5

92 2 0
                                    

Sicht des Readers:

Ich hatte Lance' Rat nicht befolgt. Auch wenn ich wusste, dass Familie wichtig war, fühlte ich mich noch nicht bereit dazu.
Trotzdem gingen meine Eltern mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Auch die Walkers durchkreisten mehr als einmal meine Gedanken. Ted war schon wieder Zuhause. Sein Vater war Hand in Hand mit ihm aus dem Krankenhaus gegangen und hatte im Vorbeigehen noch mit einer Krankenschwester gescherzt. Und als er Theo das erste Mal im Krankenhaus gesehen hatte, hatte er sich schockiert neben das Bett gekniet und gefragt, wie das passieren konnte. Ich hatte daneben gestanden und musste mich zusammenreißen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen. Denn vor allem er konnte diese Frage beantworten. Ich fragte mich, wie er das schaffte: Nach außen schien er ein guter Polizist und noch viel besserer Vater zu sein, doch wenn Elena- seine Exfrau-, oder seine Kinder einen "Ausrutscher" gehabt hatten, wurde er sofort laut. Ich hatte es schon oft genug erzählt bekommen, oder mit eigenen Ohren gehört, um zu wissen, dass er es immer so hinstellte, dass andere Schuld hatten. Er war immer das Opfer und das Schreien gerechtfertigt- so als müsste er es tun.
'Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie überreagiert haben, und übernehmen Sie die Verantwortung dafür.' Von Jesper Juul hatte er anscheinend noch nie etwas gehört. Ebensowenig wie von der Kinderpsychologin Eva Lazar, die in dem Buch erklärt hatte, dass Anschreien nichts brachte, weil das Gehirn währenddesen mit Stress und Angst überflutet wurde- und durch diesen Stress wurde das Lernen in dem Moment sozusagen blockiert.

Mit Gründen, warum dieses Verhalten unfassbar falsch war, konnte ich ewig weitermachen. Und wenn ich einmal mit dem Thema angefangen hatte, hörte ich nicht so schnell damit auf; es machte mich rasend, dass man meiner Meinung nach viel zu wenig über diese Art von Gewalt aufgeklärt wurde.

Als ich nach meiner Mittagspause das Jeffersonian betrat, schüttelte ich diese Gedanken ab und versuchte mich um den Fall zu kümmern. Am Morgen war eine Leiche eingetroffen, die man im Moor in einem Wald wenige Meilen von hier gefunden hatte.
Während man in Sagen lernte, dass Menschen den gefolgt Irrlichtern waren oder vom Moor "verschluckt" wurden, sah die Wahrheit völlig anders aus: Zuerst einmal konnte man aus physikalischer Sicht gar nicht so einfach im Mooor versinken, da es eine größere Dichte hatte, als der menschlicher Körper. Und zusätzlich wurden die Leichen, die man im Moor fand, nachweislich mit Gewichten beschwert. Denn das Moor diente größtenteils der Entsorgung von Mordopfern- also war der Fall auf den ersten Blick nicht wirklich ungewöhnlich. Denn auch bei unserem Fall sah es klassisch nach Mord aus- ein großer Stein, der Doktor Hodgins unfassbar glücklich gemacht hatte, wurde vermutlich zum Beschweren benutzt-, auch wenn wir bis jetzt keine Todesursache finden konnten. Doch man hatte einige Meter entfernt noch einen Rucksack entdeckt. Dies, ein Portemonaie und ein Handy in den Hosentaschen war alles, was noch an Beweismaterial übrig war. Von den letzteren beiden Sachen war jedoch auch nichts mehr zu gebrauchen, da es durch die Umgebung und das Wetter vollkommen ruiniert wurde.
Am Morgen hatte ich leider kaum etwas machen können, da um die Knochen herum noch einiges erhalten geblieben war. Das lag daran, dass es im Moor an Sauerstoff mangelte, sodass Mikroorganismen die Leiche nicht zerstetzen konnten und Gerbsäure hatte für die weitere Konversation gesorgt. Am Gesicht und wenigen zusätzlichen Körperpartien wiederum gab es nicht mehr als Knochen und Fraßspuren zu sehen- möglicherweise war das Opfer zuerst Tieren ausgesetzt gewesen und erst dann in das Moor verfrachtet worden.

"Ah, Miss (DNN), gut, dass Sie da sind", begrüßte Doktor Brennan mich und stieg mit ihrer nächsten Frage, was ich ihr zu den Knochen erzählen konnte, gleich ins Thema ein.
Ich musterte die Knochen. "Also... Wie wir schon vorhin feststellten, deutet das Becken auf ein weibliches Opfer hin und die Abnutzung der Zähne lässt sie auf 15 bis 17 schätzen", begann ich. "Sie hat weiterhin zahlreiche Abwehrverletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien- ich würde fast schon sagen, sie wurde seit drei physisch Jahren misshandelt." Genau wie Louna. Ich schluckte. Auch sie wurde körperlich misshandelt, seit sie 13 Jahre alt war; es fing ein Jahr nach der Scheidung ihrer Eltern an.
"Ist alles in Ordnung, Miss (DNN)?", fragte Doktor Brennan.

Lance Sweets x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt