Kapitel 9

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Kapitel 9
Das Essen schmeckte immer gleich.

Hatte immer die gleiche pampige Konsistenz.

Ja, sie könnte sich daran gewöhnen.

Stumm rührte sie in ihrem grauen Brei herum. Sie war traurig und wütend. Und alles nur wegen ihm.
Er hatte sie mit bösen Blicken gestraft. Sie angerempelt. Was konnte sie aber schon dafür?

"Darf ich mich mit dazu setzen?"

Phil stand gegenüber von ihr und erwartete eine Antwort. Doch Jen zuckte nur mit den Schultern und widmete sich wieder ihrer Pampe. Er setzte sich trotzdem und fing an das Essen in sich hinein zu schaufeln. "Alles okay? Hat Clint dich zu sehr gestresst?" Jennifer schnaubte, sagte aber nichts. "Du kannst mir auch in ganzen Sätzen antworten."

"Es ist Minho! Was kann ich denn dafür, dass er sich verletzt hat? Was habe ich denn getan? Ich bin nur meiner Pflicht nachgegangen. Er darf nun mal nicht laufen, solange die Wunde noch nicht richtig verheilt ist. Und Clint musste sie erst wegen dem vielen Eiter öffnen." Ihre Stimme brach ab und sie wurde immer leiser, doch vor Wut schmiss sie ihren Löffel in das Essen und spritzte damit alles über den Holztisch. Dabei war sie noch nicht mal wütend auf den Läufer, nein, sie war wütend auf sich. Sie machte sich Vorwürfe, obwohl Jen wusste, dass sie im Recht war. Und genau das machte sie so sauer. "Du solltest nichts auf ihn geben. Habe ich dir nicht gesagt, dass du bei Minho aufpassen musst?"

Kurz hob die Brünette den Kopf und schaute in seine Richtung. Sie traf auf seine braunen uns bereute es sofort wieder. "Hör mal, kleine. Achte nicht auf ihn." "Ich muss ihn nacher noch verarzten!" "Dann überlass das doch jemand anderen." "Geht nicht! Die wollen sich alle nicht mit ihm anlegen!"

"Pass auf, wenn du fertig bist, dann komm einfach wieder hier her. Genau hier her. Vielleicht kann ich dich ein bisschen aufheitern." Sie hob die Augenbrauen und wurde sofort misstrauisch. "Wie meinst du das?" "Ich denke du solltest noch ein paar Sachen über die Jungs hier wissen." "Aber.."

Er stand auf und zwinkerte ihr zu. Verwirrt schaute sie ihm hinter her.

Er hatte sie.

Und das wusste er.

Sie war neugierig.
~

Unruhig stand Jen im Krankenzimmer. Ständig hüpfte sie von einem Bein auf das andere. Ihr wurde mulmig und dass Minho sich verspätete machte alles auch nicht besser. Sie begann schon einmal alles aufzuräumen und die Salben und die neuen Verbände heraus zu holen. Viel musste Jennifer eigentlich nicht machen.

"Beeil dich."

Erschrocken fuhr sie herum. Er ließ sich auf einen der Höcker fallen und fing an sein Hemd auf zu knöpfen. Dabei beachtete er die Brünette nicht weiter und hielt den Blick starr gerade aus gerichtet. Es war schon dunkel draußen und sie entfachte rasch noch zwei zusätzliche Feuer, die in den großen Einmachgläsern brannten.

Langsam verstrich sie die erste Salbe gegen die Schwellung auf seiner Brust. Dann die zweite gegen die Entzündung. Ihre Finger waren lang und schmal und arbeiteten sanft und gezielt. Dann holte sie den neuen Verband und warf den alten in eine Kiste mit lauter solchen alten, verschmutzen Verbänden, die sie nach Bedarf waschen mussten.

Während Jen den Verband anlegte beobachtete er sie genau.

"Was treibst du eigentlich mit diesem Idioten da?"

"Was geht es dich an."schnaubte sie und war sogleich überrascht. Von ihm und von sich selber. So eine Antwort hatte sie nicht erwartet zu geben. "Er ist nicht gut für dich."knurrte Minho und bewegte sich ein bisschen. "Aber das entscheide ich." "Du verstehst das nicht. Er gehört zu Billy. Wenn er Interesse an dir zeigt, dann wird das nicht gut enden." "Für wen, dich oder mich?"

"Uns beide."

"Heute morgen wolltest du mich schon umbringen."flüsterte sie und zog den Verband an der linken Schulter fest. "Ich konnte ja auch nicht laufen! Da war das ja selbstverständlich! Und du müsstest es ja auch nicht so ernst nehmen!" "Mit der Wunde hättest du ja auch nicht laufen sollen. Und bei den Blicken habe ich schon Angst gekriegt!" Er schnaubte. "Entschuldigen werde ich mich nicht." "Fein!" "Aber du solltest dich von ihm fernhalten!" "Du führst dich so auf, als wärst du mein Vater. Du kannst mir nichts vorschreiben." "Doch, das kann ich!"

Jen wich ein paar Schritte zurück und er stand auf. "Dann sag wenigstens warum." "Weil er gefährlich ist."

Ein verrücktes Lachen rang mit ihr durch. "Wir leben eingeschlossen von riesigen Mauern auf einer kleinen Lichtung. Und hinter diesen Mauern ist ein Labyrinth mit gefährlichen Kreaturen. Und du willst mir sagen, dass er schlimmer ist als ein Griewer, oder was?"

"Ja."

"Ja?"

"Du solltest aufhören zu lachen. Wir machen uns nur Sorgen um dich."
"Du weißt nicht alles über die anderen."

"Danke."

Verbittert schoss sie aus dem Raum in Richtung der Essensräume. Sie war fertig. Mit alles und jedem. Und sie hatte über reagiert.
Was bildet er sich eigentlich ein? Erst böse und dann lieb?

Sie fühlte sich belogen und betrogen. Ausgenutzt. Und sie war verdammt neugierig darauf, was Phil ihr zu sagen hatte..

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Dark Times-Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt