"I don't wanna be you, anymore" - idontwannabeyouanymore, Billie Eilish
Das Atmen fällt mir schwer und meine Finger zittern unkontrolliert, als sich die automatische Schiebetür vor meinen nervös aufgerissenen Augen öffnet und ich in den Eingangsbereich des örtlichen Schwimmbads sehen kann.
Schluckend schultere ich meine Sporttasche und rücke sie zurecht, wobei mein Blick gehetzt durch das Foyer huscht, das zu meinem Leidwesen gut besucht ist.
Schon als ich es betrete, meine ich, stechende Blicke auf mir zu spüren und die gehässigen Stimmen der Umstehenden über mich reden zu hören. Am liebsten will ich auf der Stelle umkehren, doch ich zwinge mich verbissen einen Fuß vor den anderen zu setzen und habe es nach endlosen Sekunden dann auch fast bis zum Empfangstresen geschafft.
Ein paar Minuten muss ich hinter einer fünfköpfigen Familie und einem alten Herren in der Schlange warten, bis ich an der Reihe bin und mit rasendem Herz zu der hübschen, dunkelhaarigen Frau hinaufsehe, die gerade geschäftig auf einer Computertastatur herumtippt.
"G-Grüß Gott, ich bin hier, weil mich meine Mutter fürs Schwimmtraining angemeldet hat", presse ich mühevoll hervor und die Dame dreht den Kopf zu mir, wobei sie ihre Brille hochschiebt und ich mit einem flinken Blick auf ihren T-Shirt-Anstecker in Erfahrung bringe, dass ihr Name Kendall Jenner ist.
"Hallo, möchtest du denn eine Tageskarte haben oder gleich eine für die ganze Saison?", fragt sie freundlich und ich atme erleichert aus. Die erste Person hier ist schon einmal nett, was mich hoffen lässt.
"Eine Tageskarte bitte, ich... ich muss erst sehen, ob es mir gefällt", murmle ich und wende den Blick ab, weil es mir furchtbar peinlich ist, wie ich mich hier gebärde und dass ich erzählt habe, dass ich mich nicht einmal selbst angemeldet habe.
Mir ist bewusst, dass es meine Mutter nur gut mit mir meint und einfach verhindern möchte, dass ich weiter zunehme, doch trotzdem ist ein Schwimmtraining weit außerhalb meiner Komfortzone und ich weiß jetzt schon, dass ich hiervon alles andere als begeistert sein werde.
"Das macht dann £2,5", sagt die schöne Kendall gerade und ich krame mit schwitzigen Fingern das Geld zusammen, das ich ihr ein wenig beschämt in die Hand drücke und mein ganzer Körper versteift sich, als ich plötzlich eine bekannte Stimme neben mir vernehme.
Mit einem dicken Kloß im Hals drehe ich den Kopf ein Stück nach rechts und erblicke meinen Klassenkameraden Zayn Malik, der den Arm lachend um ein blondes Mädchen gelegt hat und wie immer atemberaubend gut aussieht. Er hat eine schwarze Sporttasche umgeschnallt und wird flankiert von Nick Grimshaw und einem blonden Jungen, den ich nicht kenne. Glücklicherweise bemerken sie mich nicht, sonst hätte ich mich vermutlich schon einer Tracht verbaler Prügel unterziehen können, bevor ich das Schwimmbad überhaupt richtig betreten habe.
"Hier ist deine Eintrittskarte. Weißt die denn, wie du zu den Becken kommst?" Hilfsbereit blickt Kendall mich an, als ich das bedruckte Stück Papier entgegennehme, und schenkt mir ein weiteres Lächeln, das ich unsicher erwidere.
"Nein, i-ich bin hier noch nie gewesen", gestehe ich, schlucke meine aufkeimende Angst hinunter und mache einen Schritt zurück, als sie hinter dem Tresen hervorkommt, ein Schild aufstellt, welches einem mitteilt, dass gleich wieder jemand hier sein wird, und mit mir zu den Drehkreuzen geht, wo sie mir zeigt, wie ich meine Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz in einem Automaten stecke.
Sobald ich es geschafft habe, atme ich erneut tief durch und hake in Gedanken den ersten Schritt des Unterfangens ab.
"Wenn du durch den linken Gang gehst, kommst du direkt ins Freibad, aber das Training findet momentan noch im Hallenbad statt", erklärt Kendall und geleitet mich durch zwei weitere Schiebetüren hinein in einen großen Raum mit lauter Spinden, die alle paar Meter eine neue Farbe haben. "Such dir einen freien Spind, wirf Kleingeld hinein und zieh dich um. Du kannst deine Sachen hier unten lassen und wenn du fertig bist, sperrst du mit dem Spindschlüssel ab und bindest dir das Armband um oder gibst es in deine Tasche." Sie deutet auf die roten Bänder, die an den in den Spinden steckenden Schlüsseln hängen, und ich nicke verstehen, wobei sich der Griff um den Henkel meiner Sporttasche verfestigt.
"Um die Ecke sind die nach Geschlecht getrennten Duschen, damit du dir das Chlor wieder abwaschen kannst, und ein Desinfektionsmittel für die Füße. Bei solcher Feuchtigkeit und Wärme können sich Bakterien leicht verbreiten und du willst bestimmt keinen Fußpilz oder Dornwarzen bekommen." Kendall streicht sich ihre Haare hinter die Ohren und lacht bei ihren Worten auf. "Und wenn du die Treppe hinaufgehst kommst du ins Hallenbad."
Neben ihr fühle ich mich beinahe noch dicker, als ohnehin schon, denn sie ist unglaublich schlank und ich bin mir sicher, dass ich mindestens dreimal so schwer bin wie sie. Schnell wende ich wieder den Blick von ihrem flachen Bauch ab und bedanke mich schüchtern bei ihr.
"Gar kein Problem. Ich würde dir ja gerne weiter helfen, weil du so unsicher aussiehst, aber ich muss leider wirklich zurück, sonst bekomme ich noch eine Rüge vom Chef. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei deinem ersten Training."
"Dankeschön", seufze ich wenig motiviert und tapse zu einem violetten Spind mit der Nummer achtundzwanzig davon, wo sich zumindest momentan keine anderen Menschen tummeln und ich ganz gut vor den Blicken anderer geschützt bin.
Ich werfe eine Münze in den Spind, stelle meine Schuhe hinein und krame meine schwarze Badehose aus der Tasche, mit der ich in eine graue Umkleidekabine verschwinde. Meine Nervosität nimmt von Sekunde zu Sekunde zu und als ich dann nur noch mit meinen Adidas Badeshorts vor dem Spiegel in der Kabine stehe, möchte ich am liebsten nie mehr nach draußen gehen und mich hier an Ort und Stelle weinend vor der Welt verstecken. Ich war schon als Kind nicht unbedingt dünn, doch irgendwann hat das ganze Überhand genommen und jetzt bringe ich bei einem Meter fünfundsechzig knapp siebenundsiebzig Kilo auf die Waage, womit ich nicht viel übergewichtig bin, aber leider so, dass es nicht unbemerkt bleibt und meine Mutter mir vorsichtig dazu geraten hat, mich sportlich zu betätigen, um dem entgegenzuwirken.
Und da Schwimmen die Gelenke nicht unnötig belastet und auch sonst ein recht gesunder Sport ist, hat sie mich mehr oder weniger dazu genötigt.
Vielleicht ist das auch besser so, muss ich zugeben, als ich in der Spiegelung meinen Bauch betrachte, der ein gutes Stück über den Bund der Badehose hinausguckt und wirklich alles andere als nach dem aktuellen Schönheitsideal für Männer aussieht.
Unzufrieden mit mir selbst verlasse ich die Umkleide wieder, werfe meine Kleidung in den Spind zu den Schuhen und meiner Tasche, drehe den Schlüssel herum, ziehe ihn ab und lege mir das Armband um.
Mit dem Handtuch fest in den Händen und schützend vor meinen Bauch gepresst, schlüpfe ich in meine Badeschlapfen und mache mich auf den Weg zu den Schwimmbecken, die einen Stock höher liegen, weshalb ich eine breite Steintreppe hinaufgehen muss und mich zwischen einem Gesellschaftsbecken und einer undurchsichtigen Glasfront wiederfinde, hinter der sich laut Aufschrift der Bademeister verbirgt.
Eine Gruppe Teenager geht plappernd und lachend an mir vorbei, ohne mich zu beachten, und weil sie allesamt gut trainiert aussehen, schleiche ich ihnen unsicher hinterher, vorbei an den Toiletten und zu einem großen Sportbecken, von welchem ein Teil mit einer langen rot-weißen Plastikkette abgegrenzt worden ist.
Ob das für das Schwimmtraining ist?
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Hallo und willkommen zu meiner neuen Geschichte :)
Ich freue mich sehr auf die gemeinsame Zeit mit euch und hoffe ihr begleitet Louis und Harry hier mit mir.
Habt einen schönen Tag
Maybe[1250 Wörter]
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Fearless || larry stylinson fanfiction
FanfictionWieso schämt man sich für etwas, das absolut nicht peinlich ist? Wieso ist es schlecht, anders als die anderen zu sein? Weil uns die Gesellschaft suggeriert, dass gewisse Dinge "richtig" und andere "falsch" sind? Weil man schlank und hübsch sein m...