Der letzte Abend

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Als wir nach unserem letzten Abendessen in die Richtung des Lagerfeuers geschickt wurden, wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass dies mein letzter Abend hier sein sollte.

Die Szenerie war wunderschön. Die untergehende Sonne tauchte die malerische Landschaft in einen goldenen Farbton, während leuchtend rote Rußpartikel durch die Luft flogen.

Ich bemerkte zuerst gar nicht, dass Jean sich neben mich setzte. „Marco?", fragte er vorsichtig, während die anderen zu singen begannen und der selbstgemachte Nachtisch durch die Reihen gegeben wurde. Ich sah ihm lange in seine bernsteinfarbenen Augen, die Ähnlichkeiten mit dem unglaublich schönen Sonnenuntergang hatten, bevor ich ihm eine Antwort gab: „Was ist los?"

„Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt haben sollte. Ich mache gerade keine schwere Zeit durch und ich-" „Wieso hast du mir nichts davon erzählt?", mischte ich mich ein und erklärte ihm, dass ich heimlich sein Gespräch belauscht hatte. "Die ganze Woche lang hätten sich doch immer wieder Möglichkeiten ergeben, Jean. Dieses Zeltlager war eine Achterbahn der Gefühle für mich. Mag er mich? Mag er mich nicht? Moment, er tut es doch, aber dann doch wieder nicht. Also wieso sprichst du nicht einfach mit mir?"

Jeans Blick senkte sich schlagartig. „Weil das, was Ich Eren erzählt habe, nicht die ganze Geschichte ist", wisperte er und griff nach meiner Hand. Etwas unfreiwillig wurde ich von ihm in den Wald gezogen. „Was hast du bitte vor?", fragte ich ihn verwirrt. „Wir dürfen jetzt eigentlich gar nicht hier sein."

Er kam mir einen Schritt näher, sodass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. „Regeln kann man immer brechen, Marco...", flüsterte Jean und versiegelte den letzten Abstand zu meinen Lippen. In mir löste dies ein wahres Feuer aus. Ich war so zufrieden, so glücklich. Ich vergrub meine Hände in seinen seidigen Haaren, während er mich näher an sich heranzog. Kaum hatten wir uns voneinander gelöst, küssten wir uns wieder. Wir konnten nicht aufhören. Es war wie ein Verlangen, das man nicht besänftigen kann. Jean war meine ganz persönliche Sucht.

„Marco, ich habe in der letzten Zeit immer öfter an dich denken müssen. Du bist der Grund, weswegen meine Eltern unzufrieden mit mir sind. Ich habe mich in dich verliebt. Nur in dich...", sagte er. „Wir kriegen das schon hin", versicherte ich ihm und gab ihm einen letzten Kuss, bevor wir uns Hand in Hand auf den Weg zum Feuer machten und unseren letzten Abend genossen.

Gegen Mitternacht machten wir uns auf den Weg zu unserem Zelt und bereiteten schon einige Sachen für die Heimfahrt vor. Mir war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass dies ein trauriger Moment für uns alle werden würde.

Schließlich legten wir uns schlafen, doch mir war klar, ich würde vermutlich zu weinen anfangen, wenn ich jetzt alleine wäre. Zum Glück konnte ich mich zu Jean legen, in dessen Armen ich dann endlich einschlief. 

Attack on Titan (Camping AU) - Das Knistern des LagerfeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt