Geschichte 11

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Danke für die 5 Wörter, liebe Christiane :) 

Die 5 Wörter: Schlapphut, Gold, Spinnennetz, Katze, Boot

Wo ist er nur? Wieso kann ich nie etwas finden, wenn ich es brauche? Dieser blöde Hut, der Schlapphut muss in dieser Kiste sein. Ich weiß es. Wir haben ihn immer als Anglerhut benutzt. Der Angler muss morgen denselben Hut anhaben. Sonst dreht unsere Regisseurin durch.
„Kann ich dir behilflich sein?" Schnell drehe ich mich um, vor Schreck stoße ich an den Stapel Kisten und alles fällt hinaus. Innerlich koche ich vor Wut, weil ich das wieder aufräumen muss. Doch nach außen lächle ich, als ob nichts passiert wäre.

„Nein, nein. Geht schon. Sie können ruhig weiter ihren Text üben, Mister Tempton."
Wenn es einer mitbekommt, das der Hauptdarsteller anfängt, Requisiten zu suchen bin ich fristlos gefeuert. Ich drehe mich um und schaue auf den Haufen Arbeit, der vor mir liegt.

Während ich anfange einzuräumen, finde ich eine kleine Oscarstatue aus Gold, wahrscheinlich nur so angestrichen, denn sie ist sehr leicht.
Plötzlich sehe ich etwas Grünes, schnell ziehe ich daran. Der Hut für den Angler, erleichtert atme ich aus und halte ihn ganz fest.
Jetzt schnell fertig einräumen, bevor jemand dieses Chaos sieht.
Na, ja noch jemand.

Auf der Bühne steht Mister Tempton und übt seinen Text. Er sitzt dabei in einem alten kleinen Boot. Diese Szene, finde ich immer wieder lustig, anzusehen. Er soll über Board gehen, doch das Wasser ist nur knietief. Er soll jedoch so tun, als ob er untergeht. Er spielt das immer ein bisschen anders und doch kommt es immer an bei den Zuschauern.
„Haben Sie nichts mehr zu tun? Oder warum stehen sie hier und glotzen unseren Star an?"
Toll, die hat mir gerade noch gefehlt. Ich schaue auf die linke Seite, wo sie an mich herangetreten ist.

„Sie verstehen es falsch, Miss Loren. Ich schaue zwar auf die Bühne, jedoch auf die Hütte, des Anglers. Da müssen noch weitere Spinnennetze angebracht werden. Mindestens ein Spinnennetz. Damit es wirklich alt und verlassen aussieht."
Da sagt sie nichts mehr. Sie will etwas sagen, das sehe ich ihr an. Ihr Mund schließt sich, ohne das ein Ton herauskommt.
Sie stolziert auf ihren Highheels auf die Bühne. Mister Tempton bemerkt sie erst als sie direkt vor ihm steht. So sehr war er in seiner Arbeit vertieft.
Das muss ich mir nicht anschauen, darum geht es wieder zurück in meine Kammer des Schreckens.
Ich nenne sie gerne so, weil dann kommt niemand auf die Idee, mich dort zu besuchen. Es ist mein Reich. Die ganzen Requisiten sind dort untergebracht, bis auf die Bühnenbilder.

Dort angekommen schaue ich auf die Uhr und stelle fest, es ist Zeit, Feierabend zu machen. Den Hut habe ich gefunden und das Spinnennetz muss erst morgen angebracht werden.
Schnell ziehe ich meinen Mantel an und schnappe mir meine Tasche. Beim Hinausgehen streichle ich die ausgestopfte Katze. Viele haben Angst davor diese zu berühren, denn sie sieht aus, als ob sie leben würde. Ich fahre ihr über den Rücken, wie immer und springe dann zurück.

Die Katze fühlt sich so warm an.
Wieso? Normalerweise ist sie kalt und hart wie Stein.
Doch jetzt.
Habe ich es mir eingebildet? Nun mache ich zwei Schritte zurück und schaue mir die Katze noch einmal genau an. Sie sieht aus wie immer. Der Schwanz ist nach oben ausgestreckt, wie immer.
Ihre Augen.
Haben sich die Augen bewegt? Nein, kann nicht sein.
Oder doch?
Spinn ich jetzt komplett. Ich beuge mich zu ihr hinunter und beobachte die Augen.
Da wieder, sie schauen mich nun direkt an. Nicht geradeaus, nein, nach oben zu mir.

Das gibt mir Gänsehaut erster Klasse. Ich will schreien, doch bringe keinen Ton heraus. Meine Stimme, sie ist weg. Ich schreie innerlich so laut und doch bleibt mein Mund geschlossen, als ob mir jemand den Mund zuhält.

Was passiert hier nur?

Geschichten aus fünf WörternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt