I will not move away!

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Grace Pov.
Dad holte tief Luft...
"Nein, ist sie nicht."
Ich atmete erleichtert aus und drückte Harrys Hand.
" Das heißt noch nicht." Automatisch lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. "Was meinst du damit?"
"Grace...", brach Dad ab. "Was? Was ist denn? Sag doch was!", rief ich aufgebracht.
"Grace, die Situation von Mum wird nur schlechter. Sie lebt nicht mehr selbstständig, kann sich nicht bewegen, ihr Gehirn ist abgeschaltet. Und das ist das was sie nie wollte. Sie hat immer gesagt, das sie nicht an Maschinen leben, sondern von selbst gehen möchte, wenn es soweit ist. Und das ist es nunmal jetzt. Wir werden die Maschinen abschalten lassen, damit sie von selbst gehen kann, so wie sie es immer wollte." Dad sah mir fest in die Augen. Ich wich seinem Blick aus. "Nein", flüsterte ich tonlos. "Nein, das kannst du nicht einfach alleine entscheiden. Du hast immer gesagt wir entscheiden alle zusammen als Familie über wichtige Entscheidungen, und jetzt setzt du dich bei sowas einfach über mich hinweg??? Was ist wenn es noch besser werden kann?"
"Das wird es nicht Grace, das weißt du. Deine Mum leidet, sie ist quasi klinisch tot", schrie Dad. Tränen füllten seine Augen.
Ich sah ein, dass Dad Recht hatte. "Entschuldige, es tut mir leid. Vielleicht ist es das Richtige", erwiderte ich niedergeschlagen.
"Wann?", flüsterte ich tonlos.
"Morgen früh, um 9:46. Die Uhrzeit an der sie morgen vor genau 47 Jahren geboren wurde." Stimmt, morgen würde Mums 47. Geburtstag sein.

Harry nahm mich wortlos in den Arm. Ich drehte mich so, dass ich mein Gesicht in seiner Jacke vergraben konnte.

Er schloss seine Arme um mich und hielt mich einfach nur fest. Ich drehte mich wieder um und sag Dad an.
"Kann ich heute Nacht hierbleiben?", fragte ich Dad.
"Na klar, ich hab bereits mit den Ärzten gesprochen. Ich werde auch hier bleiben und morgen früh da sein", erwiderte er und sah mich lächelnd an.
Ich nickte und ging dann Richtung Zimmer meiner Mum. Dort ging ich auf ihr Bett zu und nahm ihre Hand.
"Oh Mum. Wieso ist das alles passiert? Was soll ich denn ohne dich machen? Du kannst mich doch nicht alleine lassen hier", flüsterte ich leise, drückte ihre Hand und ließ mich dann mit dem Rücken zum Bett auf den Boden gleiten.
Ich stütze gerade meine Stirn auf meinen Handflächen ab, als sich die Tür öffnete und Harry sich neben mich setzte. Er nahm meine rechte Hand, verflocht sie mit seiner und strich mit dem Daumen über meine Handoberfläche.
Ich legte meinen Kopf auf seine linke Schulter und schloss die Augen.
"Das ist doch alles Scheiße, Baby", flüsterte er leise. "Mmmh", murmelte ich. "Es tut mir alles so leid", sagte er leise. "Du kannst ja nix dafür."
Eine Zeit lang saßen wir einfach nur da, Hand in Hand, starrten aus dem Fenster in das nächtliche London und hingen unseren eigenen Gedanken nach.

Warum gerade meine Mum? Welchen Sinn hatte es, dass gerade sie starb und meine Familie auseinderbrach? Nicht dass ich soetwas jemand anderem gönnen würde, aber warum musste es unbedingt meine Mum sein. Es starben jeden Tag so unglaublich viele Menschen, was brachte es dann wenn meine Mutter auch noch fortging. Womit hatten Dad und ich das verdient, was hatten wir getan? Das war einfach nicht fair.
Irgendwann, ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, seufzte Harry, atmete einmal laut ein und aus und rieb sich mit der Hand einmal über die Augen.
"Harry, fahr nach Hause. Oder leg dich zumindest irgendwo hier hin und schlaf. Du bist müde und hast heute hart gearbeitet, du musst dich ausruhen." Ich sah ihn besorgt an.
"Nein. Ich lass dich hier nicht allein sitzen, das hast du nicht verdient. Du kannst machen was du willst, aber du kriegst mich nicht von deiner Seite weg", sagte er bestimmt.
"Aber..." wollte ich protestieren. "Nichts aber, und jetzt kein Wort mehr darüber", befahl er liebevoll.
"Danke", flüsterte ich und küsste ihn.

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