Had I known how to save a life... I swear I did

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Irgendwie waren wir dann wohl doch eingeschlafen, denn ein paar Stunden später wurde ich durch ein Rütteln an der Schulter geweckt.
"Grace, wach auf. Es ist gleich soweit. Wach auf Grace."
Ich konnte die Stimme langsam zuordnen. Sie gehörte meinem Dad. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, brauchte ich erstmal ein paar Sekunden um mich zu orientieren, denn wir waren in irgendeinem Schlafraum, dann traf mich die Wirklichkeit wie ein Schlag.
"Wie viel Uhr haben wir?", fragte ich verschlafen. "9:20 Uhr. Ich dachte du möchtest dich vielleicht noch von Mum verabschieden und ihr etwas sagen", antwortete Dad und schenkte mit ein müdes Lächeln.
Ich nickte. Es war also soweit. In 26 Minuten würde ich keine Mutter mehr haben. In 26 würde meine Welt sich komplett auf den Kopf stellen. Ich würde zu einer Halbweise werden. Nie hätte ich gedacht dass mir soetwas passieren könnte.
Diese Gedanken ließen mich nicht los. Auch nicht, als ich vor Mums Bett stand und ihre Hand hielt.
"Mum... Ich... Ich wollte dir einfach mal danken..." Ich stockte, atmete einmal durch und redete dann weiter.
"Mum, wir haben uns in letzter Zeit nicht oft gesehen, und ich hab das Gefühl ich hab dir einfach viel zu selten gesagt, wie sehr du mir wichtig bist. Du bist meine Mum, du hast es so viele Jahre mit mir ausgehalten. 16 waren es bis jetzt. Vom ersten blutig aufgeschlagenen Knie bis über die erste Aufregung über meinen Mathelehrer bis zum ersten Liebeskummer. Egal wie weit wir entfernt waren, du warst immer da, hast mir geholfen und es ist so verdammt bitter das hier jetzt zu beenden. Es ist so unfair, dass du gehen musst und nicht irgendwer anders. Du bist doch meine Mum..." Meine Stimme wurde leiser.
"Und das wirst du auch immer bleiben. Niemand wird dich jemals ersetzen können, du hast den tiefsten Platz in meinem Herzen und da kommst du niemals weg. Ich liebe dich Mum! Glaub mir ich würde alles tun, damit du noch nicht gehen musst, wenn ich es nur könnte. Wenn ich gewusst hätte wie man ein Leben rettet, ich schwöre dir ich hätte es getan. Ich liebe dich Mum!<3"
Als ich das Gefühl hatte alles gesagt zu haben, drehte ich mich Richtung Tür und sah die Ärzte und meinen Vater. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich so lange gesprochen hatte und sie hinter die Glastür getreten waren. Ich nickte ihnen zu.
Sie traten in den Raum, die Ärzte positionierten sich um Mum.
Dad trat neben mich, legte den Arm um mich. So waren wir noch ein letztes Mal alle miteinander verbunden. Von Mum an meiner Hand, bis zu Dad's Arm an meiner Hüfte.
Ich sah auf meine Uhr. Noch zehn Sekunden...
Ich schaute hoch, die Blicke der Ärzte waren auf uns gerichtet. Ich sah zu Dad, atmete tief durch und nickte. Er nickte den Ärzten zu und zog mich näher zu sich.
Fünf... Vier... Drei... Zwei... Eins!!!
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Es war fast schon gruselig wie still es plötzlich im Raum war. So ohne das Piepsen und Leuchten der Maschinen. Gespenstisch still.
Totenstill!

Für einen winzigen Moment flackerte ein Hoffnungsschimmer in mir auf, das sie es auch ohne Maschinen schaffte. Das wie in einem Film ein Wunder geschieht und sie überleben würde. Dass wir wieder eine Familie werden könnten.
Aber dieser Hoffnungsschimmer verflog, als der federleichte minimale Pulsschlag an meiner Hand nach 55 Sekunden verschwand. Einfach so. Er war einfach weg. Mum war einfach weg...

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