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'Du weißt, dass du dich mit Dag aussprechen musst. Du kannst nicht davon laufen. Alleine wegen Vincent' Diese Worte hallten ständig durch meinen Kopf. Ich konnte mich kaum auf die Arbeit fokussieren. Das kannte ich so nicht von mir. Die Arbeit war immer mein Leben. Alles was wirklich Bedeutung hatte. Momentan läuft Dag den Rang ab. Ich hab mir geschworen nie wieder einen Typen so viel Macht über mich zu geben. Aber ich bin gescheitert. Mein Leben steht und fällt mit Dag. Zumindest mit den Gedanken an ihn. Ich sollge mich entschuldigen und verdammt nochmal klar kommen. Er könnte genau wie Whynee ein verdammt guter Freund werden. Wer braucht schon die große Liebe wenn er die besten Freunde hat. Das war jahrelang mein Motto, meine Philosophie. Warum soll ich die jetzt über Bord schmeißen? Eben, es gibt keinen Grund!
"Tascha... Warte mal" riss mich Tobi aus meinen Gedanken. Erschrocken drehte ich mich zu ihm. "Hey hast du Lust, dass wir mal Eis essen gehen?" verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Shit! Das hab ich bei dem ganzen Mist komplett vergessen. Ich sollte Tobi die Wahrheit sagen, oder? Oder ich geb der Liebe eine Chance und wir treffen uns auf ein Date. Wäre das nicht total falsch von mir? "Tobi ich glaub ich sollte ehrlich sein... Ich wollte dich nicht ausnu..." "Alles Klar! Hart aber fair. Typisch Tascha." unterbrach er mich. Tobi fasste es erstaunlich gut auf. "Du bist extrem cool und ich mag dich gerne aber ich bin kein Mensch für die Liebe" versuchte ich mich zu erklären. "Alles Gut! Ich bin dir nicht böse... Das hier ist nur unangehnem. Ich werd dann mal..." stammelte er und ergriff die Flucht. Warum hab ich dumme Kuh ihn auch geküsst? Das war wahrlich keine Sternenstunde. Ich wollte ihn doch nicht verletzen. Ich schnappte mir mein Longboard und skatete zu Sabina ins Café. In ihrer Nachmittagsschicht ist zwar immer der Teufel los aber vielleicht hat sie ja kurz Zeit. Ich stürmte zur Tür rein und zog sofort alle Blicke auf mich. Upsi! Ich wollte eigentlich nicht auffallen. Ich setzte mich an den Thresen. "Hey Süße!" begrüßte ich Sabi mit einer Umarmung. "Ich komm gleich Maus!" sagte sie und bediente noch schnell die anderen Gäste. "Whats up?" fragte sie gut gelaunt während sie mir einen Cocktail mixte. "Es ist Nachmittag!" warf ich ein als ich bemerkte wie viel Alkohol sie in mein Glas kippte. "Du siehst aus als könntest du es vertragen" meinte sie nur und kredenzte mir einen fruchtigen Cocktail. "Ich habs Tobi gesagt." seufzte ich und bereute es schon wieder fast. "Bin stolz auf dich! Das war auch nötig! Dag?" sprach Sabi das nächste unangenehme Thema an. "Vom Regen in die Traufe, wa?" antwortete ich bockig. Auffordernd sah sie mich an. "Schon klar! Ich red schon mit ihm." seufzte ich. Glücklich grinste sie mich an und bediente wieder die anderen Gäste. "Warum bist du eigentlich so gut gelaunt?" fragte ich skeptisch. Lachend lief sie wieder hinter die Theke. "Die Sonne scheint, ich hab bald Feierabend. Meine beste Freundin ist bei mir. Es könnte nicht besser sein." gluckste sie. Das war doch nicht alles? Aber es macht mich glücklich sie so zu sehen. Lange hat sie mit sich gehadert wegen ihrer Neigung zu Frauen. Sie soll happy sein. Das hat sie mehr als nur etwas verdient. "Wollen wir an den See fahren?" schlug ich vor. Wir waren lange nicht mehr dort. So gerne haben wir am See unsere freien Nachmittage verbracht. Ich glaube ich verbinde hier in Berlin mit keinem Ort mehr. "Gerne!" sagte Sabi begeistert. Nachdem sie abgelöst wurde spatzierten wir zu mir nach Hause. "Bikini, Handtuch kannst du von mir haben. Dann müssen wir nicht noch zu dir." Sofort bediente sie sich an meinem Bikinisortiment.
Wir verbrachten den restlichen Tag am See. Ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen, planschten im Wasser und redeten uns alles von der Seele. Endlich konnten wir beide uns mal wieder in Ruhe updaten. Das kam in letzter Zeit etwas zu kurz.

"Ich rede mit Dag. Versprochen!" sagte ich als wir vor Sabinas Wohnungstür standen. "So ists brav!" lobte sie mich wie einen Hund und streichelte über meinen Kopf. "Blödi!" lachte ich und gab ihr einen kleinen Schubser. "Na dann auf mit dir ins Studio!" forderte sie mich auf. "Spinnst du? So gehe ich nirgendwo hin und außerdem ist er heute safe nicht im Studio." wehrte ich ab. "Ich ruf ihn gleich an wenn du es nicht schaffst!" schimpfte Sabina. "Bloß nicht!" warnte ich sie. Sie zückte ihr Handy und grinste mich frech an. "Trau dich nicht!" sagte ich ernst und schnappte ihr Handy. "Dann ruf selber an!" Ich nickte und wählte Dags Nummer. Mailbox. "Schau... Mailbox! Er hat keine Zeit!" sagte ich erleichtert. "Dann ruf Vincent an." "Whynee hat doch auch keinen Plan wo Dag ist!" sagte ich zickig und verabschiedete mich von ihr.
Zuhause schnappte ich mir meine Analogkamera und legte einen Film ein. Sanft wischte ich über das Objektiv. Sofort kamen die Erinnerungen zurück. Papa und ich, wie wir gemeinsam durch die Stadt liefen und er mir das Fotografieren zeigte. Die verschiedenen Perspektiven, die versteckten kleinen Orte, die perfekter waren als das Paradies. Er lehrte mir die wahre Kunst der Fotografie. Ehrliche Emotionen einzufangen. Nicht nur gut bearbeitete Bilder. Nein Fotos die Geschichten erzählten. Mein Handy riss mich aus den schönen Erinnerungen. "Du hast mich angerufen?" meldete sich Dag. "Em...ja ich... Wollte eigentlich fragen ob wir reden wollen aber..." stotterte ich rum. "Klar! In 10 Minuten bin ich bei dir!" unterbrach er mein Gestammel und legte auf. Okay... Was war das denn? Fuck! Ich muss mich umziehen. Was zieh ich nur an? Das ist doch jetzg eigentlich komplett egal. Viel wichtiger... Was sage ich ihm? Entschuldigen muss ich mich aber er wird wissen wollen was los ist... Soll ich die Wahrheit sagen? Puh! Überforderung!
"Hey Panda!" begrüßte mich Dag als ich ihm die Türe öffnete. "Hey... Komm lass uns ne Runde drehen" versuchte ich Zeit zu gewinnen. Zeit in der ich hoffte eine Antwort auf mein Chaos zu finden.

SDP - Feuerzeuggefühle (Teil I) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt