Kapitel 10 - Die Wahrheit über die Narbe

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Wörter: 1.263
Warnung: Manga Spoiler, Erwähnung von Gewalt und Tod, Angst?


**Piep-Piep** vibriert Wakatoshis Handy zum vierten Mal hintereinander, auf der Bank des Trainers. „Ushijima komm jetzt endlich her und schau nach wer dich hier anruft.", ruft ihm sein Trainer genervt entgegen. Fragend schaut er zu ihm und läuft irritiert zu seinem Handy. Akira weiß doch, dass er beim Training nicht telefonieren darf. Wer sollte es also sonst sein? Als er den Namen auf seinem Display sieht, macht sich ein ungutes Gefühl in ihm breit. 'Yato Akaguchi' Wieso sollte Akiras Bruder ihn jetzt anrufen? Er müsste genauso wie die beiden arbeiten. „Wakatoshi.", meldet er sich unruhig und mit schnell schlagendem Herz. „Wakatoshi... bitte sag mir das Akira bei dir ist." hört er die unruhige Stimme Yatos. Kalter Schweiß läuft ihm die Schläfe entlang und seine Hand fängt an zu zittern. „Nein. Sie sollte auf der Arbeit sein." antwortet er ihm so ruhig wie möglich. „Dort ist sie nicht. Nomowaka-san meinte, dass die Tür heute abgeschlossen war. Sie geht auch nicht an ihr Handy oder Berufstelefon. Ist sie vielleicht noch am Schlafen?" Verzweiflung und Sorge sind in seiner Stimme zu hören.

„Nein, Akira ist mit mir zusammen rausgegangen." Wakatoshis Stimme ist nur noch leise zu hören als Yato anfängt zu zischen. „Scheiße. Gut danke Wakatoshi. Ich muss jetzt auflegen.", verabschiedet er sich von ihm und nur noch das Tuten seines Handys ist in Wakatoshis Ohr zu hören. Langsam gleitet sein Handy aus seiner Hand und fällt zu Boden. Wie angewurzelt steht er in der Turnhalle mit zitternden Händen. Nur noch ein Piepen ist in seinem Kopf zu hören und er nimmt seine Umgebung nicht mehr wahr. Er hat das Gefühl, das ihm gerade jemand seine Perfekte Welt mit einem Hammer anschlägt und sie Stück für Stück bröckelt und ihm genommen wird. Schlimmes malt er sich aus bei dem Gedanken, dass sie wieder irgend ein widerlicher Kerl angefasst hat und es dieses Mal geschafft hat sie mitzunehmen.

„Ushijima? Ist alles in Ordnung?", fragt ihn sein Trainer, der auf einmal vor ihm steht und mit seiner Hand vor Wakatoshi rumfuchtelt. „Ushijima?", fragt er erneut. Wieder keine Antwort. Etwas holprig hebt er Wakatoshis Handy hoch und reicht es ihm rüber. „Ushijima? Was ist los?", fragt er erneut mit mehr Nachdruck in der Stimme. „Ich... ich muss los. Meine Freundin... Akira... Ich muss los.", stottert er Geistesabwesend vor sich hin und packt seine Tasche. „Ushijima!", ruft ihm sein Trainer noch hinterher doch Wakatoshi ist schon mit vollem Tempo rausgerannt und ist auf dem Weg zu Akiras und seiner Wohnung.

Er sucht alles ab. Die Wohnung, die Praxis, alle Orte und Wege an denen sich Akira aufhalten könnte. Nichts. Verzweifelt ruft er seinen Freund Tendou an, doch auch er weiß nichts, sagt Wakatoshi aber das er bei der Suche hilft und das er ihm Orte durchgeben soll, an denen sich Akira aufhalten könnte.

Bis in die Nacht hinein, sucht er die Frau, die er liebt. Vergeblichst. Keine Anrufe kommen durch, keine Nachrichten werden an ihre Nummer zugestellt.
Auch am nächsten Tag sucht er sie bis in die Nacht hinein, auch wieder ohne Erfolg. Ihr Bruder ist auch nicht mehr nachhause gekommen und er beschließt zur Polizeistation zu gehen, als es an seiner Tür klingelt und Yato mit roten Augen vor ihm steht. „Yato?", fragt er ihn erstaunt. Bei seinem Gesicht malt er sich das schlimmste aus. Hat jemand Akira umgebracht? Schnell stützt er sich an einer Wand ab, um den Halt nicht zu verlieren.

„Kann ich reinkommen?", fragt er und ohne etwas zu sagen, weicht Wakatoshi zur Seite um Yato reinzulassen. Yato geht auf das Wohnzimmer zu und Wakatoshi folgt ihm. „Was ist mit Akira?", fragt er besorgt. „Wir haben sie immer noch nicht gefunden.", schluchzt Yato. „Verstehe.", antwortet er niedergeschlagen und setzt sich neben ihn. „Sie ist meine kleine Schwester... ich habe sie früher schon beschützt. Warum kann ich es jetzt nicht?", fragt er verzweifelt und legt seinen Kopf in die Arme. Wakatoshi ist selbst damit beschäftigt mit dieser Situation umzugehen und weiß daher nicht richtig was er machen soll. Also lässt er ihn einfach reden.

„Früher habe ich sie vor unserem widerlichen Vater beschützt, vor ihrem widerlichen Exfreund. Jetzt wo sie erwachsen ist, schaffe ich es nicht mehr auf sie aufzupassen. Sie ist weg.", schluchzt er weiter und Tränen fallen auf den Boden.

Vor ihrem Vater? Vor ihrem Ex? Wovon redet Yato da. Von all dem hatte Wakatoshi noch nichts gehört. „Vor ihrem Vater und ihrem Ex?", fragt er zögerlich da er Angst vor der Antwort hat. Plötzlich schauen die rot geschwollenen Augen Yatos ihn an. „Hat sie dir das nicht erzählt? Hast du ihre Narbe am Rücken gesehen?", fragt er und richtet sich wieder auf. Nickend schweigt ihn Wakatoshi an.

„Sie ist nicht von einem Unfall oder sonst was. Das erzählt sie gerne, weil sie nicht gerne über ihre Kindheit redet. Sie ist von unserem Vater dem Penner. Er gab Akira die Schuld an dem Tod unserer Mutter. Sie starb direkt nach der Geburt. Er hat lange versucht Akira zu lieben aber er konnte es nicht. Als sie sieben Jahre alt war, hat er sich dazu entschlossen sie umzubringen. Er wollte keinen Menschen in seinem Haus haben, der für den Tod seiner Frau verantwortlich war. Er stach ihr in den Rücken, als sie unten im Keller versucht hatte die Wäsche zu falten... und sie hat laut geschrien. Ich war damals siebzehn und hatte ihr lautes Schreien gehört. Schnell bin ich runter in den Keller gerannt und habe sie weinend und voller Blut auf dem Boden liegen sehen. Unseren Vater über ihr. Ich habe im Affekt gehandelt. Habe den Hammer von seiner Werkbank genommen und ihm damit den Kopf eingeschlagen. Ich habe sofort den Krankenwagen gerufen und der hatte Sie in die Notaufnahme gebracht. Die Polizisten hatten mich vor Ort befragt und ich hatte ihnen alles geschildert. Auch habe ich ihnen gesagt, dass ich nicht mit Akira zu einer neuen Familie will. Also habe ich mir eine Wohnung gesucht und bin mit ihr dort eingezogen. Als Akira vor fünf Jahren die Praxis aufgemacht hat, haben wir uns die Wohnung hier gemietet und waren immer zusammen. Und ihr Ex... na ja er war ein Spinner. Als sie die Beziehung mit ihm beendet hatte, schlug er sie regelrecht zusammen. Er hatte ihr immer unterstellt, keine Zeit für ihn zu haben und war krankhaft eifersüchtig. Außerdem war er ein Choleriker. Wie auch immer... Mehrere ihrer Rippen waren gebrochen, nachdem er sie zusammengeschlagen hatte. Dasselbe ist dann mit ihm passiert. Dennoch, hat sie nie aufgehört den Menschen zu vertrauen, zu helfen und sie mit einem Lächeln zu begrüßen. Obwohl sie von so viel Negatives erlebt hatte, ist sie immer noch der positivste Mensch den ich kenne." seine Stimme wird wieder leiser und wieder fallen seine Tränen.

Solche schrecklichen Dinge sind ihr widerfahren? Wieso hatte sie ihm das alles nie erzählt? Mit schmerzendem Herzen muss er an ihre schreckliche Vergangenheit denken und daran, dass sie jetzt womöglich wieder bei einem Irren gelandet ist. „Wir müssen Akira finden Yato. Bitte...", sagt er mit bebender Stimme. Nie hatte man ihn so gesehen. Nie hätte er gedacht, dass er einmal so fühlen kann. Aber er war verzweifelt, konnte nicht mehr klar denken.

**Ding-Dong** hören sie die Klingel der Tür und schauen sich beide fragend an. „Ich gehe.", sagt Wakatoshi und steht auf um die Tür zu öffnen. „Paket für Sie." Ein Kurier hält ihm ein Päckchen hin und schaut ihn genervt an. „Um die Uhrzeit?", „Nehmen Sie es jetzt, oder nicht? Mir wurde gesagt, es ist wichtig." Der Kurier drückt ihm das Paket nun in die Hände und geht einfach ohne sich zu verabschieden.

Kein Absender.



There is no such thing as a perfect world (Wakatoshi Ushijima x Own Character)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt