Wilkommen in Nymos.

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"Aaaah...", stöhnend ließ ich meinen Kopf in den Sand sinken. Feiner Sprühregen erging über mich als eine größere Welle brach. Ein leichter Windhauch brachte den Geruch nach Fisch und Meer und weit über mir kreischten die Möwen. Die Sonne brannte auf mich herunter während mein Körper von dem nassen Sand unter mir  gekühlt wurde. Halt. Ich fuhr hoch, den stechenden Schmerz in meinen Schläfen ignorierte ich. "Penélope? Nat?", ich sah mich um. Ja, ich war tatsächlich am Meer. Ich stand in einer schmalen Bucht, die links und rechts von hohen, weißen Klippen abgegrenzt wurde. Der Himmel war strahlend blau mit flauschigen Wattewölkchen und die Sonne strahlte auf das türkise Meer und den weißen Sandstrand herab. Ich drehte mich um. Hinter mir, ungefähr 100 Meter geradeaus, begann ein Wald. Hohe dunkelgrüne Bäume. Mehr erkannte ich nicht. "Oh hallo!", ertönte plötzlich eine glockenhelle Stimme hinter mir. Ich wirbelte herum und aus dem Wasser sah mir ein hübsches Mädchen entgegen. Sie hatte lange blonde Haare und ihre weiße pozellanartige Haut war in Algen gewickelt. "Ehm..hei wer bist du denn?", fragte ich und trat arglos einen Schritt näher und ging vor ihr in die Hocke. Ihre Augen funkelten hungrig doch ich sah nur das schüchterne Lächeln auf ihrem Gesicht. "Mein Name ist nicht so wichtig. Wie heißt du denn, schönes Mädchen?", kicherte sie. Sie summte eine Melodie und reichte mir die Hand und fuhr mit ihren Fingern sanft darüber. Plötzlich hatte ich Mühe meine Augen offen zu halten. "Ich heiße.." "HALT.", ertönte eine laute Stimme. Ich zuckte zusammen und riss meine Hand aus der Umklammerung des Mädchens.

Hinter mir, am Waldrand, saß eine wunderschöne Frau auf einem strahlend weißen Pferd. Sie hatte lange braune Haare die zu einem prunkvollen Zopf geflochten über ihren rücken fielen. Ihr Körper steckte in einem seidigen weißen Kleid, sie war barfuß und hielt einen großen hölzernen Bogen in der Hand. Ihr Gesicht blickte kalt auf das Mädchen herab als sie bei uns angekommen war. "Verzieh dich, Abschaum.", zischte sie mit einer Stimme, der man anhörte, dass sie es gewohnt war zu befehlen. Fauchend und zischelnd zog sich die andere zurück ins Meer und ich wandte meinen Blick wieder der Reiterin zu.

Sie warf mir einen abschätzigen Blick zu. "Verrate niemals einem dieser Wesen deinen Namen.", befahl sie kalt. Dann pfiff sie kurz und ein pechschwarzes Pferd kam aus dem Wald auf sie zu. "Steig auf." Kurz und bündig. Was hatte die?! Aber da ich null Ahnung hatte, wo Nat und Penélope waren, geschweige denn wusste wo ich mich hier überhaupt befand oder wie ich hierher gekommen war, beschloss ich ihr zu vertrauen. Ich hatte anscheinend etwas länger gebraucht um diesen Entschluss zu fassen und sie lächelte grimmig. "Na los, ich werde dich nicht auffressen. Und da bin ich so gut wie die einzige hier, also sei froh, dass ich dich gefunden habe und keiner der anderen vor mir hier war." Oh, sie hatte meine Entscheidungsunfähigkeit wohl als Misstrauen aufgefasst, aber inzwischen blickte sie eher neugierig als abwertend zu mir. Ich warf kurzerhand mein rechtes Bein über den Rücken des Pferdes und fasste mit den Händen in dessen Mähne. Schwupp...und schon war ich auf dem Pferd drauf. Mein Kopf baumelte rechts von seinem Bauch, meine Füße links - kurz: ich hing quer auf einem riesenmegagigantischfurchteinflößenden Vieh und kam weder vor noch zurück. Die Frau sah mich entsetzt an doch sie verkniff sich ein Kommentar und trieb einfach ihr eigenes Pferd an. Meines setzte sich ebenfalls in Bewegung und ich wurde auf seinem rücken umhergeschleudert. Das schien ihm nicht zu gefallen, nervös legte es die Ohren an und trippelte ein wenig schneller. Das Reiterpaar vor uns schenkte uns keinerlei Beachtung, plötzlich hörte man einen Knall und die Dame sah arlamiert hoch. "Weg!", murmelte sie und ihr Pferd galoppierte an - meines folgte. Bitte fragt mich nicht wie ich es geschafft hatte oben zu bleiben, meine Arme schmerzten so sehr dass ich das Gefühl hatte sie würden gleich abfallen. Auf einmal schoss ein Pfeil dicht über meinem Kopf hinweg. Ich drehte den Kopf und sah einige Männer in grünen Umhängen auf braunen Pferden hinter uns - und sie schossen auf mich. Mit zusammengekniffenen Augen dirigierte uns die Frau, deren Namen ich immer noch nicht kannte, durch die Bäume. Da winkte sie plötzlich mit ihrer rechten Hand und prompt warf das Pferd auf dem ich lag sein Hinterteil nach oben und ich flog durch die Luft und landete schmerzhaft in einer Astgabel. Die Herde der Jäger stürmte an mir vorbei. Ihre neckenden Rufe verklangen und es wurde still. Bis....KNACK!... der Ast an dem ich hing brach und ich 5 Meter bis auf den Boden fiel. "Auu...", stöhnte ich und rührte mich nicht. Grrr, so was konnte auch wieder nur mir passieren. Mit vor Schmerz verzogenem Gesicht stand ich auf und sah mich um. Bäume. Und Büsche. Und noch mehr Bäume. Ich seufzte auf und setzte mich in Bewegung. Ich hatte weder eine Ahnung wohin ich ging, noch was ich vorhatte, doch hier zu bleiben kam nicht in Frage. Plötzlich rumorte es unter mir im Boden und dann schossen zwei Hände aus dem Erdloch und packten meine Füße. Ehe ichs mich versah wurde ich rückwärts in eine Art Tunnel gezogen, der mich an Maulwurfsgänge erinnerte. Ich konnte nicht atmen geschweige denn schreien da sich zu viel Erde in meinem Mund befand.

Und urplötzlich war es zu Ende - ich wurde nach oben geschleudert und landete, mal wieder, unsanft auf dem Boden. Ich sah hoch und sah direkt in Nats wunderschöne blaue Augen. "Willkommen in Nymos.", lächelte er...

Lost between two worldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt