Die Tage ziehen sich dahin. Ich habe kein Wort mit Felicitas getauscht. Immer wenn Mom und ich spazieren oder so waren und wir einander begegnet sind, haben wir uns entweder verächtlich angestiert oder sind erhobener Nase, ignorierend, an der anderen vorbei stolziert. "Wirklich, Mary. Ihr benehmt euch wie Kinder", hat Mom eines Tages gesagt. "Sind wir das nicht?", sagte ich spitz und wir sind weiter gegangen. Ich hasse Felicitas immer noch. Sie kann doch nicht die Zukunft vorher sagen! Außerdem, warum sollte eine Gryffindor und ein Slytherin nicht zusammen kommen? Clara und Severus haben das doch auch geschafft! Warum nicht auch Draco und ich? Was ist eigentlich das verdammte Problem von Felicitas? Immer hin werde ich nicht ganz allein sein. Ich habe ja noch Neville und Hermine in Hogwarts und natürlich auch Draco! Also, zumindest hoffe ich das. Jetzt gerade sitze ich auf dem Bett und kuschel mit Sharon. Ihre fröhliche Art erhellt mein Gemüt. Ich mag sie wirklich sehr. Sie ist die kleine Schwester die ich nie hatte. Langsam wird es Zeit zu packen und so sammel ich alles zusammen was ich brauchen werde, falte Kleidung fein säuberlich und lege sie in den Koffer. Unfassbar, in einer Woche fährt schon der Hogwartsexpress. Jedes Schulbuch habe ich mindestens zweimal durchgelesen und so mache ich mir nicht wirklich Sorgen.
Am Abend gehe ich zu Mom ins Schlafzimmer. Sie liest ein Buch auf dem Bett und ich kuschel mich zu ihr unter die Decke. "Du, Mom?", frage ich leise nachdem sie das Buch weg getan hat. Sie legt einen Arm um mich und streicht über meinen Arm. "Ja?" "Wie machen wir das in Hogwarts?" Ich sehe zu ihr hoch und puste mir eine wiederspänstige Strähne aus dem Gesicht. "Also, ob ich dich Mom nenne, oder Professor McGonagall..." "Wie du willst. Mir ist es egal, aber ich denke, dass du nicht unbedingt Gerüchte haben möchtest in Hogwarts über dich. Die Löwenmama hat ein Kind und sowas." Ich nicke und kuschel mich noch mehr an sie. Mom kichert leise und legt beide Arme um mich. "Du hast nicht vor dieses Bett zu verlassen, oder?" "Nöp", stimme ich ihr zu und vergrabe mein Gesicht an ihrer Seite. Sharon hüpft noch aufs Bett und rollt such am Fußende zusammen. Mom gibt mir einen Kuss auf den Haarschopf. "Gute Nacht", sagt sie leise und liebevoll. "Gute Nacht Mom", sage ich noch leise, ehe ich in einen tiefen Schlaf drifte.Am nächsten Morgen wache ich tatsächlich als erste auf. Ich liege halb auf Mom drauf, ein Bein um sie geschlungen und sie dicht an mich gezogen. Vorsichtig lege ich mich wieder normal hin um sie nicht zu wecken. Ich kuschel mich nochmal etwas mehr an sie und Sharon springt geschmeidig zwischen uns, rollt sich zusammen und schnurrt leise. Mama lacht leise und zieht mich näher zu sich ran. "Halb auf mich gelegt, also echt", kichert sie. "Sorry", nuschel ich grinsend. "Hast du als Baby auch gemacht", sagt sie und drückt mir einen Kuss auf den Haarschopf. "Guten Morgen", sagt sie mit einem leichten Lächeln. "Guten Morgen, Mom", sage ich und lächel ebenfalls.
Wir sitzen am Frühstückstisch, als es an der Haustür klopft. Ich stehe auf und öffne sie. Felicitas steht vor der Tür mit einem Korb in der Hand. "McDougan", sagt sie hasserfüllt. "Thompson", spucke ich ihr verächtlich entgegen. "Was führt dazu, dass du diesen eigentlich schönen Tag mit deiner Präsenz zu Nichte machst", sage ich und ziehe spöttisch einen Mundwinkel nach oben. "Mom wollte, dass ich euch diesen Korb vorbei bringe. Keine Sorge", sie drückt mir den Korb in die Hand, "Ich verschwinde gleich wieder und störe nicht weiter rum", sie stampft davon und ich knalle die Haustür zu. Ich gehe wieder zum Esstisch und stelle den Korb auf den Boden. Mom guckt mich über den Rand ihrer Brillengläser und dem Teetassenrand mit hochgezogener Augenbraue an. Ich schnaube leicht und nehme aufgebracht einen Schluck Tee. Mit meinem Fuß deute ich auf den Korb. "Hat Thompson vorbei gebracht. Ihre Mutter wollte es so", sage ich und esse mein Brot. Mom verschluckt sich an ihrem Tee und hustet leicht. Gleich sehe ich sie besorgt an. "Seid wann nennst du Felicitas bei ihrem Nachnamen?", fragt sie entgeistert und tupft sich die Mundwinkel mit der Serviette ab. "Sie hat damit angefangen, also. Außerdem habe ich keinen Grund sie weiterhin bei ihrem Vornamen zu nennen. Wir sind keine Freunde mehr. Sie hat sie schließlich quasi beendet", sage ich emotionslos. Mom sieht mich aus großen Augen und mit offenem Mund an. "Mom, Mund zu. Sonst fliegt noch eine Fliege zu", sage ich mit einem leichten Lächeln und bestreiche mein zweites Brot mit Butter. "Mary, das kann doch nicht euer Ernst sein!", sagt Mom immer noch geschockt. "Wieso? Wir hatten den Streit, sie hat ein komplett bescheuertes Bild von mir und scheinbar auch von Draco und Hogwarts und am Ende meinte sie, als ich sagte, dass beste Freunde sich für einander freuen, dass wir dann wohl keine mehr sind. Das ist doch mehr als offensichtlich", sage ich mit einem Schulterzucken. "Geht das kein Stück an dich ran? Du sitzt hier dieser Sache komplett Emotionslos und Uninteressiert gegenüber", sagt Mom erstaunt. Ich sehe etwas erschrocken zu ihr auf. "Mom, ich bitte dich", sage ich aufgewühlt. "Nein, Mary. Wirklich, das kann dir doch nicht egal sein. Ihr wart beste Freunde seid ihr euch das erste mal gesehen habt. Seid dem wart ihr unzertrennlich und jetzt geht das nicht an dich ran?" Ich sehe ihr in die Augen und wende dann meinen Blick wieder ab. Ist es mir wirklich egal? Nein... Verstecke ich meine Gefühle hinter einer Maske? Ja... Ja, ich verstecke mich hinter einer Maske! Merlin, das kann nicht wahr sein! Geschockt sehe ich wieder zu Mom. "Mom, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich nicht meine richtigen Gefühle zeige, oder zeigen kann. Es funktioniert einfach nicht!", ich klinge schon fast verzweifelt. Mom stellt ihre Tasse ab und sieht mich an. "Was meinst mit, du kannst deine Gefühle nicht zeigen?", fragt sie vorsichtig. Ich zucke mit den Schultern. "E-Es funktioniert einfach nicht! Ich weiß nicht. I-ich weiß nicht mal was ich fühle. Es ist ein ganz wirres durcheinander. Es tut weh, ich weiß nicht wie ich das weg bekomme, Mom!" Ich merke wie ich anfange zu zittern und sich Angst in mir ausbreitet. "Wie geht das weg, Mom?" Mom sieht mich etwas ängstlich an und kommt zu mir rüber. Ich drifte irgendwie weg und bin nur noch am zittern. Ich habe Angst. Mom rüttelt an mir und ich schüttel nur den Kopf. Sie geht zum Kamin und kommt kurz darauf mit Poppy zurück. Ich habe die Arme um mich geschlungen und bekomme nicht wirklich mit was sie sagen. Ich werde von zwei starken Armen hoch gehoben und irgendwo hin getragen. Ich rolle mich zusammen und kuschel mich an die Brust der Person, die wohl ein Mann ist. Kurz darauf finde ich mich in meinem Bett wieder. Ich ziehe die Decke über meinen Kopf und rolle mich noch mehr zusammen. "Mary", höre ich dann die klare und sanfte Stimme von Clara. Ich sehe vorsichtig unter der Decke hervor. Sie hockt vor meinem Bett, um uns herum sind Poppy, Mom und dieser Severus. "Mary, was ist?", sagt Clara und zieht vorsichtig die Decke weg. Ich kralle mich an die Decke, als stünde mein Leben davon ab. "Ich habe Angst, Clara. Was fühle ich? Ich... Ich weiß es nicht! Warum weiß ich nicht was ich fühle?" Ich betrachte sie genauer. Sie hat leichte Augenringe, sieht müde aus und... ihr Babybauch ist weg! "Clara, was ist mit dem Baby?", frage ich dann leise mit piepsiger Stimme. Clara wird etwas blass und ringt sich zu einem Lächeln ab. "Das ist jetzt egal. Mary, was ist passiert, dass du eine Panikattacke bekommen hast?" Tränen bahnen sich den Weg in meine Augen und brennen da. Ich fange an zu schluchzen. "Ich habe mich mit Feli gestritten. Ganz heftig. Dann hat sie die Freundschaft beendet und ist davon gegangen. Sie hasst mich! Und ich weiß nicht was ich fühle, aber es ist verdammt nochmal scheiße!", die letzten Worte sind lauter geworden als gedacht. Schluchzend ziehe ich die Decke wieder über meinen Kopf und kauer mich wie ein kleiner Stein zusammen. Ich schlinge die Arme um meine Beine, vergrabe meinen Kopf an den Knien und schluchze unbeholfen vor mich hin. Brüchig ringe ich nach Atem und schniefe einmal. Ich merke wie sich zwei Leute neben mich legen und den kleinen Stein, mit dem Namen, Mary in den Arm nehmen. Links und rechts von mir. "Mama, warum weiß ich nicht was ich fühle?", flüster ich leise, nachdem ich mich etwas beruhigt habe. Von links werde ich etwas mehr umarmt und ich weiß, dass es Mom auf der linken Seite ist. Ich ziehe die Decke leicht weg, um zusehen wer auf der rechten Seite ist und um wieder frische Luft zubekommen. Ich erkenne den Haarschopf von Clara und einen traurigen Severus, der neben ihr hockt und ihren Rücken auf und ab streicht. "Ich hab es verloren, Mary", sagt Clara dann ganz leise und traurig. Ich sehe mit mehr als traurigen Augen auf die gebrochene Frau vor mir. Sanft lege ich beide Arme um sie, schlinge meine Beine um ihre Hüfte und klammer mich an sie, wie ein kleiner Klammeraffe. Mir entfährt wieder ein leiser Schluchzer und ich vergrabe mein Gesicht an ihrer Halsbeuge. Sie drückt mich noch mehr an sich. "Ihr könnt es doch sicher nochmal versuchen, Clari", bringe ich hervor und versuche sie etwas aufzuheitern. Sie schüttelt leicht den Kopf. "Ich wurde angegriffen und meine Gebärmutter wurde dabei verletzt. Ich kann wahrscheinlich nie mehr ein Kind bekommen", sagt sie mit tränenerstickter Stimme. "Oh, Clari!", schluchze ich und jetzt weinen wir beide. Severus kommt zu uns auf's Bett und umarmt Clara von hinten. "Wahrscheinlich, Schatz. Das heißt nicht, dass du keine bekommen kannst", sagt er beschwichtigend und gibt ihr einen Kuss auf den Nacken. "Aber die Wahrscheinlichkeit ist niedrig! Frag doch Poppy nochmal!", schluchzt sie. "Na und? Dann bekommen wir halt kein Kind. Ansonsten adoptieren wir eins, Liebes", sagt er sanft und sie nickt leicht, zuckt dann mit den Schultern. "Ich bin ein Wrack, Severus!", weint sie weiter. Ich schlucke die Tränen weg und sehe sie an. "Ein Wrack ist ein Ort an dem ein Schatz schlummert, Clara", sage ich dann und bin plötzlich ganz ruhig. Erstaunt sieht sie mich an, die Tränen sind versiegt und sie schnieft noch einmal. Sie lächelt leicht, zieht mich zu sich und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. "Wie schaffst du das immer, diese guten Gedanken beizubehalten?" Ich lache auf. "Ich war doch die, die hier gerade voll die Attacke hatte, nichts mehr mitbekommen hat und nicht wusste wohin mit sich", sage ich und grinse leicht. Sie knuddelt mich an sich wie einen Teddybären. Ich schließe sie kurz und öffne sie dann wieder. Ich sehe in das Gesicht von Severus. Leicht lächelnd sehe ich ihm in die Augen und er nickt. Er hat meine Geste verstanden. So haben wir beide wenigstens Frieden geschlossen. "Wir haben noch Pfannkuchen", sage ich dann ganz leise in Claras Ohr. Severus grinst leicht. Clara lässt von mir ab und sieht mich lächelnd an. "Wenn du welche willst, müssen wie aus diesem Bett raus, Clara!", kicher ich. Clara und Severus stehen auf und huschen beide schnell runter in die Küche, Poppy kommt ihnen hinter her. Ich drehe mich zu Mom um, die mich stolz ansieht. Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und zieht mich dann aus dem Bett. "Komm, sonst sind die gleich weg", sagt sie mit einem leichten Lächeln.
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Ein kurzes Kapitel heute. Wir wollen ja keine Tote;)
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Zitronenbonbons - Erste Versuche einem näher zu kommen
Fanfiction(Band eins der Zitronenbonbons-Reihe) Minerva McGonagall ist schwer verliebt und wahrscheinlich auch hoffnungslos. Und zwar in Albus Dumbledore! Sie will ihn vergessen, was ja offensichtlich nicht so einfach ist, schließlich ist er ihr Boss. Aber d...