Sie kaufen noch einige Vorräte bei den Händlern auf dem Markt, dann verlassen sie die Stadt durch das selbe Stadttor, durch das sie Llorkh am Morgen betreten haben. "Das andere Stadttor wäre dichter," meint Taliamee auf dem Weg zu Xavian. Der nickt knapp. "So sieht es aber aus als würden wir das Gebiet wie befohlen verlassen."
Ein ganzes Stück die Straße entlang, biegen die Gefährten ab und marschieren über kleine Feldwege und schließlich über die schwach bewaldete Ebene nach Osten. Bis zum Abend haben sie die letzten Höfe hinter ihnen gelassen und den Wald erreicht, der sich bis zum Fuß des Gebirges erstreckt.
Als sie sich gerade nach einem Platz für ein Nachtlager umsehen, bleibt Xavian auf einmal stehen und macht mit der Faust eine knappe Geste zu seinen Gefährten. Taliamee und Faron bleiben augenblicklich still stehen, nur Tia läuft in Xavians breiten Rücken. Während sie eine Entschuldigung stammelt, hockt sich der Wolfsmensch hin und betrachtet den Boden, kurz darauf schweift sein Blick quer zu ihrer Marschrichtung den Waldboden entlang, sein Ohr zuckt dabei. "Was ist los?" fragt Faron leise, während er seinen Bogen spannt und einen Pfeil auflegt. Xavian fährt mit der Zeigefinger-Kralle um einen Abdruck im Boden. "So eine Spur habe ich noch nie gesehen," meint er leise und schnuppert an der Erde die an der Kralle hängen geblieben ist. "Ihr?" Faron blickt unschlüssig zu Boden, Taliamee tritt neben ihn und hockt sich ebenfalls hin um die Spur auf die er zeigt genauer zu betrachten. "Ballen, vier pads, keine punktförmigen Abdrücke von Krallen. Breit auseinander, nicht schmal" murmelt sie vor sich hin, folgt Xavians deutenden Finger auf die anderen Abdrücke. "Nicht in einer Linie" sie klingt als würde sie einen Text zitieren. "Katzenartig" schließt sie. Xavian nickt. "Richtig." Er dreht den Kopf um sie anzublicken. "So eine große Katze habe ich aber noch nicht gesehen" meint er leise. Taliamee nickt, während Faron mit halbgespannten Bogen das Unterholz beobachtet und Tia sich mit gezogenen Schwert Rücken an Rücken mit ihm stellt.
Taliamee kniet sich hin, greift in eine Gürteltasche, dann in eine weitere, holt eine Schriftrolle raus, betrachtet sie kurz, steckt sie wieder weg und wühlt dann weiter in der Tasche, wobei ihr Arm bis zum Ellenbogen in der kleinen Tasche verschwindet. "Da!" meint sie schließlich, Xavians amüsierten Blick ignorierend. Mit ruckenden Bewegungen holt sie ein dünnes Buch aus dem Beutel und blättert darin, misst zwischendurch die Spur mit den Fingern aus. "Löwe" meint sie schließlich und tippt auf die Zeichnung einer Seite. "Ausgewachsenes Männchen. Und zwar ein verdammt großes." Sie klappt das Buch zu und steckt es wieder in die Tasche. "Gibt genug Wild hier" meint sie beim Aufstehen. "Also keine Bedrohung für uns, wenn wir es nicht provozieren."
Xavian blickt zu ihr hoch, im stehen ist sie kaum größer als er im hocken. "Und kannst Du mir auch sagen" meint er tonlos, "was ein Löwe hier zu suchen hat?" Sie erstarrt und blickt ihn an, das Bedürfnis unterdrückend sich selber zu treten. Löwen leben ausschließlich in den Shining Plains, der trockenen, ausgedehnten Steppe weit im Süden. Zumindest laut ihren Schriften, die sie gerade in Lehrer-Tonfall zitiert hat. "Nein" antwortet sie in entschuldigenden Ton.
Auch Xavian erhebt sich nun. "Ich folge der Spur, Ihr bleibt hier." Faron blickt ihn zweifelnd an. "Du solltest nicht allein gehen." Xavian schnaubt nur. "Ihr trampelt mir zu laut, aber meinetwegen." Er blickt Tia an und macht eine knappe Kopfbewegung. "Komm." Erfreut lächelnd steckt sie ihr Schwert in die Scheide und tritt hinter ihn. "Hälst Du das für eine gute Verstärkung?" fragt Faron zweifelnd. Xavian zuckt die Schultern. "Im Gegensatz zu Euch tritt sie nicht auf jeden Zweig sondern kann sich lautlos bewegen." Ohne weiteres Wort geht er leicht geduckt der Spur nach, ohne dabei ein Geräusch zu machen, sich stets in den Schatten der Bäume haltend, gefolgt von Tia. Faron und Taliamee blicken ihnen noch eine Weile nach und machen sich dann daran Feuerholz zu suchen und ein Lager vorzubereiten.
Vorsichtig pirscht sich Xavian durchs Unterholz, Tia mit Gesten dabei den Weg weisend wo sie ihm am bessten folgen kann, anerkennend ihre anmutigen Bewegungen zur Kenntnis nehmend.
DU LIEST GERADE
Die Gefährten des Lichts - Buch 1 - Abenteuer 1
FantasyDie Finsternis sammelt ihre Kräfte um in einer abgeschiedenen Region der Reiche die Menschen zu vertreiben. Nur eine kleine Gruppe seltsamer Gefährten kann das Unheil noch aufhalten - mit Mut, Magie und Klinge. Doch zu Beginn stehen ihre Geheimnisse...