He makes me stromg

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Zwei Wochen nach Mums Tod war die Beerdigung. Ich wachte auf, weil ich auf einmal eine große Last auf mir spürte. Ich öffnete verwirrt zunächst das rechte Auge, erkannte aber nichts außer Braun. Also öffnete ich auch das linke Auge und erkannte schließlich, dass der liebe Mr. Styles sich im Schlaf wohl nach einer neuen Matratze gesehnt hatte und offensichtlich mich dafür ausgewählt hatte. Ich lächelte und gab ihm dann einen Kuss auf die Stirn. Er blinzelte schläfrig und schaute mich dann aus Teddyaugen an.
"Morgen Baby", sagte er mit seiner tiefen Morgenstimme.
Genauer gesagt versuchte er das zu sagen, denn seine Stimme war so rau und kratzig, dass er kaum einen Buchstaben hervorbrachte. Ich schmunzelte, was er mit einem liebevollen Kuss quittierte.
Dann bequemte er sich endlich dazu sich von mit runter zu rollen und mich aufstehen zu lassen.
Ich ging duschen, machte mein Make-Up, meine Haare und zog dann mein Kleid an.
Als ich in die Küche kam, hatte Harry bereits Kaffee gekocht. "Du bist ein Schatz", sagte ich als er mir eine große Tasse entgegenhielt.
"Ich weiß", lachte er. "Und ich glaub, ich geh mich jetzt auch mal lieber fertig machen, bevor du mich noch schlägst oder so", grinste er und verschwand blitzschnell im Bad.
Ich lachte ebenfalls, aber sobald Harry aus meinem Blickfeld verschwunden war, begann ich automatisch darüber nachzudenken, warum ich heute so gut gelaunt war. Immerhin wurde ja meine Mutter beerdigt und ich scherzte hier in der Küche mit meinem Freund rum. Wieder fragte ich mich, ob ich ein emotionsloser Stein geworden, dass mir sogar der Tod meiner eigenen Mutter egal war? Dass ich nichtmal weinen konnte? Das war doch nicht normal oder?
Nach langen Hin- und Herdenken kam ich zu dem Schluss dass es an Harry lag. Er war meine Medizin, er fing mich auf, er brachte mich zum Lachen, er war , so kitschig das auch klang, mein Retter.
Aber die Gedanken ließen mich nicht los, sodass ich, als Harry wieder in der Küche auftauchte, sofort mit dieser Vermutung herausplatzte.
"Harry bin ich ein emotionsloses Wrack?"
"Warte, was ist los Baby? Wie kommst du auf sowas?", fragte er entsetzt.
"Naja, ich... Ich hab seit Mums Tod nicht geweint, ich habe das Gefühl mir ist so ungefähr alles egal, ich bin kaum noch da, kriege nur noch alles am Rande mit, ich bin einfach zu schwach und... und... und..."
Dann brach meine Stimme ab.
"Hey, shhhh. Ganz ruhig Baby. Das bist du ganz bestimmt nicht. Du reagierst vollkommen normal, auf eine Situation die absolut unnormal ist. Dein Gehirn versucht nur, dich zu schützen. Und dass du trotz allem noch lachen kannst, den Mut nicht verlierst und weitermachst, das zeugt von deiner unglaublichen Stärke okay? Jeder andere ist schwach, aber du nicht!" Er blickte mit fest in die Augen.
"Aber...aber ich Trauer ja nichtmal richtig. Ich bin emotional total abgestumpft..." Meine Zweifel schienen sich nicht legen zu wollen.
"Hey, Prinzessin. Sieh mich an! Schau mir in die Augen", sagte er und nahm mein Kinn zwischen seine Finger. "Du bist der emotional stärkste Mensch den ich kenne und wie du mit dieser Situation umgehst ist absolut okay. Jeder trauert anders und nur weil du nicht geweint hast, oder dich nicht so um deinen Dad gekümmert hast, heißt das nicht, dass deine Mum dir nicht genug bedeutet oder dass du eine schlechte Tochter bist. Es bedeutet nur, dass du stark genug bist, deine Art zu trauern gefunden zu haben und sie durchzuziehen. Und das schaffen nur ganz wenige. Und darauf kannst du stolz sein okay?"
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und sah mich durchdringend an. Seine noch nassen Haare tropften auf die Anrichte aber das war gerade egal. Das einzige was zählte waren gerade wir beide, hier allein in der Küche, wie wir und in die Augen sahen. Und mit einem Mal verstummten all die fiesen Stimmen und die Selbstzweifel und ich fühlte mich stark genug, den Tag zu schaffen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 09, 2019 ⏰

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