Kapitel 10

941 49 0
                                    

Kapitel 10
"Du siehst angekratzt aus."

Der hübsche, blonde Junge wirkte überrascht. Doch ob er es in Wirklichkeit war, blieb Jen vorenthalten. "Minho.."murmelte sie und setzte sich gegenüber von ihm. Er ließ einen kurzen Lacher vernehmen und neigte sich dann weiter vor, über die Tischplatte, bis sein spitzes Kinn das Holz fast berührte. "Habe ich dich nicht gewarnt? Und lass mich raten, er hat dich auf mich angesprochen?"

Ihr verschleierter Blick war auf seine Finger gerichtete, die ineinander verschränkt vor seinem Gesicht lagen, doch sie nickte stumm. Phil biss sich auf die Lippe. Jennifer zeigte nicht das Maß an Interesse, welches er erwartet hatte. Und obwohl er es nicht sehen konnte, war sie furchtbar verwirrt. Ihr Kopf pochte mittlerweile und Minhos Worte flogen in ihm herum.

Nach einer Weile räusperte er sich.

Sie riss ihren Kopf hoch und schaute direkt in sich seine Augen. "Fang an."sagte Jen und lehnte sich vor. So hatte sie doch nicht vergessen, warum sie wohl hier saß.

Er holte tief Luft und machte es sich bequem.

"Es ist so. Du wirst nicht alles wissen. Oder? Weißt du, warum wir hier sind? Oder was da draußen ist? Weißt du, wer die Leute hier eigentlich sind? Oder wer du bist?"

Angestrengt lauschte Jen seinen Worten. Sie konnte es nicht leugnen. Er hatte Recht.

"Ich sage es dir. Wir werden von ihnen festgehalten. Hier auf dieser Lichtung, umgeben von diesem riesigen Labyrinth. Kommt dir das nicht komisch vor? Du hast keine Erinnerung an irgendetwas. Da ist nur Leere. Bis auf deinen Namen vielleicht. Billy denkt, dass das hier alles ein Experiment ist. Eine Art Test. Billy weiß, dass wir in das Labyrinth müssen. Um hier rauszukommen. Das ist unser Test. Aber dann sag mir doch mal, warum Alby und Newt uns nicht lassen?"

Er machte eine kleine, kunstvolle Pause, bevor er weiter redete:

"Weißt du, einer musste hier der Erste sein.  Der, der einen Monat lang alleine hier verbringen musste. Sogar dich hat es fast wahnsinnig gemacht den Namen nicht zu wissen. Nicht zu wissen, was los war. Aber der Erste, der hatte niemanden der ihm half. Und drei mal darfst du raten, wer der Glückliche war."

Es fiel ihr wie die Schuppen von den Augen.

"Alby."

Ihre Stimme war nur noch ein flüstern, genauso wie seine.

"Genau. Alby. Wie hat der Gute das wohl geschafft? Alle preisen ihn an, vertrauen ihm und seiner Stärke. Dabei versteht es aber keiner.

Alby ist einer von ihnen."

"Nein."hauchte Jen und rutschte nach hinten. Ihre Augen waren aufgerissen und der Blick lag entsetzt auf Phil.

"Doch. Genauso wie Newt, Minho, Ben, Gally, Clint, Frypan und alle anderen. Nur wenige wissen, was hier wirklich abgeht. Aber eins kann ich dir sagen, alle Hüter und die Läufer stecken alle unter einer Decke."

"Das glaube ich nicht!"

"Jen, warum werden wir von allen gehasst? Alby weiß, dass wir die Wahrheit kennen. Und deswegen hetzt er alle gegen uns auf "
"Halte dich von ihnen fern."

"Jennifer, willst du für immer und ewig hier bleiben? In Angst leben?"

Sie stand auf und ging ein paar Schritte rückwärts, doch er folgte ihr. "Lass dir nichts anmerken. Wenn sie erstmal wissen, dass du es weißt, dann bist du schneller tot als du schauen kannst."

"Ich glaube ich sollte gehen."

"Tu das. Schlaf gut."

Sie schluckte, drehte sich um und fing an zu rennen.
Nein.
Nicht sie.
Niemals.

"AUTSCH! PASS AUF!"

Jennifer war mit voller Kraft in jemanden hinein gerannt, doch zum Glück hatte er sich und sie noch halten können.

"Tut mir leid."murmelte sie und hob den Kopf.

Es war Ben.
"Alle Läufer wissen Bescheid."
"Zum Glück nimmt Minho diese Idioten nicht auf"
"Halte dich von ihnen fern."

Sie riss sich los und lief schnellen Schrittes an ihm vorbei.

"Jen?"
"Lass dir nichts anmerken."

"Mir geht es nicht gut."

Dark Times-Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt