In deinen Armen

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"Du? ..Du steckst mit Raphael unter einer Decke? Aber ...aber wieso? Ich dachte du bist sein Freund?", knurrte Alec verächtlich und wusste nicht ob es ratsam war sich zu bewegen und eine Kugel zu kassieren oder nichts zu tun und Magnus weiter leiden zu lassen. Im Zwiespalt mit sich selbst stand der Schwarzhaarige nur da und sah aus den Augenwinkeln wie Jonathan an ihm vorbei preschte, sich auf Raphael warf und ihm schlagen wollte. Doch wurde er aufgehalten von zwei riesigen Schränken, die ihn kleffend wie zwei tollwütige Rottweiler, an den Armen hielten, während Raphael ihm einen Fausthieb in die Magengrube gab. Jonathan gab ächzend unter dem Schmerz nach und kam zu Boden. Jetzt hatte selbst Alec mit ihm Mitleid und nutzte kaum später den Überraschungsmoment, der entstand als Theayoung versuchte den Rothaarigen aufzuhalten. Alec agierte schnell. Wie beim Schwimmen. Er war windig und flott. Wandte sich kurzerhand zur Seite, ging in die Hocke und zog dem Koreaner den Körper durch einen gezielten Kick mit seinen langen Beinen weg. Dieser strauchelte und fiel rücklings zu Boden. Dies gab Alec die Gelegenheit sich auf ihn zu werfen und nach der Pistole zu langen. Eine böse Rangelei begann, wobei sie über den Boden rollten, hier und da irgendwo anstießen und sich so immerzu die Waffe gegenseitig abnahmen; bis  sich ein Schuss löste und beide Männer letztlich erschrocken Inne hielten.

Blut... Blut überall...an Alecs Händen, der Waffe und auf dem Boden. Erschrocken und taub vor Starre fuhren seine Blicke langsam umher. Der ganze Raum war erfüllt von einer erdrückende Schwere die ihn kraftvoll zu Boden drücken schien. Doch sein Körper hatte was anderes vor. Alec sah wie seine Beine fest aufrecht standen. Nicht einmal zitterten und ihm den nötigen Halt geben. Sein Oberkörper war ruhig, auch wenn dein Herz raste. Das Blut durch seine Ohren rauschte und der Puls sich wie ein Sambatänzer rhythmisch und wild bewegte. In seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Das Pure Nichts in tiefer Symbiose mit dem absoluten Chaos. Jedoch einem ruhigen. Nicht diesem wilden Chaos, ähnlich dem Lärm von NY zu Rushhour, nein eher so verdächtig ruhig, wie das Warten eines Serienmörders, der nur darauf brennt nach langer Planung sein Opfer schön, still und heimlich umzubringen. Ein Mörder? War er einer? Natürlich. Das stand außer Frage. Doch würde er es erneut tun? So wie damals bei seinen Eltern? Aber in wie fern war dieser Alec der, der nun die Waffe hielt und sie auf Theayoung richtete? Der andere lag zusammen gekauert auf dem Boden und bat ihn, Angst erfüllt, dass er ihm bitte nichts antat. Aber davon bekam der Schwarzhaarige kaum was mit. Die Stimme des anderen war leise, scheinbar unsagbar weit weg. Dennoch so laut und direkt vor ihm. Was sollte Alec tun? Ihn laufen lassen, obwohl er mit schuld war, das  sein Kumpel verschleppt und misshandelt wurde? Oder sollte er dem ganzen hier und jetzt ein End bereiten und riskieren nun doch ins Gefängnis zu wandern? Immerhin käme Magnus frei, wenn er ihn hier erledigen würde und Raphael,...gleich mit? Vielleicht....er hatte es nicht anders verdient. Jonathan bot keine Gefahr. Nicht in diesem Sinne. Also durfte er weiter leben.

Alecs Hand schwenkte abwechselnd zwischen Raphael und Theayoung hin und her und je länger es dauerte um so intensiver wollte der Finger am Anzug endlich zum Zuge kommen. Dann endlich war es soweit. Der langen schmalen Finger am Abzug zuckte kraftvollzurück und zog den Riegel eng zu sich nach hinten. Der darauf folgende Knall war laut und traf. Aber weder Raphael noch den Koreaner. Der Schuss krachte in die Fliesen genau neben Theayoungs Kopf, der sich Just in diesem Moment vor Angst eingenässt hatte. Das Alec wirklich schießen würde, damit  hatte er nicht gerechnet. Er wollte ihn psychisch fertig machen, da Magnus ihm vor einer Weile voller Sorge und viel Alkohol erzählt hatte was Alec so mit sich anstellte. Er wusste auch, was Alec seinen Eltern angetan hatte und doch gelang es ihm nicht ihn so fertig zu machen, das er auf ihn schoss und riskierte ins Gefängnis zu kommen. Der Schuss ging durchaus auf Theayoung gerichtet und doch nur daneben. Leider würde man auf der Waffe sowohl Alecs Fingerabdrücke als auch die des Koreaners. Aber er würde es so hinstellen, dass Alec schuld an allem war. Sie alle bedrohte und sie sich nur wehren mussten. Theayoung kannte einen spitzen Anwalt der ihm da sicher gegen einen kleinen Sold helfen würde. War Alec erstmal aus dem Weg geräumt, war die Leiche in Jonathans Keller dran. Der hatte sicher Dreck am Stecken. Schaffte es Theayoung auch ihn zu erledigen, würde er sich um Magnus kümmern. Liebevoll. Voller Hingabe und natürlich ganz ohne Hintergedanken. Er würde sich ihm nähern. Magnus müsste sich in ihn verlieben. Die Zukunft würde so toll aussehen, wenn da nicht in diesem Moment die Tür aufsprang und eine tiefe und Laute Stimme nach Alec rief.

"jace?!", kam es als irritierte Antwort und auch die anderen waren mehr als verwirrt. Der Blonde jedoch kam eilig näher und nahm Alec ganz sachte die Pistole weg. Erst jetzt fiel dieser wie ein marodes Kartenhaus in sich zusammen und ließ sich zu Boden gleiten. Schluchzend und zitternd wie Espenlaub hing er in Jace' Armen und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Das war doch alles absurd. Total krank und gestört. Das alles. Raphael,.... Theayoung....Magnus.....MAGNUS? Oh Gott. Was war mit Magnus? Ruckartig riss Alec den Kopf nach oben und sah mit an, wie Raphael in Handschellen von zwei Polizisten abgeführt wurde. Genau wie der junge Koreaner, der immerzu Mantra artig "ich sage nichts ohne meinem Anwalt" vor sich her murmelte. Nur Jonathan blieb ruhig. Atmete tief und gelassen, hatte zugesehen, wie man Magnus von den Ketten gelöst hatte und ihn schließlich in den Arm genommen. Sanft und ruhig wiegte er diesen nun an seiner warmen Brust, die von Tränen getränkt war. Blut, Tränen und Schweiß vermischten sich auf seinem hellen Shirt, doch das war ihm egal. Die Hauptsache war, das es Magnus nun gut ging. Einige Augenblicke später erschienen zwei Sanitäter und brachten ihn auf einer Liege weg. Für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden Männer und Alec spürte zum ersten Mal seit langem, dass es da etwas gab, etwas das in ihm ruhte und endlich auszubrechen drohte. Sein Herz war schwer und seine Beine trugen ihn fast automatisch zu dem dunkelhaarigen. Jonathan wollte gerade mit fahren, als er jedoch die Blicke der anderen beiden sah, wahrnahm was in der Luft lag und sich schweren Herzen zurück hielt. So wie Magnus Alec ansah, mit welcher Intensität, welcher Leidenschaft und Tiefsinnigkeit.... Jonathan war zwar ein schlechter Verlierer doch was sollte er da tun? Magnus hatte nur Augen für den anderen und Alec? Er sah in dessen tief blaue Augen und musste abermals leicht zu sich selbst nicken. Das hatte er verloren. Sowohl die Schlacht als auch den Krieg. Niedergeschlagen zog er sich zurück und ließ Alec zu dem anderen. Der schwarzhaarige warf sich müde um Magnus' Hals der nun auf der Bare im Auto lag. Schwach, müde und kraftlos hing er auf der Bare und wartete darauf daß es ins Krankenhaus ging. Alec würde seinem Kumpel nicht mehr von der Seite weichen, denn eines war mittlerweile klar ...Magnus bedeutete ihm viel mehr als nur ein guter Freund es tat!

Schwimmen für die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt