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Seit Thomas auf der Lichtung ohne sämtliche Erinnerungen aufgewacht war, hatte er sich gefragt, ob er je wieder das selbe fühlen könnte wie damals. Wie vor der Zeit im Labyrinth.
Jetzt weiß er es.

Jetzt hat er eine Antwort auf seine Frage.
Doch sie ängstigt ihn mehr als jemals etwas zuvor, denn sie lautet nein.
Nein, Thomas ist sich sicher, diesen unerträglichen Schmerz niemals wieder vergessen zu können.

Noch nie ging er in die Knie, weil der Kummer ihm die Luft abschnürte und er das Gefühl hatte, an seinen eigenen Tränen zu ersticken.

Noch nie hatte in seinem Inneren eine solch beunruhigend chaotische Leere geherrscht. Noch nie hatte er sein Herz brechen hören.

Noch nie hatte er erlebt, wie es zu Boden geschnellt und in unzählige kleine Teilchen zersprungen war.
Noch nie hatte er jemanden, den er liebte, töten müssen.

Seine Augen brennen. Die Tränen sind versiegt. Sein Schluchzen verwandelt sich in ein abgehaktes Schnaufen und seine Hand ruht reglos auf der Brust seines Freundes. Seines toten Freundes.

Newt ist tot. Newt, der einzige, der erste Mensch, dem er bedingungsloses Vertrauen geschenkt hat. Der Mensch, der ihn geleitet, ihn unterstützt, ihn geliebt hat.

Thomas bedauert, dass ihre Freundschaft von nur so kurzer Dauer war.
Aber noch viel mehr bedauert er sich selbst.

Er hätte ihm helfen können.
Er hätte Newt das Leben retten können.
Er hätte es verhindern können.

Es tut so weh. Warum tut das so weh?
Warum er? Warum musste es ausgerechnet er sein? Hätte es nicht jemand sein können, der ihm weniger am Herzen lag?
Aris? Gally?

Thomas erschrickt bei seinen Gedanken. Es ist egoistisch, jemand anderem den Tod zu wünschen, um Newt leben zu sehen. Es ist falsch.

Aber wen interessiert das jetzt noch?
Sein Leben hat in diesem Moment seine Bedeutung verloren, als er den Abzug drückte und Newt eine Kugel in den Schädel jagte.

Die Hand, die davor noch auf Newts Wange gelegen hat, presst er gegen seine Brust, in dem verzweifelten Versuch, sein Herz zum Stoppen zu bringen.

Mit jedem Herzschlag bohrt sich die lähmende Dunkelheit tiefer in seine Seele.
Mit jedem Herzschlag spürt Thomas das verführerische Nichts, das ihn umgibt, deutlicher.
Mit jedem weiteren Herzschlag tötet er Newt wieder und wieder aufs Neue und mit jedem Herzschlag stirbt ein Teil von Thomas mit ihm.

[Nachts edits zu gucken, depri Musik zu hören und an Newtmas zu denken, ist nicht gut.]

Please, Tommy. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt