Llorkh - 3/3

2 0 0
                                    

Eine halbe Stunde später kommen sie mit ihren Rucksäcken die Treppe von den Gästezimmern herunter in den Schankraum wo sie der Offizier bereits erwartet. "Bitte esst noch zu Mittag, werte Reisende. Ich habe ein Mahl für Euch zubereiten lassen." Taliamee faucht ihn an. "Wozu. Dein Städtischer Vollpfosten hat uns rausgeworfen, schon vergessen?" Der Offizier zuckt zusammen und verzieht gequält das Gesicht. "Er ist mein Herr, ich bin ihm zu Treue und Gehorsam verpflichtet. Er sagte aber 'Bis zum Abend', bis dahin ist noch Zeit." Er senkt den Kopf. "Bitte. Als Dank für Euren Bericht, sei er nun wahr oder nicht." Gereizt wirft Taliamee den Kopf in den Nacken, woraufhin Faron nur nickt.

Mit einer Geste führt der Offizier sie in einen Nebenraum in dem ein großer Tisch für sie gedeckt ist. "Bitte. Setzt Euch. Ich komme nachher wieder um noch einige letzte Worte mit Euch zu wechseln." Noch immer wütend starrt Taliamee ihn an, während Xavian gleichgültig das Mahl betrachtet und eine Keule von dem gebratenen Vogel abreißt, der Mittig auf dem Tisch steht. Kurz schnüffelt er an dem Fleisch, dann beißt er hinein und lässt sich auf einen Stuhl fallen, daß er ächzend knarrt. Mit einer knappen Verbeugung zieht der Offizier sich zurück.

"Toll" faucht Taliamee. "Und jetzt?" Faron zuckt die Schultern und rückt ihr einen Stuhl zurecht. "Essen wir."

Nachdem der letzte Gang abgetragen ist und sie mit einem Weinglas in der Hand versuchen zu entspannen, kehrt der Offizier zurück, in Begleitung einer jungen Frau in dem prächtigen Kleid einer Adligen. Faron erhebt sich sofort, Taliamee folgt seinem Beispiel mit mürrischer Mine, während Xavian sich mit einem Zahnstocher die letzten Fleischreste aus den Zähnen pult und dabei den großen Sack mustert, den der Offizier trägt.

"Darf ich Euch Lady Zahire vorstellen, die Tochter des Stadthalters?" 'Jetzt wird es interessant' denkt sich Taliamee, während sie eine knappe Verbeugung vor der jungen Frau macht, während Faron neben ihr einen formvollendeten Kratzfuß macht. "Es ist mir eine Freude Euch kennenzulernen, Lady Zahire". Leise lacht diese auf und lächelt ihn an, macht einen Knicks vor ihm. "Ihr seid es wirklich, Prinz Faron. Willkommen in Llorkh." Der Zahnstocher erstarrt als Xavian Faron fixiert, auch Taliamee wirft ihm einen überraschten Blick zu. Zahire zögert als Faron ein Seufzen von sich gibt. "Hätte ich das nicht sagen dürfen?" fragt sie, etwas unsicher.

"Schon in Ordnung," antwortet Faron nur seufzend. Mit einer anmutigen Bewegung setzt Zahire sich an den Tisch, auch Faron und Taliamee setzen sich wieder, der Offizier bleibt hinter dem Stuhl der Lady stehen.

"Ich möchte Euch zunächst um Verzeihung bitten," eröffnet Zahire das Gespräch. "Mein Vater... er ist nicht mehr der Selbe seit... diesem Vorfall." Taliamee zieht fragend die Braue hoch. "Welcher Vorfall?" Der Offizier räuspert sich kurz. "Wir fanden Hinweise auf die Herkunft der Angreifer. Lord Zharak, der Stadthalter, sammelte einen Trupp der bessten Kämpfer und Jäger und führte sie in das Gebiet." In die eintretende Pause fragt Xavian nur trocken "ging nicht gut aus?" Der Offizier wirft ihm einen wütenden Blick zu. "Nein," antwortet er, wieder an Taliamee und Faron gewandt. "Der Stadthalter war der einzige Überlebende. Wir fanden ihn bewusstlos und verletzt unter den Leichen seiner Wachen." Taliamee seufzt leise. "Mein Beileid für den Verlust so vieler guter Leute." Dann heftet sie ihren Blick wieder auf die Lady. "Dennoch verstehe ich sein Verhalten nicht. Müsste er nicht über jede Hilfe froh sein, wo Ihr so viele Leute verloren habt?" Lady Zahire nickt schwach. "Eigentlich schon. Er war immer stark und selbstbewusst, voller Drang dieses Tal und die Menschen zu verteidigen. Doch nun... es hat ihn seine Ansichten ändern lassen. Er arbeitet daran die Stadt und das Tal evakuieren zu lassen." Sie blickt auf die Tischplatte, während die Gefährten sie erstaunt anblicken. "Das mag das klügste sein, doch darum geht es nicht. Viele werden ihm folgen, sehr viele jedoch nicht. Die Wache müssten die Abreisenden schützen, genau wie jene, die hier bleiben."

Die Gefährten des Lichts - Buch 1 - Abenteuer 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt