Unterwegs im Mondschein

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"Eine Nachtwanderung? Das hatte gerade noch gefehlt", dachte ich mir und seufzte, während ich lustlos in meinem Abendessen herumstocherte. Normalerweise machen mir solche Sachen Spaß, allerdings war ich heute nicht wirklich in der Stimmung für Sport. Jean, Armin und Eren waren aber Feuer und Flamme für ein nächtliches Abenteuer.

Um circa 20:30 Uhr machten wir uns auf den Weg. Es war für diese Uhrzeit schon ungewöhnlich dunkel, deswegen konnte ich kaum etwas sehen. Da wir keine Taschenlampen benutzen durften, verließ ich mich einfach auf meinen Instinkt und hoffte inständig, dass ich nicht ausrutsche und in dem See lande, an dem wir gerade vorbeigekommen waren. Obwohl ich nicht viel erkennen konnte, war mir klar, welche zwei Chaoten gerade vor mir liefen. Ich kenne eigentlich nur zwei Jungs, die sich gegenseitig so auf die Nerven gehen können. 

„He, Pferdefresse! Pass auf, dass du nicht da hineinfällst. Ich weiß ja nicht, ob Pferde schwimmen können", hörte ich eine genervte Stimme vor mir raunen. „Was willst du tun, Jäger? Denkst du ernsthaft, du bist stark genug, um mich zu schubsen?", antwortete Jean und schnaubte amüsiert. Eren ging ein paar Schritte zurück - vermutlich, weil er Anlauf nehmen wollte - und rannte auf ihn zu.

Instinktiv wollte ich mich zwischen die beiden werfen, rutschte aber auf dem schlammigen Boden aus und geriet ins Wanken. Bevor ich allerdings umkippen konnte, wurde ich von zwei starken Armen an meinen Schultern festgehalten. „Marco, du bist echt ein Tollpatsch, weißt du das?", lachte Jean, der mir mit seiner Hand sanft durch die Haare wuschelte. Mir war das ein bisschen peinlich, aber uns konnte man vermutlich sowieso nicht erkennen, also ließ ich es einfach zu.

Irgendwann gesellten wir uns zu ein paar Mädchen aus unserem Jahrgang und unterhielten uns, bis eine von ihnen auf die angeblich grandiose Idee kam, Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Jean sagte natürlich sofort zu und obwohl ich sein Gesicht nicht richtig sehen konnte, wusste ich genau, dass er in diesem Moment bis über beide Ohren grinsen musste. 

Da ich nicht wirklich in der Stimmung war mich zu blamieren, lief ich etwas weiter nach vorne und hielt ich ein wenig Abstand zu ihnen, damit ich mich auf den Weg konzentrieren konnte. Ich zuckte zusammen, als ich auf einmal eine Hand an meiner Schulter spürte, die mich angetippt hatte. Ich wollte mich umdrehen, jedoch stolperte ich und mein Gegenüber wurde unsanft von mir zu Boden gerissen. 

Im nächsten Moment fand ich mich unter ihm vor und spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr. „Ich habe es dir gesagt: Tollpatsch!" In dem Moment wurde mir klar, wer da gerade auf mir lag. „Du weißt ja, wir spielen gerade Wahrheit oder Pflicht", wisperte Jean, während mir auffiel, dass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren und sich schon unsere Nasenspitzen berührten. Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, spürte ich plötzlich einen sanften Druck auf meinen Lippen und ein wohlig warmes Kribbeln in meinem Bauch. Verdammt, Jean... 

Attack on Titan (Camping AU) - Das Knistern des LagerfeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt