"Ich war ein extrem glückliches Mädchen. Ich hatte alles. Einen verdammt heißen Freund, in den ich soo verliebt war, eine Familie, die mich immer unterstützt hat, viele Freunde. Bis sich an diesem einen Tag alles veränderte." begann ich zu erzählen. Es fiel mir schwer ihn dabei anzusehen. Nervös zupfte ich am saum meines Tshirts rum. "Ich habe durch einen Bluttest erfahren, dass meine 'Mama' nicht meine Mama ist. Ich war so sauer und wollte eine Erklärung von meinen Eltern. Sie wollten immer noch nicht mit der Wahrheit rausrücken. Ich hab dann auf eigene Faust angefangen zu recherchieren. Ich hab meine leibliche Mutter ausfindig gemacht. Ich wollte sie sehen, kennenlernen und vor allem verstehen warum sie all die Jahre nichts von mir wissen wollte." Tausend Bilder schossen mir in den Kopf. Wie nervös ich war als ich vor ihrer Haustüre stand. Wie wütend ich auf meine Eltern war. Sie hätten mir doch die Wahrheit sagen müssen. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu sammeln. "Tja sie wollte nichts von mir wissen. Nein sie war kein Junkie, kein Alki oder sonst was. Sie wollte schlichtweg keine Tochter. Da zerbrach erneut eine Welt für mich." Bei dem Gedanken konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Seitdem Tag fühlte ich mich ungewollt. "Zuhause hab ich mich ganz schlimm mit meinen Eltern gestritten. Sie wollten mich eigentlich nur beschützen aber das hab ich nicht verstanden. Ich hab tagelang nicht mit ihnen geredet. Bin nicht mehr zur Schule. Bis mein Papa mich zur Schule fahren wollte. Doch auf dem Weg dorthin hatten wir einen schlimmen Autounfall. Das war vor 12 Jahren. Er ist gestorben. Ich bin untergetaucht." Die letzten Worte flüsterte ich nur noch. Dag zog mich in seine Arme. Er hielt mich fest ohne ein Wort zu sagen. Ich versteckte mich bei ihm vor dem Rest der Welt. Es tut so verdammt weh. "Ich bin schuld, dass er nicht mehr lebt. Ich hab nicht nur mein Leben sondern das meiner ganzen Familie zerstört." schluchzte ich. "Tascha es war ein Unfall. Du hast keine Schuld." sagte Dag und zwang mich in seine Augen zu sehen. "ich kann verstehen wie schwer das war. Mir das alles zu erzählen. Aber ich bin froh, dass du mir vertraust." sagte er sanft und wischte meine Tränen weg. Ich spührte seinen Atem auf meiner Haut. Es kitzelte. Aber ich wollte ihm so nah wie möglich sein. Aber das geht nicht. Ich bin emotional etwas verwirrt. Vielleicht bin ich eigentlich nicht verliebt. Verliebt? Höchstens verknallt. Wenn überhaupt dann ein klein bisschen verschossen. Das kommt bestimmt durch die ganzen speziellen Momente. Ich sah zu Boden und wich seinem Blick aus. Somit war der magische Moment mal wieder zerstört. "Ich hab dann alle Brücken abgebrochen. Ich wusste nicht mehr wie ich leben sollte geschweige denn ob ich leben wollte. Deshalb hab ich mit Nick einfach Schluss gemacht." erzählte ich zuende. Den Rest der Geschichte sollte meins bleiben. Den Rest wusste sonst auch keiner. Ich trank einen großen Schluck Wein um die aufkommenden Gefühle zu betäuben. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. "Aber keine Sorge. Mir gehts eigentlich gut." schob ich noch hinterher. "Wenn es mal wieder hochkommt. Ruf mich an. Ich bin da!" versprach er mir. Dankend sah ich ihn an. "So hast du dir deinen Abend auch nicht vorgestellt, wa?" stellte ich in den Raum. "Ich finde es schön etwas von deinem Leben zu erfahren. Auch wenn das heißt wir sitzen hier und heulen." Das war so lieb und man konnte die Ehrlichkeit hinter diesen Worten sofort erkennen. Das schätzte ich so an ihm. Er war immer ehrlich, Dag spielt nie ein falsches Spiel. "Jetzt bin ich dran, wa?" sagte er und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Ich nickte auffordernd und beobachtete genau seine Gestik. "Ich schäm mich etwas dafür. Mein Problem ist eigentlich keins. Ich mein mir geht es ja eigentlich ganz gut." stammelte er rum. "Eigentlich geht es dir gut... So ein Schwachsinn. Nur weil dein Problem evtl objektiv betrachtet weniger dramatisch ist, ist es nicht weniger wichtig. Sorgen kann man nicht bewerten." ermutigte ich ihn dazu die Wahrheit zu sagen. Er grinste. "Du weißt echt immer was du sagen musst, oder?" "Ne aber ich sag das was ich denke." entgegnete ich. "Ich fühle mich alleine. Ich... Ich habe Freunde. Gute sogar. Ich hab nen tollen Job aber mir fehlt etwas. Ich fühle mich in letzter Zeit oft einfach leer und alleine. Fuck! Ich gehe auf die 40 zu. Ich bin ein alter Sack." prasselte es aus ihm raus. Aufmerksam hörte ich ihm zu. Ich kannte das Gefühl nur zu gut. "Statt irgendwas an meinem Leben zu ändern, trinke und rauche ich mehr. Ich schlepp mich irgendwie von Tag zu Tag aber egal was ich mache diese scheiß Leere frisst mich auf!" Dag wurde immer lauter. "Oft steh ich gar nicht mehr auf. Verbringe den ganzen Tag im Bett. Solange bis ich Training habe oder Vincent mich aus meiner Trance reißt." fuhr er verzweifelt fort. Sanft legte ich meine Hand auf seine Schulter. "Was wenn ich mein Leben lang schon alles falsch angegangen bin. Ich hab nichts geschafft. Nichts erreicht. Wenn ich abends nach Hause komme ist da nichts. Niemand der auf mich wartet. Niemand dem ich die Welt erkläre. Es fühlt sich an als würde es keinen Unterschied machen ob ich da bin oder nicht." Dags Worte schockten mich. Das alles ließ sehr tief blicken. "Du weißt, dass das nicht stimmt! Du hast so verdammt viel erreicht. Du berühst tausende von Leuten mit deiner Musik. Du glaubst gar nicht wie vielen du damit Kraft gibst." "Aber genauso gut ginge es ohne mich. Dann würden sich diese Menschen halt bei anderen Sängern Kraft holen. Es gibt..." "Ich... Ich bin froh, dass du da bist. Für mich hast du viel getan." flüsterte ich und sah ihm tief in die Augen. Sein Blick veränderte sich mit einem Mal. Von wütend zu verletzlich, sensibel aber auch ein wenig Hoffnung war in seinen Augen zu erkennen. Bis spät Nachts saßen wir Beide auf der Couch mit Wein und unmengen von Taschentüchern. Es tat uns gut mal alles auszusprechen. Den Schmerz zuzulassen.
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SDP - Feuerzeuggefühle (Teil I)
FanfictionTascha lernt durch einenen ziemlich ungewöhnlichen Moment Jemanden kennen der ihr bereits chaotisches Leben nochmal mehr durcheinander bringt. Ständig taucht eine Frage auf: Freunde? Liebe? Freunde? Was denn jetzt? Das ist eine SDP Fanfiction. Also...