12. Kapitel

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„Also", begann ich. Ich schaute Elena nicht an. Die ganze Geschichte hatte ich seit... wie lange nicht mehr erzählt? Na klar, immer mal wieder ganz grob, aber nie mehr so, wie ich sie jetzt erzählen würde. „Mein Bruder war schon in der Schule ziemlich beliebt. Viele wissen es nicht, aber er hatte schon in der Schule seine erste Band. Konnte schon damals so singen wie heute. Tja, er war der Mädchenschwarm der Schule. Und dann kam ich auf die Schule. Niemand wusste, dass ich seine kleine Schwester bin. Alle haben sich gefragt warum der coole Harry Styles auf einmal mit einer Fünftklässlerin herumhängt. Ich hab Harry immer verehrt und umgedreht war es glaube ich genauso." „Aber hallo!", warf Anni ein. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und lächelte. Vögel zwitscherten in den Bäumen, der Himmel war wolkenlos und die Nachmittagssonne schien hell und grell, doch ich konnte nur an den einen Tag denken, an dem mir bewusst wurde, dass berühmt sein nicht nur toll war. „Als es dann die Runde gemacht hatte, war es schon zu spät. Ich war klein, vielleicht 10 Jahre alt, da hatte ich gegen ein paar Zehntklässlerinnen keine Chance. Harry hatte eine Stunde nach mir Schluss, er hat in dem Jahr grade seinen Abschluss gemacht. Die haben mich auf dem nach Hause Weg aufgegabelt, ich weiß nicht mehr was genau passiert ist, das ging alles so schnell." Ich hielt kurz inne und schloss die Augen. Ich sah alles noch genau vor mir. Das würde ich mit Sicherheit nie mehr vergessen. „Jedenfalls haben die mich im Keller eingesperrt. Ich hab keine Ahnung was die mit mir vorhatten, ob Harry erpressen oder was auch immer. Jedenfalls waren die nicht die hellsten. Den Knoten hätte jeder aufbekommen, aber bis ich unbeobachtet raus kam waren 3 Stunden vorbei. Meine Eltern hatten Todesängste, mein Bruder hat alle seine Freunde zusammengetrommelt, um mich zu suchen. Wir sind zur Polizei gegangen, ich weiß nicht was bei der Verhandlung von den Mädchen rauskam, interessiert mich aber auch nicht. Sie sind allesamt von der Schule geflogen, ich hab sie nie mehr wiedergesehen."

„Harry ist nach seinem Abschluss nach England, hat dort die Jungs getroffen und 1D gegründet. Er hat mit meinen Eltern und mir gesprochen und wir haben abgemacht, dass wir sagen, dass er dort herkommt. Wir wussten alle, dass sein Talent ihn früher oder später berühmt machen würden. Wir sind sofort nachdem Harry weg war umgezogen und dann immer wieder, wenn es jemand rausgefunden hat. Anni war die einzige zu der ich Kontakt halten durfte. Ihre Eltern kannten meine. Anni war wie eine Schwester für mich, wie eine zweite Tochter für meine Eltern..." „und das beruhte auf Gegenseitigkeit", mischte sich Anni ein zweites Mal ein und ich tang mir das zweite mal ein Lächeln ab. „Tja, mein Bruder besucht mich jedes Jahr ein Mal, zwei mal wenn es passt. Und... das war's. Das ist die Geschichte warum nie öffentlich wurde, dass Harry eine Schwester hat. Ich hab seitdem Angst in geschlossenen Räumen zu sein. Meine Eltern, dass irgendwer rausfindet, dass der berühmte Harry Styles mein Bruder ist." Ich hob den Kopf und schaute Elena an. „Hast du noch Fragen?" Elena starrte mich mit offenem Mund an. Sie blinzelte ein paar Mal, dann sagte sie langsam, so als würde sie gar nicht realisieren, was sie sagen würde: „Dein... Dein Nachname?" „Ich hab den von meiner Mutter, Harry den von meinem Vater", antwortete ich.
Wieder blieb sie einen Moment still, dann holte sie tief Luft, schaute mich direkt an und sagte: „Tut mir leid. Mir war das alles... nicht klar." Dieses Mal war mein Lächeln echt. „Brauch es nicht. Wir haben es ja extra geheim gehalten. Ich wäre da auch skeptisch gewesen."
Wir saßen noch ein paar Minuten da, dann klopfte Anni mir auf die Schulter: „Wir müssen mal los. Die Jungs haben noch irgendwas vor, bevor Harry mich zurück bringt." Ich stand auf und nickte, wobei ich nicht daran zu denken versuchte, dass sie bald weg sein würde. „Klar", ich wandte mich an Elena. „Sehen wir uns morgen in der Schule?" „Ja", antwortete sie und wir umarmten uns zum Abschied. Anni hob die Hand: „Du bist echt in Ordnung." Elena schlug ein: „Du auch." Wir liefen los, nach Hause. Mal sehen was mein Bruder jetzt schon wieder vorhatte.

Als Anni und ich nach Hause kamen und ich die Tür aufschloss, war es dunkel im Haus. Ich schloss die Tür hinter mir und schnaubte: „Na klasse. Erst uns hierherbeordern und dann nicht da sein." „Stimmt doch gar nicht", flüsterte eine Stimme so dicht hinter uns, dass wir zuerst gleichzeitig aufschrien und dann anfingen zu kichern, als wir Louis erkannten der sich mit einem verschmitzten Grinsen hinter uns geschlichen hatte. Er hielt mir seinen Arm entgegen und deutete eine Verbeugung an: „Darf ich sie zu ihren Plätzen führen?" Ich kicherte immer noch, spielte aber mit und sagte: „Wenn sie das wünschen." Wir hakten uns bei ihm unter, Anni auf seiner anderen Seite, und er führte uns ins Wohnzimmer, dass die Jungs offenbar in Eigenregie umgebaut hatten. Der kleine Tisch war zur Seite geschoben, sodass vor dem Sofa eine freie Fläche war. Der Fernseher, sowie alle anderen Schränke die dahinter standen waren mit schwarzen Tüchern verhängt und die Rollos waren heruntergelassen, sodass es fast schon düster war. Rechts von uns war ein Teil des Zimmers abgeteilt, hinter dem ich leise Stimmen hörte und die anderen Jungs vermutete. Louis verschwand kurz in der Küche und kam mit einer Cola für jeden und einem Popcornbecher zurück, die er uns reichte. Danach verschwand er ebenfalls hinter dem Vorhang. Anni und ich warfen uns einen Blick zu. Ich ahnte, was gleich kommen würde und holte mein Handy heraus, um zu filmen. Immer wenn ich Fotos oder Videos hatte, die irgendetwas über meinen Bruder verraten könnten, blendete ich sie in meiner Galerie aus, sodass man sie nur finden konnte, wenn man wusste wo man suchen musste. Ich schaute sie mir oft an, besonders wenn ich mir mal wieder meinen Bruder an meine Seite wünschte. Doch darüber konnte ich mir später immer noch Gedanken machen, denn in diesem Moment kamen die Jungs hinter ihrem Vorhang heraus.

Die Jungs stellten sich vor uns auf, Harry in der Mitte, die anderen jeweils zu zweit neben ihn. Ich lehnte mich zurück, griff in die Popcorntüte und hob mein Handy. Naill strahlte uns an: „Also, was wollt ihr hören? Wir haben eine Stunde." „18", sagten Anni und ich gleichzeitig. Das war schon immer unser Lieblingslied gewesen. Wir schauten uns kurz an und grinsten. „Ok", sagte Harry und hob eine Hand, wie er es sonst mit dem Mikro machte, das er, wie ich jetzt erst bemerkte, durch meine Bürste ersetzt hatte. „Let the show begin!"
*nächster Tag*
Als ich am nächsten Tag in die Schule kam hatte ich Augenringe bis in die Kniekehlen, weil ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte. Der Nachmittag war wunderschön gewesen, wir hatten uns immer wieder Lieder wünschen dürfen, aber irgendwann mussten wir aufhören, damit Anni nicht zu spät nach Hause kam. Wir hatten bestimmt eine halbe Stunde gebraucht um uns zu verabschieden, natürlich nicht ohne zu weinen und uns zu versprechen wir würden uns bald wiedersehen. Die Jungs waren danach wirklich lieb gewesen und hatten versucht mich aufzumuntern, aber Anni fehlte. Wir hatten abends noch bis tief in die Nacht telefoniert - was auch der Grund war, dass ich so wenig Schlaf bekommen hatte. Elena begrüßte mich mit einer Umarmung und behandelte mich zu meiner Erleichterung nicht anders als vorher. Obwohl, ich bemerkte immer wieder Blicke von ihr. Als ich sie einmal dabei erwischte, lächelte sie nur und wandte sich ab.
Als unsere Geschi- bzw. Klassenlehrerin endlich den Raum aufschloss und uns einließ, ahnte ich noch nicht, dass mich gleich zwei Überraschungen erwarteten.

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt