Letzte Worte eines Angeklagten

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Magnus und Alec waren schon lange Zuhause und doch sprach keiner auch nur ein Wort. Alec hing seinen Gedanken nach und Magnus hatte alle Mühe innerlich nicht vor Unruhe zu platzen. Er bereitet das Abendessen vor und während er das Besteck auf den Tisch legte, das Brot in Körbchen drapierte und sich ein Glas Wein einschenkte wurde seine Unruhe so immens, dass er die Weinflasche auf den Tisch donnerte und Alec zusammen fuhr. Erschrocken riss er seinen Rollstuhl herum und fuhr zu Magnus. "Hey...was ist los ?", erkundigte er sich ruhig und sah ihn besorgt an. Was los war ? "Was los ist? Du fragst MICH was los ist? Ich habe heute erfahren dass mein Freund ins Gefängnis muss weil er jemand ermorden wollte. Was soll ich davon halten? Bei den Drogen hattest du keine Schuld. Bei der Entführung auch nicht aber jetzt? Mensch Alecsander ich verstehe das alles nicht." Anstatt das Alec etwas erklärte sah er ausdruckslos zu Boden. Das reichte Magnus. Er eilte zu ihm, riss den anderen an sich und verpasste ihm eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte. Mit Tränen in den Augen und einem derben Zittern, welches seinen gesamten Körper ergriffen hatte, hockte er nun vor dem anderen und konnte seine Tränen nicht verbergen. Auch Alec weinte. Tiefer Schmerz stand in seinem Gesicht. Er war am Ende. Regelrecht ausgelaugt und hatte nun noch Angst Magnus würde ihn verlassen. Sein ganzes Leben war ein wilder Fluss. Aus dem anfänglichen ruhigen Schwimmen war irgendwann ein paddeln....ein Kampf gegen eine welle nach der nächsten geworden und er sah keine Chance gegen sie anzukommen. Kraftlos sank er ein wenig schwerer in den Rollstuhl. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und begann leise zu erzählen.

"Jonathan....Jonathan Fairchild...."

Fragend riss Magnus den Kopf hoch. "Jonathan? Was ist mit ihm? Er hat mich doch damals gerettet." Er sah wie der Blick von Alec dunkler wurde.

"Mh...mag sein. Aber das war nicht weil er dich liebt Magnus. Das war alles geplant. Aus langer Hand. Ich habe ihn vor einigen Jahren kennen gelernt bei Clary und irgendwas sagte mir schon damals das etwas an ihm gewaltig nach Scheise roch. Nur was...das wusste ich nicht. Aber er gestand mir alles. An dem Tag , als wir uns draußen unterhalten hatten, kam Jonathan mich später besuchen. Izzy war gerade in Behandlung und Clary mit Jace spazieren. Wir saßen im Zimmer und mit einem zynischen grinsen erzählte er mir siegessicher alles was er gemacht hatte. Er hatte sich damals auf Clarys Wunsch mit dir getroffen um einen Keil zwischen uns zu treiben. Dann aber verliebte er sich in dich. Merkte allerdings deine Gefühle zu mir und schwor sich mir erst Recht zu schaden. Die Befreiung von dir war geplant. Du solltest ihm zu tiefst dankbar sein und sehen was er für ein guter Mensch war. Aber das ist er nicht. Als wir von Valentin gefangen gehalten wurden witterte er seine nächste Chance. Dieses Mal warst nicht du es....sondern izzy. Es kam jedoch anders als erwartet. Dich liebt er. Meine Schwester jedoch ist ihm egal. Er hielt sich verdeckt, wartete bis die Rottweiler unseres Peinigers unachtsam waren und schaffte es tatsächlich meine Schwester aus den Klauen des bösen zu befreien. Zur selben Zeit wurden wir von Jace, Clary und Simon gefunden und es begann ein lauter Schusswechsel. Simon hatte es von uns allen am schlimmsten getroffen. Er bekam eine Kugel direkt in seinen Hinterkopf. Jegliche Hilfe kam zu spät. Er war auf der Stelle tot. Jace prügelte sich erst zu dir und danach zu mir durch. Dank der Hilfe von Clarys Mutter war die Polizei bald ebenfalls eingetroffen. Alles ging so furchtbar schnell. Sie retteten dich, mich und Jace. Izzys großer Retter war scheinbar Jonathan, der sie mit genommen hatte. Doch anstatt sie zurück zu bringen hielt er sie noch eine Weile bei sich. Völlig unter Drogen war sie willig alles zu tun. Herrgott....Magnus...du weißt nicht was er mit ihr angestellt hat. Du hättest Mal sein Gesicht sehen sollen während er mir bis ins kleinste Detail erzählte wie geil meine Schwester beim Sex ist. Mir ist beinahe das kotzen gekommen. Töten konnte er sie ja nicht. Dafür käme er in den Knast. Stattdessen hat er sich an ihr ausgetobt und sie als strahlender Retter Stunden später wieder gebracht. Kochend vor Wut wollte ich auf ihn los gehen. Aber wie? Als Krüppel ohne Beine und nur einem Auge geht das so schlecht. Nenn es Schicksal das Jace in der Tür stand und den Rest mit angehört hatte. Er griff ihn von hinten, hielt seine Arme fest, während ich mir diese idiotische Nierenschale vom Nachttisch griff. Mit Wut in den Augen befahl ich Jace mir den Wichser etwas näher zu bringen, damit ich seinen Schädel spalten konnte. Leider wurde da nichts draus. Die sau schaffte es halb tot geprügelt irgendwie erst aus Jace' Armen und schließlich aus dem Zimmer. Tja...petzen gehört wohl zu seiner Lieblingsbeschäftigung. So ist jedoch die Anklage gegen mich und Jace rechtens und auch hier hat er wieder gewonnen. Denn für versuchten Totschlag werde ich wohl ein wenig sitzen müssen. Jace leider auch. Es tut mir leid. Es tut mir so verdammt leid. Alles. Wirklich alles. Ich hätte niemals in dein Leben treten dürfen. Die letzten Wochen mit dir waren die beste und aufregendste Zeit in meinem Leben. Aber jetzt ist alles kaputt. Oh Gott...bitte verzeih mir!" Weinend saß Alec da und wurde von Magnus fest im Arm gehalten. Auch er weinte. Alles war scheise gelaufen. Wirklich alles aber letztlich hatten sie doch zueinander gefunden. Schluchzend sah er den anderen an. "Wie....wie...lange ?" Alec seufzte. "ich weiß nicht ...zwei....oder drei Jahre..." So lange sollten sie wieder voneinander getrennt werden? Das war doch alles... scheiße!..wie sollten sie das machen ? Wie sollte er es schaffen? Eilig schüttelte Magnus den Kopf. Nein...so dürfte er nicht denken. Er musste jetzt stark sein. Für ihn....für Alec und für sie beide. Unter Tränen fanden ihre Lippen zueinander. Sie schmeckten salzig, warm von der Hitze ihrer Körper. Sie schmeckten nicht nach mehr, nicht nach Gier oder Lust. Im Gegenteil. Dieser Kuss hatte den bitteren Geschmack von Abschied. Abschied auf eine lange Zeit , die sie ohne einander bewältigen müssten. In der jeder ohne Rettungsseil schwimmen musste.

Schwimmen für die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt