"Blumen aus Herzschmerz und Träumen"

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Ihre Träume zerflossen zu dem Herzschmerz, der sich in den Lücken des Parkettbodens ihrer gemieteten Altbauwohnung ergoss. Der Herzschmerz war so pur, dass weitere Gefühle aus ihm zu wachsen vermochten und so wuchsen Blumen aus den Lücken des Parkettbodens ihrer gemieteten Altbauwohnung. Sie schlängelten und räkelten sich in die Höhe, in die Breite und bis in die letzte Ecke dieses Zimmer, in dem sie wohnte und es war ihr Herz, das dieses Zimmer war. Die Blumen, hervorgegangen aus ihrem Herzschmerz, waren getränkt in Tränen, die man mit Wasser zum Gießen verwechselte und ihre Farben waren blau wie die zudeckende Atmosphäre, die sich an ihre Seele schmiegte. Schon bald war dieses Zimmer und dieses Herz, diese gemietete, bedeutungslose und leere, nun nicht mehr leere, gemietete Altbauwohnung überwuchert von Blumen. Von in Tränen getränkten, blauen Blumen, die nicht nur blau waren, nicht nur schlicht, sondern einzigartig in ihrer Einsamkeit, eine anders als die nächste und sie waren dunkelblau gepunktet oder gefleckt oder dunkelblau zerfallen, zerfallen bis auf die letzten groben Umrisse ihrer Selbst, die sie selbst nicht mehr wiedererkennen konnten.
Das war nun also ihre leere, nicht mehr leere Altbauwohnung. Das war ihr Herz. Und das waren ihre Träume, die zu Herzschmerz zerflossen waren und sich in die Lücken des Parkettbodens ihrer gemieteten Altbauwohnung ergossen haben und das waren ihre Blumen, ihre in Tränen getränkten, blauen Blumen, die alle dunkelblau gepunktet oder gefleckt oder dunkelblau zerfallen, vielleicht zerfallen, die alle einzigartig waren. Und sie wuchsen in ihrer Altbauwohnung, in ihrem Herzen, ganz still und verschlossen.

8/Juli/2020

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