Traum

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Das Mädchen öffnete die Tür und starrte einige Sekunden verdutzt. Olivia hatte ja mitbekommen das die Wohnung neben ihr geräumt wurde, die Wohnung war wie ihre nur spiegelverkehrt. Eine Zweizimmerwohnung in Brooklyn, in einen der kleinsten Nebenstraßen die es gibt. Wo weit und breit kein Supermarkt in der Nähe war und die Verbindung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, so wirkte als ob es noch nie eine gegeben hätte.
Olivia war mit ihren 23 Jahren ganz okay aufgestellt, was ihr Arbeitsleben betraf. Sie arbeitete in einem Kaufhaus, im Schichtdienst. Zu ihrem eigenen Glück wie sie momentan sagte, war sie froh aufgrund ihrer Operation mal vier bis sechs Wochen krank geschrieben zu sein. Nun starrte sie den Mann bestimmt schon fünf Minuten mit großen Augen an, nicht weil sie ihn kannte. Also ja, sie kannte ihn.
Aber einfach das ein Mann der für sie einfach perfekt wirkte, einen großen, muskulären Körper hatte, generell einfach groß war, sein Haar leicht zerzaust, sein Gesicht von seinen Bartstoppeln und Augenringen fixiert, machten ihn für sie einfach attraktiv. „Entschuldige, wenn Sie was gesagt haben, habe ich nicht zugehört. Ich bin grade einfach überwältigt weil Sie einfach so attraktiv wirken." Olivia sprach direkt ihren Gedanken aus, wozu sollte sie lügen, ihr komisches Verhalten war einfach geradezu auffällig.
„Sie?", fragte der Mann, der offensichtlich James Buchanan Barnes war.
„Ja. Sie. Weil, ich kenne Sie zwar weil jeder sie kennt, aber das ist kein persönliches kennen, also privat und sowas... und das finde ich direkten einen zu duzen unhöflich."
„Sie sind keine waschechte Amerikanerin." sagte er daraufhin und musste leicht grinsen.
Das junge Mädchen amüsiert ihn. Er wollte eigentlich nur hallo sagen, das er der neue Nachbar sei, sich eben einfach vorstellen. Und sich schonmal im Voraus dafür entschuldigen wenn nachts es mal lauter wurde, das aber definitiv nicht an Frauenbesuch liegen würde, sondern an unangekündigten Kontrollen. Eben weil er er war.
Zum Glück, waren nur sie und er auf der Etage. Die dritte Wohnung war nicht mehr bewohnbar seit einem kleineren Desaster, zumindest hatte er dies so gehört gehabt.
„Nein. Und nein, nicht sie, du. Bitte. Ich heiße Olivia."
„Okay. Olivia." Er lies sich den Namen auf der Zunge zergehen. „Ich bin Bucky."
„Bucky?"
„Passt der etwa nicht?"
„Doch schon. Aber ich dachte Bucky nennen dich nur deine Freunde."
„Sind wir keine Freunde?" Der ehemalige Soldat setzte sich ein schiefes Grinsen auf. Olivia griff sein grinsen auf.
„Dann komm rein, der Kaffee ist fertig. Da wir ja Freunde sind, stört dich ja die Unordnung nicht.", zog sie ihn auf.
„Keines falls." sagte Buck und schloss die Haustür mit einem quietschen hinter sich.
Er sah ihr nach, sie trug eine kurze Shorts, ein Seidentop darüber und offensichtlich keinen Bh untendrunter. Er schloss seine Augen und seufzte innerlich. Das kann man wohl nach 100 Jahren auch nicht abstellen., dachte er sich. Also sah er sich in der Wohnung um. Er sah in die offene Küche, etwas dreckiges Geschirr lag in der Spüle. Aber Kaffee war tatsächlich gekocht.
Zwei Pflanzen hingen von der Decke und verursachten eine angenehme Ruhe zwischen den grauen Wänden. Sah er nach links, konnte er die Tür zum Schlafzimmer sehen. Er konnte die Umrisse eines Bettes ausmachen.
„Weißt du Olivia, es ist definitiv nicht zu bestreiten das deine Wohnung top aufgeräumt ist. Würdest du meine sehen, würdest du wohl in Ohnmacht fallen."
„War das eine indirekte Einladung?" fragte sie grinsend und füllte die Tassen mit Kaffee.
„Gut kombiniert Liebes. Sehr gut." Er lief auf sie zu, fasste an ihre Hände. Sanft strich er mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Nicht erschrecken.", flüsterte er und kam ihrem Gesicht näher. Sein Atem prallte auf ihre Lippen.

Mit klopfendem Herzen riss Olivia Shaw ihre Augen auf. Sie spürte ihr Herz laut und schnell pochen, so als ob es aus der Brust jederzeit springen würde.
„Wieder ein Traum.", flüsterte sie zu sich. Ihr Körper war vom Schweiß durchnässt, sie wusste jetzt schon das sie die Bettdecke wechseln müsste. Das dritte mal in der Woche. Die junge Frau lag krank zu Hause, erst vor wenigen Tagen hatte sie eine Operation an ihrer Gebärmutter gehabt. Und seitdem hatte sie das Gefühl das sie halluzinierte.
Sie wusste das der berühmte Bucky Barnes irgendwo hin umgezogen war.
Aber keiner wusste wohin und nun plagten sie die Träume schon die ganze Zeit.
Keiner verstand mehr so recht die Welt, alles war ein großes Durcheinander. Mittlerweile waren viele Wirtschaftssektoren auch kollabiert. Die Menschen versuchten ihren Weg irgendwie im ganzen Chaos zu finden. Nur leider gingen viele dabei unter.
Olivia drückte ihre Hand auf ihren Unterleib, Tränen schossen bereits über ihre Wangen. Sie heulte leise, im Wissen das sie keiner hörte.
Aber dem war nicht so.
Tatsächlich saß James Buchanan Barnes in der Wohnung neben an. Nur wusste keiner das diese Wohnung jemals frei wurde, zumindest offiziell.
Kontakte spielten sich ab und er tauchte unter, das ist die Kurzfassung der Geschichte.
Der Soldat schloss seine Augen und seufzte, er hörte ihr Leid. Schon seit Wochen. Es fing nicht vor der Operation an. Eigentlich hatte er eine lebensfrohe Nachbarin, was er bewundert hatte.
Aber anscheinend hatte er vor wenigen Wochen Schluss gemacht und nun litt sie. Mental.
Aber das gehört zum Leben dazu.
„Tja was soll man da machen.", murmelte er mit kratziger Stimme zu sich. Seine Hand glitt über seinen bionischen Arm. Das kalte Metall schmerzte, obwohl er kein Gefühl darin hatte. Es tat einfach weh.
Und Bucky wurde den Gedanken nicht los, das er die Kleine kannte. Aber nicht durch tolle Taten die im Internet oder Museen nachzulesen waren.
Sondern durch Hydra.
Und genau das bereitete ihm dermaßen Kopfweh, das er nicht anders konnte als sie nun offiziell zu beobachten. Anfangs war er neugierig gewesen, eine junge Frau wohnt alleine neben ihm. Er durfte sich nichtmal vorstellen, aber seine männliche Neugier trieb ihn dazu wenigstens mal rüber zu schauen.
Sie war vergeben, okay. Nun war sie aber frei, auch okay.
Aber je länger er fühlte was sie durchmachte, umso mehr wurde ihm klar das sich ihre Wege schonmal gekreuzt haben. Aber wo?
Definitiv nicht im positiven Abschnitt des Lebens.

Breathe {Bucky}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt