Kapitel 10

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Nachdem sie den kleinen Bach über ein paar Trittsteine überquert hatten, liefen sie eine Weile über ein grosses Feld, auf dem gelbe, feine Gräser wuchsen. Diese wuchsen so hoch, dass selbst eine grosse Katze wie Kralle nicht drüber hinwegsah. Dennoch konnten sie den Sonnenaufgang gut erkennen, da das seltsame Gras an manchen Stellen weniger hoch wuchs, sodass sie sich gut orientieren konnten.
Fuchssprung lief dieses Mal hinten, da er noch immer unruhig wegen seinem Traum war und in Ruhe nachdenken musste. Deshalb und auch, weil er ihr diese Aufgabe zutraute, hatte er Calima die Führung der Gruppe überlassen. Er war sich bewusst, dass Calima genau wusste, dass ihn etwas beschäftigte, aber zum Glück fragte sie nicht nach. Er wollte die anderen nicht beunruhigen. Vielleicht war es ja auch einfach ein Albtraum gewesen?
Doch offensichtlich war Calima nicht die Einzige, die merkte, dass Fuchssprung heute nachdenklicher wirkte, denn nach einer Weile liess sich Vogel zurückfallen, sodass sie neben ihm lief.
"Ist etwas mit dir? Du siehst besorgt aus", sagte Vogel leise. Fuchssprung schüttelte rasch den Kopf. "Es ist alles in Ordnung. Sag mal, hattest du diese Nacht einen Traum?"
Vogel sah ihn verwirrt an. "Wieso?" Fuchssprung suchte nach den richtigen Worten, denn er wollte sie eigentlich wirklich nicht in seinen beunruhigenden Traum einweihen.
Doch er kam nicht zu einer Antwort, denn in diesem Moment traten die Katzen aus dem Feld heraus auf eine Wiese mit kurzem Gras. Und was Fuchssprung sah, liess ihn erstarren. Er stand vor genau diesem Hügel, den er in seinem Traum gesehen hatte.
"Fuchssprung, was ist los?", fragte Vogel, doch Fuchssprung antwortete nicht. Stattdessen rannte er mit einer dunklen Vorahnung an den anderen vorbei und überholte auch Calima, die ihm nachrief: "Was ist los?"
Er erreichte die Spitze des Hügels und hatte das Gefühl, sein Herz bliebe stehen. Unter ihm lag wie in seinem Traum ein riesiger, grauer Platz. In der Mitte stand ein grauer Zweibeinerbau und in höhlenartigen Bauen neben dem Grösseren standen diese unförmigen, vogelartigen Monster.
Da erreichten ihn die anderen und starrten ebenfalls sprachlos auf das vor ihnen liegende.
"Was beim SternenClan sind das für Monster?", fragte Fuchssprung schliesslich. Die anderen schienen alle auch nicht zu wissen, was das da unten war.
"Und wie sollen wir da rüberkommen?", fragte Distel. Fuchssprung sah sich den riesigen Platz genauer ab. Ein scheinbar unendlicher, hoher, glänzender Zaun umgab alles. "Es würde ewig dauern, das zu umgehen", meinte er nachdenklich.
"Aber...", wollte Flocke gerade einwenden, als eines der Monster plötzlich aufjaulte und sich in Bewegung setzte. Die Katzen beobachteten, wie das Monster einen Bogen machte und dann anhielt. Jetzt erst bemerkte Fuchssprung orange leuchtende Pfosten, von denen jeweils zwei sich pararell in einer langen Reihe gegenüberstanden. Da begann das Monster plötzlich mit sehr hoher Geschwindigkeit durch die Reihe von Pfosten zu rasen, bis schliesslich etwas passierte, was die sowieso schon geschockten Katzen noch geschockter sein liess; das Monster hob ab. Es stieg immer höher, bis es schliesslich unter lautem Lärm am Himmel verschwand.
"Was...?", stammelte Nessel und sah die anderen fassungslos an. "Habt ihr das auch gerade gesehen?"
Alle nickten und wechselten ängstliche Blicke. "Was ist das für ein Monster?", fragte Flamme mit weit aufgerissenen Augen und starrte auf die anderen Monster, die noch ruhig in ihren Bauen schliefen.
"Niemals können wir das hier durchqueren!", sagte Flocke mit entschiedener Stimme und schlang schützend ihren Schwanz um ihre Jungen, die vor Angst zitterten.
Fuchssprungs Gedanken rasten. Er wusste nicht, wie viel Zeit er hatte, um den grünen Ort zu finden, deshalb konnten sie den Ort nicht ewig lange umrunden. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiterzugehen.
"Wir müssen hier durch, wir haben keine Zeit für einen Umweg", sagte er möglichst sanft, aber dennoch bestimmt. Er konnte verstehen, dass Flocke dies nicht wollte, da sie Angst um ihre Jungen hatte, schliesslich wollte auch er nicht, dass jemandem etwas passierte, doch ihnen blieb nichts anderes übrig.
"Da schliesse ich mich an", sagte da Nessel und trat neben Fuchssprung. "Die Monster schlafen gerade und so weit ist es nicht. Wir passen aufeinander auf, dann passiert schon nichts. Aber erst mal müssen wir sowieso rausfinden, ob wir den Zaun überhaupt irgendwie durchqueren können".
Fuchssprung nickte, während die anderen sich unsicher ansahen. Schliesslich traten Calima und Distel zu ihnen und auch Flamme, zu Fuchssprungs Erstaunen.
Fuchssprung erhob die Stimme. "Ich und Nessel werden erst schauen gehen, ob wir ein Loch oder etwas ähnliches finden, und dann können wir uns in Ruhe auf die Durchquerung vorbereiten, in Ordnung?" Er sah, während er sprach, nur Flocke an und erst, als diese zögerlich nickte, wandte er sich an Nessel, der zuversichtlich wirkte. Die beiden sahen sich kurz an, dann liefen sie den Hügel hinunter und schlichen geduckt zum Zaun. Fuchssprung konnte den Gestank der Monster und ausserdem Zweibeiner riechen, was ihn nicht gerade beruhigte. Sein Herz raste, als er und Nessel den Zaun erreichten.
"Ich schaue hier und du auf der Seite, okay?", fragte Nessel und Fuchssprung nickte zustimmend. Die beiden liefen in verschiedene Richtungen davon am Zaun entlang. Fuchssprung konnte kein Loch und auch keinen Spalt sehen und machte kehrt. Da sah er, dass Nessel aufgeregt mit dem Schwanz winkte und er rannte geduckt zu dem Kater.
Nessel stand vor einem kleinen Spalt im Zaun. "Hier kommen wir durch!", meinte er zuversichtlich und Fuchssprung nickte.
Gemeinsam liefen die beiden wieder zu den anderen Katzen, die sie gespannt und zugleich ängstlich erwarteten.
"Wir haben einen Spalt entdeckt, durch den wir durchkommen", sagte Fuchssprung.

Nachdem sie eine Weile disskutiert hatten, waren alle für die Durchquerung bereit. Kralle, Flocke und Calima trugen jeweils eines der Jungen, während Vogel dicht bei Ameise stand. Sie hatten sich entschieden, zwei Gruppen zu machen. Fuchssprung, Nessel, Distel und Flamme waren die eine, während die anderen die zweite Gruppe bildeten. Die erste Gruppe mit Fuchssprung würde nach der anderen gehen, die in der Hälfte warteten. Denn dort hatten sie einen leeren, zu zwei Seiten offenen Bau entdeckt, der sich als Zwischenversteck gut eignete.
Calima führte die erste Gruppe an, während Kralle das Schlusslicht bildete. Vorsichtig schlichen die Katzen den Hügel hinab und zum Spalt im Zaun. Während die Katzen von der ersten Gruppe mit Calima hindurchkrochen, blieben Fuchssprung, Nessel, Distel und Flamme geduckt im Gras kauernd zurück.
Fuchssprung beobachtete mit rasendem Herzschlag, wie Calima das Zeichen gab und die Katzen über den Platz Richtung Bau rannten. Er atmete erst wieder aus, als sie diesen erreichten und darin verschwanden.
Fuchssprung und die anderen drei warfen sich angespannte Blicke zu, dann krochen auch sie durch den Zaun. Fuchssprung blickte sich um; es war alles ruhig. Er hob den Schwanz, das vereinbarte Zeichen. Sofort rannten alle los. Fuchssprung hatte das Gefühl, noch nie so schnell gerannt zu sein. Schon nach kurzem brannten seine Pfoten wegen der harten Steinfläche, doch er rannte weiter. Dann erreichten sie den Bau und blieben keuchend im Schutz von diesem stehen. Die anderen erwarteten sie bereits. Fuchssprung atmete tief durch, bis er seinen Atem wieder einigermassen unter Kontrolle hatte und sah sich dann um. Noch immer war keine Gefahr zu sehen. Hier im Bau roch es zwar stärker nach Zweibeiner, doch dem leicht abgestandenen Geruch nach waren hier an diesem Tag noch keine Zweibeiner gewesen.
Nach einer kurzen Pause stellten sich die Katzen der ersten Gruppe an den Rand, bereit für die zweite Überquerung. Calima gab das Zeichen und die Katzen rannten los. Sie erreichten die andere Seite ohne Probleme, auf der sie nach kurzem Schauen auch ein Loch fanden. Fuchssprung atmete erleichtert aus.
Er und die anderen stellten sich nun ebenfalls auf, doch als Fuchssprung hochsah, erstarrte er. Eines dieser seltsamen Monster kam am Himmel immer näher und schien landen zu wollen.

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Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass in WarriorCats nie Flugzeuge vorkamen?🤔 In "Tigerherz' Schatten" kamen Züge vor, normale Monster kamen auch vor, aber keine Flugzeuge.. Deshalb dachte ich, ich baue mal ein paar ein, auch einen kleinen Flugplatz😁 Wie denkt ihr, dass Katzen Flugzeuge nennen? Momentan sind es ja nur "seltsame Monster" (😂), im nächsten Kapitel jedoch erfahrt ihr die Bezeichnung, die ich mir ausgedacht habe.

Danke nochmals für die vielen Leser, das bedeutet mir wirklich viel!!💙💙
Wie immer würde ich mich über Feedback freuen☺️

Fuchssprungs ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt