Fast wie früher.....nur etwas anders

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~~~ 5 Jahre später ~~~

Magnus Lightwood-Bane fuhr den schwarzen Bandley vor, parkte und stieg gelassen aus. Die warme Sonne schien angenehmen auf das dunkle, gestylte Haar mit dem schönen silbernen Glitzer,der so herrlich zu den ersten grauen Haaren des Mannes passte. Die letzten Jahre hatten leider dafür gesorgt das diese unliebsame Farbe schneller kam als er wollte und doch trug er sie mit Stolz und Würde. Ruhigen Schrittes ging er zum Kofferraum, öffnete den riesen schwarzen Deckel und nahm das zusammen faltbare Vehikel heraus, welches er zur Beifahrertür schob, diese öffnete und den Mann mit der wilden schwarzen Mähne hinein hob. Auch hier machten sich die ersten mellierten Farbaplikationen bemerkbar. Jedoch hatte sich die Frisur über die letzten Jahre ein wenig verändert. Die wilden, wuscheligen Haare waren kürzer, die Seiten bis auf 3 mm herab gestutzt und das Haupthaar zu einem aufregenden Irokesen herauf gegeelt. Eine Frisur die sehr gut zu der Narbe über seinem Linken Auge passte. Die Tätowierung eines schwarzen Panthers am Hals rundete neben dem silbernen schweren Ohrring am linken Ohr, das gesamte Bild ab. Magnus lächelte und küsste ihn sanft auf die Wange,  schloss die Tür der Beifahrerseite und nach einem kleinen Piepen war der Bandley wieder verriegelt. Magnus nahm die Griffe des Rollstuhls und fuhr seinen Ehemann zur bekannten weißen Tür des bekannten kleinen amerikanischen Vorstadthäuschen mit der bekannten weißen Außenfassade. Umringt von dem herrlich, satt grünen Rasen, den man scheinbar akkurat mit Kamm und Fingernagelschere im Zaum hielt. Links und rechts von der Tür saßen kleine bunte Elfen aus Stein auf einer weißen Marmorkugel und hielten jeweils eine Schale in der Hand, aus der wunderschöne, gelbe und blaue Blumen wuchsen. Das war eindeutig das Werk einer Frau. Magnus wurde bei diesen Farben gleich immer ganz warm ums Herz. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen, als sie nun da standen und er seinen schwarz-lackierten Zeigefinger auf den kleinen runden Nippel legte, ihn liebevoll drückte und wenig später ein lautes Klingeln im Haus zu vernehmen war. Jetzt hieß es ein wenig warten, bis sich die weiße Holztür nach innen öffnete und eine kleine Frau, kaum größer als 1.55m mit kurzen roten Haaren und grünen Augen vor ihnen stand. Magnus erlebte gerade ein kleines Dejavu. Doch dieses Mal war etwas anders. Waren es die Haare, die deutlich kürzer waren als damals? Oder lag es daran daß sie damals diesen, in seinen Augen, hässlichen Babybauch hatte der das vermeintliche Kind seines Schwarms in sich trug. Nein...nein denn beim näheren Hinsehen gab es keinen Bauch. Also wohl auch kein Baby. Aber was war es dann? Schlagartig wurde es Magnus klar. Die Tatsache, dass Alecsander nun auf der anderen Seite der Türschwelle stand war das Corpus Delicti. Damals hatte er seine Hand an ihrer Hüfte, während sie ihre kleinen zarten Finger auf ihrer Melone liegen hatte, eingehüllt in ein hell blaues Kleid, dass ihr so überhaupt nicht stand und sie so unendlich alt und fett aussehen ließ. Aber das war damals. Das war Vergangenheit und vergessen. Nun stand Clary vor ihnen mit diesem frischen kurzen Haarschnitt, den knackigen Jeanshotpans und dem bauchfreien schwarzen Oberteil, welches jeden kleinsten Zentimeter ihrer hellen, von Sommersprossen besprenkelten Haut, Preis gab. Sie wirkte athletisch, dynamisch und vor allem fröhlich. Das kleine Mauerblümchen vor fast 6 Jahren war verwelkt und hatte der stolzen Rose den Vortritt gelassen. Ihre leuchtenden Augen musterten kurz den schillernden Mann vor ihr, der nach Jahren seinem Stil treu geblieben war und dann noch den anderen Mann, im Rollstuhl, der um einiges wilder aussah als früher. Aber die letzten Jahre mussten ihn wohl massiv gezeichnet haben. Was natürlich selbst verständlich war. Denn der dritte Mann im Bunde, der gerade an die Tür getreten war, sah Alec Lightwood äußerlich ähnlich. Wahrscheinlich lag es am Ausdruck in ihren Augen oder dem gemeinsamen Tattoo am Nacken? Optisch war nichts mehr von dem ruhigen Jace Wayland von früher vorzufinden. Das Tattoo am Hals, die drei silbernen Stecker am linken Ohr, die unzähligen Narben, welche nicht nur sein Gesicht zierten, der silberne Ring über seiner rechten Augenbraue und der passende Haarschnitt machten das Gesamtbild eines klassischen Draufgänger perfekt. Die Haare waren lang geworden. Undercut und Pferdeschwanz mit leichten silbernen Fäden im Haupthaar ließen ihn interessant und ein wenig gefährlich wirken. Bei genauem Hinsehen bemerkte Magnus jedoch das etwas anders war. Noch etwas anders als früher. Hätte Jace ihm zur Begrüßung nicht seine Hand gereicht, währe es ihm wohl nicht so schnell aufgefallen. Nicht der goldene Ring an seinem Finger war das verstörende sondern eher die Tatsache, dass neben seinem Ringfinger kein weitere Finger mehr war. Nur noch ein kleiner Stumpen.

Irgendwie konnte Magnus nicht aufhören zu starren, bis Clary sich laut räusperte und sie ins Haus einlud. Jace grinste breit. Wenigstens war das geblieben und schob Magnus ein wenig von Alec weg, schnappte sich die Griffe des Rollstuhls und schob seinen Kumpel gut gelaunt ins Haus. Sie hatten sich eine ganze Weile nicht mehr gesehen und das musste nun gefeiert werden. Zwar waren nicht mehr alle da, aber es sollte dennoch toll werden. Clary stand noch ein wenig neben Magnus, ehe sie sich sanft in seinen Arm hakte. "Ich denke sie werden sich einiges zu erzählen haben. Weißt du....Jace kam nach 2 Jahren bereits zurück und als ich sah was aus ihm geworden war, hatte ich Angst das er wieder...naja...das es wieder schlimmer werden würde. Aber er hat im Gefängnis gemeinsam mit Alec einen Drogenentzug gemacht und hart an seiner Zukunft gearbeitet. Ich konnte ihn oft besuchen und es gab sogar Zeiten in denen wir ungestört sein konnten. In diesen 2h haben wir vergessen wo wir waren und alles um uns herum ausgeblendet. Es waren die schönsten Stunden die wir in diesen Jahren hatten und doch bin ich überglücklich ihn endlich wieder an meiner Seite zu haben. Weißt du....er geht sogar wieder schwimmen. Regelmäßig und ein Job als Sportlehrer steht ihm auch wieder in Aussicht. In einigen Wochen endet seine Therapie und ...sagen wir Mal so...dann ist er ein freier Mann mit einem neuen Leben." Magnus hörte Clary aufrichtig und ruhig zu. Verblasst war der ganze Hass und die Wut von damals. Hatte nicht auch Clary ein glückliches Leben verdient? Doch hatte sie. Sie alle hatten es. Der dunkelhaarige nickte ruhig.

"Wir hatten leider nicht so viel Glück wie ihr. Nachdem Alec gegangen war musste ich wieder an meine Schule denken. Ohne meinem Partner wurde es ein wenig schwerer. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Versank in noch mehr Arbeit. Nicht einmal das Schwimmen, das ich so sehr liebe, half mir. Doch noch bevor die Depressionen mich vollkommen eingenommen hatten, machte ich das einzig richtige für mich....einen Schlussstrich. Ich schloss die Schule und verkaufte mein Haus um nach Amerika zu gehen. Dort, wo ich war, hielt mich nichts mehr. Dort wollte ich nicht mehr sein. Zudem musste ich mich um Isabel kümmern. Das hatte ich ihrem Bruder fest versprochen. Wir suchten gemeinsam einen neuen Therapieplatz und gegen ihren anfänglichen Unmut, zog ich bald mit ihr zusammen. Es dauerte lange, sehr lange bis die Trauer über Simons Tod überwunden war und sie sich jemandem öffnete. Ich drängte sie nicht. Keinesfalls. War froh als sie von sich aus auf mich zu kam und sich allmählich eine enge und sehr gute platonische Freundschaft entwickelte. Isabel ist für mich wie eine Schwester, die ich nie hatte. Während der Therapie lernte sie vor einigen Monaten eine junge Dame kennen. Ihr Name ist Maia. Schnell wurde sie der neue Fels in Isabela Brandung. Ehm...naja..das meine ich nicht nur sinnbildlich. Aber ich glaube es passt ganz gut. Sie sind gemeinsam glücklich und geben sich gegenseitig Halt und Kraft. Ich selbst suchte mir alsbald eine eigene Bleibe, arbeitete als Verkäufer in einem naheliegenden Sportladen und wartete auf den Tag, an dem Alecsander endlich wieder zu mir konnte und ich ihn in meine Arme schloss. Wir kommunizierten all die Jahre über Briefe miteianderen und ich kann nicht in Worte fassen wir sehr er mit gefehlt hat. Auch er machte mit Jace gemeinsam eine Therapie , mit Erfolg. Ich sah keine neuen Narben mehr oder ähnliche Anfälle. Die böse Seite in ihm war verschwunden." Clary nickte und lächelte. Dann haben wir alle es doch noch geschafft glücklich zu werden und wenn alles gut läuft, werden Jace und ich bald Eltern. Nach dem ersten misslungenen Versuch hat es ein wenig gedauert und wir waren um so glücklicher als ich schließlich wieder schwanger wurde. Es ist zwar erst am Anfang, aber ich habe ein gutes Gefühl dabei. Jace passt auf mich auf. Meine Mutter ist immer für mich da und auch ihr neuer Freund Luke hilft uns wo er kann. Sie haben sich gesucht und gefunden." Erfreut über diese Nachricht drückte der dunkelhaarige seine neu gewonnene Freundin und drückte ihr einen kleinen kuss auf die Wange. "Hast du schon einen Namen? Also...naja...wenn du weißt was es wird.?", fragte er enthusiastisch und stand alsbald mit Clary im Türrahmen zum Wohnzimmer, wo Jace und Alec wie zwei kleine Jungs an der Konsole saßen und wie schon zu Schulzeiten diesen alten Schinken Mario Kart zockten. Sie wirkte so ruhig und unbeschwert als hätte es die letzten 6 Jahren nie gegeben. Wenn auch äußerlich alles dafür sprach, waren sie im Herzen immernoch die alten. Magnus seufzte wohlig und setzte sich zu Clary auf das Sofa. Diese nahm sich ein Wasserglas, gab Magnus das seine und nickte. "Wenn es ein Mädchen wird würde ich sie gerne Helen oder Ailen nennen. Bei einem Jungen dachten wir an Simon." Für kurze Zeit herrschte Stille, bevor Magnus nickte und an seinem Glas nippte. "Simon...mh...ja das hätte ihm sicher gefallen. Dann wäre es wie früher....nur etwas anders."

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...to be continued ....

Schwimmen für die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt