wirklich an meinen Bruder und seine Künste in der Hinsicht auf das Konzert geglaubt hatte, würde lustig werden.
An der Schule angekommen erblickte ich zu meiner Überraschung Elena, Alina und die anderen aus meiner ‚Clique', die vor dem Tor auf mich warteten. „Hey", rief ich ihnen entgegen und hob die Hand. „Was macht ihr denn hier?" Emmas Stimme wehte mir entgegen, als sie antwortete: „Wir haben Vertretung in einem anderen Raum und wir waren uns nicht sicher ob du weißt wo der Vertretungsplan ist und darauf guckst." „Hätte ich tatsächlich nicht gemacht", mittlerweile war ich bei ihnen angekommen. „Also danke." „Gern geschehen", sagte Paula und lächelte. Wir machten uns auf den Weg zum Raum, während ich den anderen von dem Packet erzählte: „Gestern kam übrigens ein Päckchen von meinem Bruder an." „Und was war drin?", fragte Alina neugierig. Ich zuckte mit den Schultern: „Eine Überraschung. Aber das werdet ihr gleich sehen." Sie sah nicht wirklich zufrieden aus, schwieg aber.
Am Raum angekommen öffnete ich meinen Ranzen, während die anderen mir interessiert zuschauten. Dann zog ich nacheinander zuerst die T-Shirts heraus. Die Augen meiner Freunde wurden groß, als sie erkannten, was ich da in den Händen hielt. „Das... aber das ist doch...", stammelte Alina. Ich nickte grinsend: „Aber es kommt noch besser." Mit einer Handbewegung offenbarte ich die Karten, die ich bis jetzt noch im Rucksack gelassen hatte.

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt