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Ich lenkte mich die Woche über erfolgreich mit Arbeit und Partyvorbereitung ab. Trotzdem wusste ich nicht wohin mit mir. Ich will keine Liebe. Ich kann nicht lieben aber gleichzeitig weiß ich nicht ob ich Freundschaft kann. Was wenn ich einfach den Kontakt abbreche? Mich verstecke? Dann muss ich mich nicht mehr damit befassen. Alle Probleme wären mit einem Mal gelöst. Wie komme ich auch darauf, dass ich mich verguckt hab? Weil es weh tut, dass er heute nicht dabei ist? Vermutlich. Aber das ist doch kein Beweis dafür.
"Tascha, Schatz?" tönte Sabis Stimme durch meine Wohnung. "Im Schlafzimmer." antwortete ich und stopfte schnell die alten Fotos zurück in die Box. "Alles alles Liebe zum Geburtstag!" jauchzte sie und fiel mir um den Hals. Sofort schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen. "Also ein Geschenk gibts jetzt und das Zweite auf der Party" fuhr sie aufgeregt fort. "Du spinnst ja! Wir haben ausgemacht, dass wir das mit den krassen Geschenken lassen." maßregelte ich sie. "Ich bin deine beste Freundin. Ich darf das und du hast dich zu freuen." sagte sie bestimmerisch und drückte mir ein großes Paket in die Hand. Neugierig packte ich das liebevoll eingepackte Geschenk aus. Ein Fotoalbum mit all den großen Momenten unserer Freundschaft. Das war das Süßeste Geschenk ever. "Wow! Das ist wunderschön!" sagte ich gerührt. Sabina kannte meine Leidenschaft für Fotos. Ich liebe es sie anzusehen, in Erinnerungen zu schwelgen und alles dadurch nochmal zu erleben. "Komm pack weiter aus! Wir haben nicht ewig Zeit!" stresste sie mich. Es war ein wunderschönes Kleid. Es war das Kleid. "Dass du das noch wusstest!" staunte ich. Genau in dieses Kleid hatte ich mich damals verliebt. Ich hatte es genau vor meinem inneren Auge. Das Kleid war im Schaufenster an einer Puppe trappiert. Ich bummelte wie so oft komplett kopflos mit Sabina durch die Straßen und hab mich noch mit ihr gezofft wegen irgendwelchen Kleinkram. Dann war da dieses Kleid. Es sah so wunderschön aus aber ich hab mich nicht getraut es zu tragen. Es passt eigentlich nicht zu mir. "Kannst du gleich heute Abend anziehen!" schlug Sabi vor. "Bin ich damit nicht overdressed? Außerdem hab ich keine Schuhe dazu." wendete ich ein. "Quatsch! Du darfst heute auffallen. Es ist dein Tag. Du bist der Star. Das mit den Schuhen stimmt nicht." argumentierte meine beste Freundin freudig weiter und holte Schuhe aus meinem Schrank. Sie hatte ja recht. "Anziehen!" forderte sie mich auf. Dieser Ton ließ keine Wiederrede zu. Ich schlüpfte in das schwarze Kleid. Es war enganliegend, etwa knielang und das Dekolleté war mit leichter Spitze bedeckt.
"Sag mal, Dag... Hat er sich gemeldet?" fragte Sabina während sie die Foundation in meinem Gesicht verteilte. "Du weißt dass ich nicht darüber reden will." sagte ich leise und biss mir auf die Lippen. Fuck! Es tat mehr weh als ich möchte. Aber selbst wenn wir nur Freunde sind, was anderes sind wir ja wirklich nicht, dann finde ich es mies, dass er mir nicht mal gratuliert hat. Nicht einmal eine Facebooknachricht erreichte mich. "Aber das wird heute Abend mega! Ich freu mich schon deinen Lehrerkollegen kennen zu lernen. Wie hieß der noch? Tobi?" "Ja Tobi aber ich dachte du wärst eh ans andere Ufer gewechselt?" lachte ich und wackelte mit den Augebrauen. Dafür kassierte ich einen Klaps auf den Arm. "Blödi! Ich meinte ja auch eher für dich." Empört sah ich sie an. "Tobi? Mein Kollege? Mit dem ich jeden Tag im Lehrerzimmer sitzen muss? Du spinnst!" wehrte ich wehement ab. Alleine bei dem Gedanken wurde mir komisch. Natürlich war Tobi hübsch und ich verstand mich gut mit ihm aber... Nein! Einfach nein. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab. "Na zur Not rocken wir beide halt die Tanzfläche." "Das hört sich eher nach einem guten Plan an." stimmte ich zu und räumte in der großen Wohnküche die Häppchen und Gläser vor. Zusammen tanzten wir zu 'You spin my head' durch meine Wohnung, bis uns das Klingeln erschrecken ließ. Lachend und aus der Puste öffnete ich die Tür. "Wow!" staunte mein Gegenüber. "Hey Vince" rief Sabina ihm zu. "Alles Alles Gute und Liebe zum Geburtstag meine Kleine!" sagte er und schloss mich in seine Arme. "Danke! Komm rein!" sagte ich und ließ ihn in die Wohnung. Sein Blick war mir keines Wegs entgangen. "Ich soll dir von Dag auch gratulieren. Es tut ihm leid, dass er nicht kommen konnte" sagte Vincent aber sah mir nicht in die Augen. Er log. Dag hatte sich nicht entschuldigt. Es tat ihm nicht leid. Vielleicht wollte er mir nicht mal gratulieren. Hat er wohl vergessen. Ich gönn es ihm. Wirklich. Er wollte eine Freundin. "Ahja deshalb hat er sich ja auch gemeldet." sagte ich abfällig. Ich dachte ich würde ihm mehr bedeuten. "Nimms nicht persönlich. Dag ist momentan auf Wolke 7. Er hat nichts anderes mehr im Kopf. Der wird schon wieder normal. Gib ihm noch ne Woche." Jetzt sollte ich auch noch Verständnis haben? Aber das ist jetzt nicht das richtige Thema für die Party. Ich hab verdammt nochmal Geburtstag. Das gehört gefeiert. Und zwar richtig.
Das Vorglühen in meiner Wohnung wurde schon ziemlich lustig. Meine Mädls waren alle total am feiern. Vincent konnte echt die Finger nicht vom anderen Geschlecht lassen. Wieder war einer meiner Mädls seinem Charm verfallen. Eigentlich konnte ich nur darüber lachen. "Na Vinnie willst du mal wieder eine ans andere Ufer jagen?" scherzte ich und nahm einen großen Schluck von meiner Mische. "Zu früh!" sagte er gespielt verletzt und fasste sich ans Herz. Er legte den Arm um meine Schulter und zog mich etwas näher an ihn ran. "Gehts dir gut Kleine?" fragte er ehrlich intressiert und musterte mich. "Du bist zu süß für diese Welt!" grinste ich und drückte ihm ein Bier in die Hand. "Ne alles gut. Hab mich nur was geärgert. Aber jetzt lass uns ordentlich feiern!" tat ich das Thema ab und prostete ihm zu. Prüfend sah er mich nocheinmal an. "Komm deine Flamme wartet" neckte ich ihn und schubste ihn in Richtung Laura. Wenn ich ihren Blick richtig deutete, dann geht von den Beiden heute keiner allein nach Hause. Ein paar Drinks später stürmte ich zusammen mit Tobi und Sabina die Tanzfläche. Beide waren irgendwie total in deren Element. Mich hingegen zog die Bar schon wieder magisch an. Aber so im Ganzen konnte man sagen, dass es ein gelungener Abend war.

SDP - Feuerzeuggefühle (Teil I) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt