Kapitel 9 Heimatsgefühle

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Er stand in einem schwarzen Anzug vor meiner Türe. Luke sah erbärmlich aus. Die Stelle, an der ich ihm eine Ohrfeige verpasst hatte, war rot und wund. Ich begleitete ihn an Heck. Er hatte ein Boot vorbereitet um abzureisen. Greg, Frodolin und Miss Grazie wussten nichts von allem. Luke ging zum Boot. Eine Reisetasche war schon drinnen, nun fehlte nur noch er. Er drehte sich um.
- Caty, es tut mir leid. Ich wollte nie dass es so kommt ich habe...
- Hau ab!
Zischte ich. Wieder zitterte er. Ich versuchte meine Emotionen zu unterdrücken, doch es ging nicht. Tränen kullerten meine Wangen hinunter. Ich war schrecklich wütend auf ihn. Durfte ich es zulassen mit so einem Typen zusammen zu sein? Ich meine, er arbeitete für den Feind. Ich wollte ihm vergeben, schliesslich hatte er mir die Wahrheit gesagt, doch das spielte keine Rolle. Nach einer langen Diskussion mit Zitred war mir klar, dass es zu gefährlich war, ihn dabei zu haben.
Er stieg ins Boot und ruderte davon. Dann liess er die Ruder fallen, und liess das Boot durch Wassermagie nach vorne gleiten. Bevor er zu weit weg war rannte ich in meine Kabine und schloss mich ein. Ich schrie vor Wut, gegen mich und gegen ihn.
Plötzlich erschien ein Sandstrudel vor mir. Eine Person sprang heraus. Ich sah das Gesicht nicht.
- Hallo? Gehts noch? Wer bist du?
Schrie ich wutentbrannt. Die Person drehte sich um. Ein junger Mann drehte sich um. Braune Augen sahen mich entsetzt an.

Es war Stan!
- Stan!
Schrie ich und rannte auf ihn zu. Ich wirkte wahrscheinlich vollkommen erbärmlich doch das war mir egal.
- Wie....
- Ich erkläre es dir gleich.
Antwortete er.

Nachdem ich ihm einen Tee gebracht hatte, den ich aus Frodolin's Küche geklaut hatte, setzten wir uns auf mein Bett und er fing an zu erzählen:
- Nachdem du mit Greg davongedüst warst, ging ich nach Hause um alles zu verarbeiten. Bett und ihre zwei Helfer waren im Krankenhaus und meinten du hättest sie ermorden wollen. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen! Aber jeden Tag wartete ich auf dich, doch nie kamst du. Nachdem du eine Woche verschwunden warst, und ich nichts von dir gehört hatte, machten sich alle mächtig Sorgen um dich Caty! Ich bin zu Marc gegangen. Auch er wusste keinen Rat. Drona hat geflucht und Emily meinte du seist bestimmt entführt worden. Drona und ich haben unheimlich viele Zeitungsannoncen ausgeschrieben um dich zu finden, doch keine Antwort. Marc hat mich die ganze Zeit getröstet, das war voll süss! Auch er macht sich Sorgen! Er hat Kuchen gebacken und wir haben ein Fest für dich... naja das ist ja nicht so wichtig. Dann hab ich dich gefunden und bin hergekommen.
- Wie wusstest, oder konntest du...
Fragte ich perplex.
- Caty, ich bin ein Magier.
Ach du meine Güte! Das konnte ich jetzt irgendwie nicht glauben.
- Das klingt jetzt echt krass, doch in London gibt es mehrere Magier. Marc ist einer und der Typ der immer hinter der Schule herumlungert auch. Magier kennen einander. Es gibt nicht viele, deshalb kennen sich die Meisten. Ich habe dann eins und eins zusammengezählt, und wusste dass du die Auserwählte bist, um gegen Serodot zu kämpfen. Naja, Marc musste ich zurücklassen. Ich lebe in London, weil ich sonst kein zu Hause habe. Magier sind auch Auserwählte musst du wissen. Auch Kinder von Menschen können Magier sein. Alles ein grosser Zufall glaub mir. Ich dachte erst, du seist auch eine Magierin, doch du bist DIE Auserwählte.
Er sah mich erwartungsvoll an.
- Okay! Wieso hast du nichts gesagt?
- Als ob ich herumerzählen würde ein Magier zu sein, also bitte!
- Das ist ein unheimlicher Zufall findest du nicht auch?
- Ja, aber sieh's aus meiner Sicht, für mich ist es einfach toll ein Freund der Auserwählten zu sein.
- Hör auf mit dem Auserwähltenkram! Ich krieg noch Kopfschmerzen.
- Gut. Aber erzähl du mir, wieso du so fertig aussiehst!
Ich schüttete ihm mein Herz aus. Jede Einzelheit wurde von mir berichtet. Wie Luke aussah, wie er weggefahren ist wie Greg mir meine Kräfte gezeigt hatte.
- Ich kenne Luke.
Meinte er abrupt.
- Was? Woher denn bitteschön?
Wie ich schnell merkte war es eine dumme Frage. 'Es gibt nicht viele, deshalb kennen sich die Meisten' hatte er gesagt.
- Oft gibt es Treffen unter Magiern und so ein Zeug. London ist eine grosse Magierzentrale wenn du es so nennen willst. Was meinst du wohl wieso der Nullmeridian durch London geht?
Erklärte er und lachte.
- Und weil ich Luke kenne, weiss ich auch, dass du ihn unbedingt zurückholen musst! Er ist ein guter Kerl, er hat dir nicht die ganze Wahrheit erzählt, und die solltest du von ihm selber hören.
Fuhr er ernst weiter, fast schon ängstlich.
- Aber er ist abgereist. Wie kann ich ihn finden? Und er ist ein Spion!
- Ein Spion der dich liebt und dir die Wahrheit gesagt hat, wie ich es verstanden habe.
Meinte Stan.
- Und was das andere Betrifft, wozu gibts Magie?
Fuhr er weiter und sah mich geheimnisvoll an.

Um ihn zurückzuholen, müssen wir ein Portal herbeirufen. Das war etwa das Gleiche, was er auch gemacht hatte. Nur der Haken war, dass er wollte dass ich das Portal öffnete.
- Also, du denkst an ihn. An alle Momente die ihr zusammen verbracht habt und sagst diesen Spruch:
Veni , sequere me . Tu es qui venturus est.
- Das ist Latein!
Meinte ich verblüfft.
- Ja, Magie basiert auf alten Erkenntnissen. Die alten Römer, waren sehr einfallsreich und haben uns bei vielen Sprüchen geholfen. Am Schluss musst du noch einen Satz einsetzen damit es ein Zauberspruch wird. Sonst wirkt es nicht. Du sagst: Guilados mitralis magisium pritluna. Sprich ja nichts falsch aus, sonst könnte was schief laufen.
- Okay, ist ja ganz einfach!
- Kein Grund zur Unruhe, du bist die Auserwählte.
- Klappe! Ich muss mich konzentrieren!
Knirschte ich. Ich schloss die Augen. Ich erinnerte mich wie er mich anstarrte, als wir uns zum ersten Mal gesehen hatten. Seine Lippen lagen vor mir, wie bei unserem ersten Kuss. All die Fechtkämpfe wurden wie ein Film vor meinen Augen abgespielt.
- Veni , sequere me . Tu es qui venturus est. Guilados mitralis magisium pritluna!
Murmelte ich. Die Worte kamen mir ohne Mühe über die Lippen. Vor mir erschien ein blauer Drache und dann spürte ich wie sich ein heisser Sandwirbel vor mir öffnete. Luke sprang heraus.
- Luke!
Schrie ich. Ich stürzte mich auf ihn und umarmte ihn.
- Caty..
Flüsterte er und umarmte mich ebenfalls.
- Stan!
Schrie er plötzlich und warf sich auf ihn. Leider nicht freundschaftlich. Er fing an Stan zu würgen.
- Was tust du denn hier?
- Hey Kumpel! Ich hab Caty geholfen ich schwöre es!
Keuchte Stan.
- Luke! Lass ihn loss! Bist du bescheuert?
Rief ich und versuchte Luke von Stan zu reissen. Es gelang mir zwar erst nach ein paar einfühlsamen Worten, doch Stan packte sich an den Hals und atmete laut ein.
- Das ist Standros. Er ist gefährlich! Er mischt sich in Sachen die ihn nichts angehen, und erzählt es Magiern, die es ebensowenig angeht!
- Sag doch gleich den Namen Marc!
Zischte Stan.
- Was hat er denn gemacht?
Fragte ich. Langsam wurde das zu viel Drama und ich liess Luke los und liess mich auf mein einen Hocker fallen.
- Ich und andere Magier waren auf einer Mission um Dämonen von Serodot zu verjagen. Da war er dabei. Er hat alles Marc erzählt. Das Problem ist nur, dass beide ihre Klappe nicht halten konnten und die Dämonen von unserer Mission gehört haben und naja, verstärkt haben sie uns angegriffen!
- Das sind alte Geschichten! Es tut mir echt leid was da passiert ist! Ich habe daraus gelernt und mich auf euren Wunsch zurückgezogen.
Meinte Stan.
- Das ändert nichts!
Fauchte Luke.
- Lass das! Er ist mein Kolleg!
Sagte ich und stellte mich vor schützend vor Stan.
- Einigt euch ein anderes Mal.
- Gut.
Meinte Luke und grinste mich an.
- Ich geb mal Greg bescheid dass wir einen weiteren Gast haben.
Entgegnete ich.

Ich ging nach oben und fand Greg auch gleich, fest umschlungen mit Miss Grazie. Ich wollte mich wieder davonschleichen doch da sah er mich und wich abrupt von Miss Grazie weg und fragte:
- Was ist Caty? Kann ich dir helfen?
- Ja..
Ich erklärte Greg was passiert war, liess aber das mit Luke aus.
- Ach ja, verstehe. Er kann die Kabine rechts von Luke haben.
Gut! Dann könnte Luke endlich sehen dass Stan einfach normal und nett ist.
- Ich richte es ihm aus.
Antwortete ich und ging in meine Kabine. Luke und Stan redeten. Ich verstand nicht über was aber es schien ein ernstes Gespräch zu sein. Ich lehnte mich an die Türe, so, dass sie mich nicht sehen konnten.
- Meinst du wirklich dass nur noch so wenig Zeit bleibt?
Fragte Stan nervös.
- Ja. Lass uns deswegen nicht streiten, um Catys Willen!
- Ja sicher. Gibt es denn keinMittel dagegen?
Meinte Stan.
- Nein. Aber das spielt nun keine Rolle mehr, wir werden belauscht.
Entgegnete Luke und kam zu mir.
- Hey!
Sagte ich ein wenig verunsichert.
Luke grinste mich an und meinte;
- Wir sollten dich vielleicht ein wenig in Ruhe lassen oder? Du kannst deine Kräfte trainieren!
- Ja! Ich geh schonmal. Wo ist meine Kabine?
Fragte Stan.
- Rechts von Luke. Von hier aus zwei Türen weiter.
- Gut!
Meinte er und ging.

- Dann geh ich auch.
- Ja.
Entgegnete ich. Für mich war es vorbei. Ich wollte ihn nur noch gehen lassen und mich meiner Magie widmen.
- Bedeute ich dir noch etwas?
Fragte er, meine Gedanken erratend.
- Geh Luke.
Ja, ich gab ihm einen Korb. Ohne mich anzusehen ging er zu seiner Kabine und schloss die Türe hinter sich mit einer solchen Wucht, dass ich dachte, er wolle die Türe zerschmettern.

Gefangen im Käfig des AdlersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt