10.

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In jener Nacht hatte ich Angst zu schlafen und schrieb mit Jack. Ich wollte am liebsten raus hier. Die Angst, wieder Albträume zu bekommen, machte mich fertig. Aber ich versuchte, mich abzulenken.

"Willst du nicht endlich schlafen kleine Fee? Du kannst jetzt nicht meinen ganzen Arbeitsabend mit mir schreiben."

Doch, das kann ich! Dachte ich mir.

"Willst du mich loswerden?" Neckte ich ihn. Aber vergaß, dass er mein Unterton ja nicht hören würde, denn ich gemacht hätte, und sendete einen frechen Smylie hinterher.

Puh! Noch mal gerettet. Ich habs nicht so mit Smylies.

"Haha! Nein. Aber du brauchst jede Kraft. Soll ich zu dir?"

"Aber was ist mit dem Klub?"

"Die Angestellten schaffen das auch mal ohne mich." Ich wollte erst ja sagen. Aber irgendwann müsste er gehen. Dann wäre ich wieder allein.

"Kann ich nicht zu dir?" Scheiße! Hab ich das tatsächlich abgesendet?

"Da solltest du Connor fragen. Soll ich ihn anrufen, wenn du dich nicht traust?" Ich wollte Connor nicht nerven, er musste ja morgens wieder sehr früh raus. Ich hatte ehrlich gesagt auch schon dran gedacht, ihn zu schreiben. Aber ich kann ihn Jack nicht immer vorziehen. Und außerdem, warum brauch ich eine Erlaubnis?"

"Bin ich nicht alt genug selbst zu entscheiden?"

"Darum geht es nicht. Klar, darfst du selbst entscheiden, aber nicht ohne Absegnung deines Arztes." Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht. Trotzdem wollte ich Connor nicht stören um die Zeit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Warten bis morgen und dann fragen? Oder ihn heute noch kontaktieren und hoffen, dass er mich hier rausholt.

"Ich kann ja zu dir kommen, bis du eingeschlafen bist. Und morgen klärst du das mit Connor."

"Er hatte mir eh angeboten, mich mit zu sich zu nehmen."

"Dann tu das. Und zu mir kannst du auch jeder Zeit. Hast ja meine Adresse und Schlüssel. Außerdem, er hat recht geregelte Arbeitszeiten, ich nicht. Es kann sein, dass ich auch tagsüber Mal weg bin. Das ich keine Zeit habe. Und ich würde dich ungern ständig alleine lassen." Ich überlegte kurz, was ich antworteten sollte, aber bevor ich das tat, schrieb er noch eine Nachricht.

"Und wenn du gar nicht mehr nach Hause willst, ich halt gern immer ein Plätzchen für dich frei und Connor sicher auch." Er würde mich bei sich einziehen lassen? Ich musste wieder aufpassen keine Panik zu bekommen.

"Alles ok? Nicht aufregen und vergiss das Atmen nicht. Ist nur ein harmloser Vorschlag. Aber besser als bei deinen Eltern, oder?" Er wusste, dass ich Gefahr laufe, bei so was ins Schwitzen zu geraten. Aber ich konnte mich zum Glück recht gut beherrschen, auch wenn die Vorstellung mir Angst machte. Und ich wusste nicht Mal warum.

"Ach scheiß drauf! Bin gleich bei dir." Was? Er will tatsächlich zu mir? Ob er noch darf. Es ist kurz vor zehn abends. Ich bin zwar raus gekommen, aber rein geht nur mit klingeln. Vielleicht sollte ich ihn abfangen? Das es keiner merkt.

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Kurz vor halb elf stand er tatsächlich vor dem großen gläsernen Eingang. Ich drückte den Knopf für die Tür. Wo ich mich in dem Augenblick wunderte, wie ich ihn fand, als ich panisch nach draußen lief.

"Warum ..." Fing er an. Aber ich hielt ihn den Mund zu. Dann schnappte ich seine Hand und zog ihn hinterher.

Ich versuchte schnell, ins Zimmer zu kommen. Und hoffte, dass es keiner merkt, dass jemand bei mir im Zimmer ist.

"Du kannst doch nicht einfach durchs Krankenhaus schleichen."

"Doch! Dich hätte bestimmt keiner reingelassen."

"Ja, kann sein. Hab auch nicht mehr dran gedacht. Aber du wolltest nicht allein sein, da bin ich!" Ich lächelte ihn an. Denn ich freute mich sehr darüber.

"Ja. Das bist du." Erwiderte ich leise und etwas verlegen. Aber was sollten wir jetzt machen? Wir mussten immer aufpassen nicht erwischt zu werden. Das uns keiner reden hört.

"Soll ich jetzt Händchen halten? Du musst irgendwann schlafen." Grinste er. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht, ob ich schlafen kann. Ob mit oder ohne ihn.

"Und wenn ich mich dazu lege?" Scherzte er und wackelte mit den Augenbrauen. Er meinte es zwar nur als Scherz, aber ich fand die Vorstellung toll. Und ich wollte mal versuchen, ob ich doch flirten konnte. Bei Connor hat es ja nicht geklappt.

"Klar, wenn du dich dafür ausziehst? Mit Klamotten geht man nicht ins Bett." Dabei zwinkerte ich.

"Ach, du willst mich also nur nackt sehen? Kannst du auch haben, ohne das ich neben dir liege." Er wollte sich tatsächlich ausziehen, wie es aussah, aber ich stoppte ihn.

"Das war ein Witz!" Dann lachte er.

"Ich weiß. Und ich wusste auch, dass du eh nervös wirst. Hab nur die Jacke aus und du bist Knallrot!" Dabei versuchte er sich das Lachen zu verkneifen. So ein Arsch. Ich boxte ihn gegen die Brust. Was ich noch nie tat. Und schaute ihn dann etwas erschrocken an. Das war eigentlich eher spielerisch gemeint.

"Keine Sorge. So ein Stupsen stört mich nicht. Fühl dich frei und mach, was du denkst. Du musst nicht immer Angst haben was falsch zu machen. Sag mal ... hat dich letzter Zeit mal jemand umarmt?" Was sollte die Frage? Aber ich konnte keine Antwort geben. Er zog mich an sich und legte die Arme um meine Hüften.

"Nähe ist gar nicht schlimm. Probiere es ruhig mal aus." Ich wusste nicht wohin mit meinen Armen. Bin ich wirklich so blöd? Klar ich wusste, wie das geht, traute mich nur nicht. Er nahm dann meine Arme und legte sie um seinen Hals.

"Magst du mich?" Wieder so eine Frage. Natürlich. Und ja, leider habe ich ihn nie gesagt, dass ich ihn sogar sehr mag.

"Wenn ja. Egal auf welche Art kannst du das ruhig tun. Willst du denn Nähe? Wie fühlst du dich?" Aber irgendwie konnte ich nicht antworten. Ich war total baff. Sein Geruch und Nähe taten gut. Warum denk ich das nur? Sag ihm das doch einfach! Schimpfte ich mit mir selbst.

"Du bist nicht die einzige, die Angst vor falschen Entscheidungen hat." Dabei ließ er mich los. Langsam. Mit fragenden Blick. Er wollte mich jetzt wohl selbst entscheiden lassen, ob ich nähe wirklich will.

Ich rutschte wieder ein Stück näher an ihn ran. Dies schien ihn als Antwort zu reichen.

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Er blieb wirklich lange. Ich bin dann doch irgendwann ins Bett, weil mir fast die Augen zufielen.

"Rede einfach von deiner Arbeit." Murmelte ich verschlafen.

"Ach soll ich dich langweilen, bis du eingeschlafen bist?" Ich schmunzelte kurz.

"Ja, bitte. Langweile mich einfach." Ich hoffte, seine Stimme würde helfen. Und das tat sie tatsächlich. Langsam fingen meine Augen an, sich zu schließen. Ich konnte sie nicht länger aufhalten. Und seine Stimme verblasste Stück für Stück, bis ich vollkommen im Traumland verschwand.

Perfect Love - Inneres Verlangen! (Unbearbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt