Llorkh - 2/3

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Fragend blickt Taliamee ihn an, nachdem Tia gegangen ist. "Was meinte sie damit, Faron?" Unwillig zuckt er die Achseln, füllt eine Schale für sich und schiebt Xavian eine zweite hin. "Egal" meint er unwirsch. Misstrauisch nimmt Xavian die Schale, schnuppert kurz daran, knurrt abfällig und schiebt sie von sich.

Nachdem sie ein schnelles Bad genommen und frische Kleidung angezogen haben, treffen sie sich wieder im Schankraum wo der Offizier bereits auf sie wartet. "Trinkt noch ein Krug mit mir" winkt er sie an den Tisch, "der Statthalter empfängt Euch in einer Stunde."

Schweigend setzen sie sich zu ihm und nehmen die angebotenen Krüge. "Ihr kennt Euch?" fragt Taliamee nach einer Weile den Offizier mit einer Geste auf Xavian um das Schweigen zu brechen. Rasch blickt dieser zu dem muskelbepacktem Wolfsmensch der ohne eine Regung seinen Bierkrug mustert.

Der Offizier senkt den Blick auf die Tischplatte. "Ich war vor Jahren Teil eines Trupps, der Wegelagerer zur Strecke bringen sollte," beginnt er leise zu erzählen. "Wir haben zu spät bemerkt, daß ein dunkler Magier ein Pakt mit diesem Abschaum eingegangen war. Als wir sie angriffen, opferte er ihren Anführer um einen Dämon zu beschwören." Er schüttelt sich. "Schauderhafter Anblick. Er schrie, wärend sein Körper in dem Beschwörungskreis von innen heraus zerfetzt wurde und ein Dämon sich aus seinem Fleisch schälte." Er beißt die Zähne zusammen. "Er war unverwundbar. Unsere Waffen prallten an ihm ab, obwohl sie magisch waren, die Zauber unseres Magiers erreichten ihn nicht, die Bannkreise unseres Priesters verlachte er." Er nimmt seinen Krug und umklammert ihn, während er mit bitterer Mine hineinblickt. "Er tötete viele meiner Kameraden, während wir ihm nichtmal eine Ecke in seine Hörner schlagen konnten."

Regungslos schweigend hören Taliamee und Faron ihm zu, während Xavian desinteressiert an seinem Bier nippt. "Und dann?" fragt Taliamee gespannt. Ein Dämon der mit einem Menschenopfer beschworen wird? Das kann nur ein höherer Dämon gewesen sein, kein Wunder, daß die Waffen mit normaler Verzauberung ihm nichts anhaben konnten. Selbst ihre Zauber würden wohl zum Großteil nicht durchkommen. An wen sind die da nur geraten? Sie konzentriert sich wieder auf den Offizier, dessen Blick die Tischplatte nicht mehr zu sehen scheint.

"Kam er" fährt er mit grimmiger Stimme fort. "Keine Ahnung, wo er herkam, doch plötzlich kam er herbeigelaufen, mit einem riesigem Ungetüm von Wolf neben sich. Trieb den Dämon mit Hieben seines Großschwertes zurück in den Beschwörungskreis, während wir uns um die Banditen kümmerten." Fest umklammert er den Krug. "Als er die Kreatur in den Kreis getrieben hatte, verbannte er ihn." Aufgeregt unterbricht Taliamee ihn. "Wie das? Der Kreis ist der Fokus des dämonischen Zaubers der Beschwörung. Das ist kein Tor, welches offen steht." Knapp zuckt der Offizier mit den Schultern, während Xavian den Krug abstellt, aufsteht und sein Schwertgurt nimmt. "Er rammte sein Schwert in den Kreis", fährt der Offizier mit leicht zitternder Stimme fort. Dann rief er etwas in einer Stimme, die mir noch heute Schauer über den Rücken laufen lässt. Der Kreis glühte auf und verschluckte den Dämon. Diese Aura, die von ihm ausging, war..." der Offizier verstummt schaudernd. Xavian wendet sich zum Eingang. "Ihr seid wie Welpen in einen Kampf gestürmt, dem Ihr nicht gewachsen wart," knurrt er. "doch mich verurteilt Ihr, weil ich getan habe was getan werden musste." Dann geht er.

Erschrocken sieht Taliamee ihm hinterher und versucht zu verdauen, was sie da gehört hat, während Faron aufstehen will um ihm hinterher zu gehen. "Warte", sacht legt ihm der Offizier die Hand auf den Arm. "Er hat uns damals gerettet, dennoch bin ich mir nicht sicher, auf wessen Seite er steht."

Unwirsch zieht Faron die Hand weg. "Er hat an unserer Seite gekämpft." Er blickt zu Taliamee. "Was soll das hier?" Sie blickt ihn eine Weile schweigend an. "Um den Kreis zu aktivieren und den Dämon auf diese Weise zu bannen," setzt sie dann zu einer leisen Erklärung an, "brauchte es Dämonenmagie. Und die bekommt man nur als Gegenleistung für einen Pakt mit einem Wesen der Finsternis." Faron blickt sie erschüttert an. "Du glaubst Xavian ist ein Diener der dunklen Götter? Das glaube ich nicht. Warum hätte er uns dann helfen sollen." Er schweigt kurz. "Mein Lehrer sagte mir damals immer," fährt er dann mit bestimmten Ton fort, "beurteile eine Person..." Automatisch fährt Taliamee fort und vervollständigt den Satz, der ihr so oft gepredigt wurde "...nach seinen Taten, ich weiß, ich weiß." Sie zögert kurz, während der Offizier sie beide stirnrunzelnd mustert. "Du hast recht, ich spüre nichts Dunkles in ihm. Ich mag mich irren, doch er verdient es nach seinen Taten beurteilt zu werden, genau wie ich es für mich einfordere." Sie zuckt die Schultern und nickt Faron zu, der seinen Krug in einem Zug leertrinkt. "Wollen wir?" fragt dieser kurz darauf den Offizier, der sich nickend erhebt und aus dem Gasthaus führt.

Vor der Tür blickt sie sich suchend um. Ein ganzes Stück abseits, in Richtung des Stadttores, der entgegengesetzten Richtung zum Rathaus, sieht sie Xavian mit den Rücken zu ihnen an einer Mauer stehen. Rasch geht sie zu ihm hinüber und bleibt hinter ihm stehen. Kurz zuckt sein Ohr und dreht sich in ihre Richtung. "Was!" knurrt er, ohne sich umzublicken. "Das Rathaus ist da drüben, Knurri," sagt sie neckend. Langsam wendet er den Kopf und blickt sie über die Schulter an. "Kommst Du?" fügt sie freundlich hinzu. Nickend dreht er sich um und geht rechts hinter ihr her, als sie sich wieder dem Rathaus zuwendet. "Wie hälst Du die Kontrolle?" fragt sie neugierig, dabei auf sein Schwert zeigend. "Licht und Ehre" brummt er nur.

Wenig später führt der Offizier sie durch die prächtige Vorhalle des Rathauses zu dem prunkvoll eingerichtetem Büro des Stadthalters. Rote Teppiche bedecken den Boden, schwere Bokatvorhänge hängen vor den Bodentiefen Fenstern. Bücherregale säumen die Wände, in einem großen Kamon flackert ein gemütliches Feuer. Hinter dem riesigen Schreibtisch aus verziertem Eichenholz empfängt sie sitzend der Statthalter.

"Grüße Reisende" brummt er ungehalten. "Ihr bringt Kunde der Gegner?" Empört blickt Taliamee ihn an. Nichtmal zum platznehmen hat er sie eingeladen. Wie Bittsteller lässt er sie hier stehen, wo sie seinen Leuten doch den Arsch gerettet haben. Gerade holt sie tief Luft, da berührt Faron sie sacht am Arm. "Gewiss, Statthalter," antwortet er gelassen. Dann berichtet er in knappen Sätzen von dem Überfall auf den Hof, den Gegnern und ihren Beobachtungen.

"Bist Du fertig mit Deiner Geschichte?" brummt der Statthalter als Faron endet. "Lächerlich!" faucht er dann. "Geflügelte Echsen, die sich auflösen wenn sie erschlagen werden? Ihr habt wohl zu tief ins Glas geblickt. Wer soll den Unsinn denn glauben." Sein Blick wandert zu dem Offizier, der hinter ihnen steht. "Was soll das, Hauptmann, warum verschwendest Du meine Zeit mit diesen Scharlatanen?" Der Offizier räuspert sich unbehaglich. "Herr," wagt er einzuwenden, "ich denke, Ihr solltet..."

"Schweig!" donnert der Statthalter wütend. "Was wagst Du es mir vorschreiben zu wollen, was ich zu tun habe!" Wütend faucht Taliamee ihn an. "Wir sind keine Scharlatane. Ich bin Taliamee, die stärkste Magierin in dieser Stadt. Wie könnt Ihr mein Wort in Zweifel ziehen." Während das Gesicht des Stadthalters rot anläuft berührt Faron sie erneut am Arm. "Verzeiht, Statthalter. Was wir sagen wollten war, daß wir Euch helfen können, dieser Bedrohung Herr zu werden und...".

Die Faust des Statthalters kracht auf den Tisch. "Genug!" brüllt er. "Hauptmann, entfernt dieses Pack aus meinem Rathaus. Ich will, daß sie bis zum Abend die Stadt verlassen haben." Wütend sieht er ihnen nach als der Offizier sie herausführt. "Wagt es nicht, Euch in meiner Stadt noch einmal sehen zu lassen," faucht er ihnen hinterher.

"Das lief ja nicht so gut" meint Faron mit fröhlicher Stimme während der Offizier sie durch die Eingangshalle geleitet. "Was stimmt mit dem Kerl nicht," faucht Taliamee. "Will er, daß seine Leute abgeschlachtet werden?" Ihr wütender Blick streift zu Xavian. "Kann die Stadtverteidigung verhindern, daß sie hier eindringen?" Der Wolfsmensch peitscht nur kurz mit dem Schwanz. "Nein" brummt er knapp. "Eben!" ereifert sich Taliamee. "Von den Höfen gar nicht zu reden. Und der Kerl hat uns nicht einmal zugehört!" Wütend schnaubend tritt sie durch die Eingangstür, stemmt sich auf das Geländer der großen Treppe davor und blickt über den Marktplatz. Leise tritt Xavian hinter sie und legt ihr sanft seine gewaltige krallenbewehrte Pranke auf die Schulter. "Wir können ihnen nicht helfen, wenn sie sich nicht helfen lassen wollen, Taliamee" sagt er sanft. Verbittert nickt sie.

Leise räuspert sich der Offizier hinter ihnen. "Bitte kommt, ich bringe Euch zurück zum Löwen." Schweigend folgen sie ihm.

Die Gefährten des Lichts - Buch 1 - Abenteuer 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt