Fuchssprungs Prophezeiung

Kapitel 22

"Los, lasst uns das Lager erkunden!", sagte Vogel mit vor Aufregung pipsiger Stimme. Die anderen nickten ebenfalls mit aufgeregt funkelnden Augen, nur Flocke und Ameise stimmten nicht zu.
"Die Jungen müssen sich erst mal ausruhen", sagte Flocke, woraufhin die drei kleinen Jungen augenblicklich protestierten. "Warum immer wir?", fragte Moos und Stern fügte hinzu: "Ja, warum dürfen wir nie Spass haben?"
Da seufzte Kralle und trat unterstützend neben seine Gefährtin. "Schaut, ich bin ein ausgewachsener Kater und ruhe mich nun trotzdem aus". Das funktionierte. Die Jungen waren zwar noch immer nicht begeistert, doch sie folgten ihren Eltern zu einer geschützten Stelle. Auch Ameise schloss sich ihnen an, die anderen blickten alle erwartungsvoll zu Fuchssprung, anscheinend erwarteten sie eine Führung durch das Lager. Also räusperte sich Fuchssprung. "Also, dann".
Als erstes erkundeten sie das grosse Eiben- und Dornengebüsch. Innen war es wie in einer Höhle und in den Boden waren überall noch deutlich sichtbare Kuhlen gekratzt. Da die Höhle riesig war, nahm Fuchssprung an, dass dies der Bau der Krieger gewesen sein musste, was er den anderen auch erklärte. Dann gingen sie zum Farngebüsch neben dem Kriegerbau, in dem auch ein mit Moos bewachsener Baumstumpf lag. Unter diesem gab es ebenfalls eine Höhle mit einigen Kuhlen im Boden. Dies musste der Schülerbau gewesen sein.
Dann sahen sie sich die Dornenhecke daneben an, deren wirr wachsende Zweige noch deutlich verwoben waren, weshalb hier sicher auch ein Bau gewesen sein musste. Fuchssprung schob mit den Vorderpfoten vorsichtig ein paar Ranken zur Seite, sodass er hineinschauen konnte. Der Boden war anders als in den bisherigen Bauen sandig. Da es keine Mulden gab, nahm Fuchssprung an, dass der Boden wie auch in der Kinderstube am See mit Moos gepolstert gewesen sein musste. Es machte auch Sinn, dass die Kinderstube in diesem scheinbar undurchdringlichen Gewirr war, wo die Königinnen und ihre Jungen gut geschützt waren.
Danach schoben sie sich durch dicht wachsenden Farn und gelangten zu einer Felswand. In dieser gab es eine breite Spalte. Als Fuchssprung sie betrat, erinnerte er sich unwillkürzlich an seine letzten Momente im Heilerbau des DonnerClans. Häherfeders leise Stimme, manchmal vertraute Stimmen wie die von Borkenpelz und dieser starke Geruch nach Heilkräutern, von dem ihm immer schwindlig wurde.
Hier roch es zwar deutlich weniger stark, aber Fuchssprung erkannte trotzdem sofort, dass hier drinnen der Heilerbau gewesen sein musste. Als dann Nessel in kleinen Felsspalten völlig verdorrte und ausgetrocknete Pflanzen und Kräuter fand, bestätigte sich Fuchssprungs Annahme.
Als sie den Heilerbau wieder verlassen hatten, blieben sie unter dem grossen Stein stehen.
"Seht mal", sagte Jamal plötzlich und lief ein Stück um den Stein herum. Da bemerkten auch die anderen das Loch in der Wand. Dieses stellte sich bei genaueren Hinsehen als Höhle heraus. "Das muss der Anführerbau gewesen sein", sagte Fuchssprung andächtig. Er konnte sich irgendwie überhaupt nicht vorstellen, wie Feuerstern oder Blaustern hier schliefen.
Danach entdeckten sie noch eine Höhle unter einer umgestürzten Eiche, wo vermutlich die Ältesten geschlafen hatten.

Als sie das Lager erkundet hatten, merkten sie erst, wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatten und da bald schon die Sonne untergehen würde, beschlossen sie, noch zu jagen.
Fuchssprung hatte das Gefühl, dass die Aussicht, ein Clan zu werden und hier zu leben, allen wieder mehr Energie gab, denn von Ausruhen sprach keiner.
Nachdem Calima, Socke, Nessel, Distel, Efeu und Jamal das Lager verlassen hatten, herrschte eine ruhige Athmosphäre über den Katzen. Flamme und Silber gaben sich die Zunge und sprachen leise miteinander, während Ameise den Jungen eine Geschichte erzählte. Flocke und Kralle nutzten die 'freie Zeit' und unterhielten sich. Fuchssprung selbst sass alleine ein wenig abseits. Er hatte gespürt, dass er nun Zeit für sich brauchte, weshalb er auch nicht mit auf die Jagd gegangen war.
Er wusste nicht recht, was er nun zu tun hatte. Gedankenverloren schloss er seine Augen.

Eine blaue Kätzin sass neben ihm auf einer Anhöhe. "Blaustern?", fragte Fuchssprung überrascht. "Bin ich froh, dich zu sehen! Ich weiss einfach nicht, was nun meine Aufgabe ist". Er sah sie verzweifelt und bittend an.
Blaustern wandte sich ihm zu. "Nun, das erste, was sie einem Clan näher bringt, sind Clannamen. Danach weisst du schon, was du tun musst". Ihr Tonfall war ruhig.
Dagegen wurde Fuchssprung immer nervöser. "Aber ich bin kein Anführer! Ich kann doch nicht einfach so Namenszeremonien durchführen! Ausserdem werde ich ja auch gar nicht ihr Anführer werden!" Blaustern schüttelte ihren Kopf. "Nein, wirst du nicht. Aber bis sie soweit sind, wirst du den zukünftigen Anführer vertreten".
Fuchssprung spürte, wie sein Herz schneller schlug. "Ich habe das noch nie gemacht", sagte er hilflos, doch Blaustern sah ihn fest an. "Aber du kannst es!"

Fuchsprung öffnete seine Augen. Das Gespräch mit Blaustern hatte sich ewig angefühlt, dabei war es nicht mal einen Herzschlag lang gewesen. Verwirrt schüttelte er seinen Kopf. Sein Blick fiel auf eine Pfütze neben ihm und er erhob sich. Als er bei der Pfütze war, trank er ein paar Schlücke, dann hob er den Kopf an und betrachtete sein Spiegelbild. Doch mit einem Mal verschwand dieses Bild und ein anderes erschien. Eine Katze, die wie er aussah, stand auf dem grossen Stein und sprach zu einer Gruppe Katzen, in denen Fuchssprung gleich seine Freunde erkannte. Dann wechselte das Bild und zeigte einen Wald. Dann plötzlich blitzte es und dann war da wieder ein Wald. Und dann sah Fuchssprung wieder sich selbst.
Er sprang erschrocken vom Wasser weg. Hatte er sich das gerade eingebildet? Nein, es war echt gewesen, das war er sich innerlich bewusst. Die Katze auf dem Stein war er selbst. Das konnte nur heissen, dass er nachher die ersten Zeremonien durchführen musste. Aber was sollte das am Ende gewesen sein? Der Blitz hatte ihm doch eindeutig etwas vom DonnerClan gesagt. Doch was war mit dem Wald gemeint?
Und plötzlich wusste Fuchssprung, was er zu tun hatte.

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Leserupdate: 400, das ist soo krass!!😱 Danke, dass ihr die Geschichte von Fuchssprung so unterstützt!❤️

Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch. Ich weiss, es ist wieder mal etwas kürzer, aber das liegt daran, dass ich das, was als nächstes in der Geschichte passiert, lieber in einem Kapitel schreibe, als in der Mitte aufzuhören😊

Übrigens hat die liebe Aetha_Moon dieses wundervolle Cover gemacht, das ich nun neu als Titelbild genommen habe. Danke dir nochmals für das tolle Cover!☺️