37.

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Connor kam zwei Stunden später dann auch. Ich saß draußen auf der Treppe. Hinterließ Jack einen Brief. Ich wollte ihn nicht wecken. Wollte mich auch nicht verabschieden. Ich konnte auch nicht.

"Warum wartest du nicht drin kleines?"
War seine Begrüßung als er mich erblickte.

"Er braucht Ruhe, daher bin ich froh, dass er schläft. Ich will ihn deswegen nicht wecken." Das war nur die halbe Wahrheit. Das wollte ich Connor aber nicht sagen. Ich fühlte mich dadurch aber nur noch schlechter. Wollte ihn nicht anlügen, oder was vorspielen. Aber ich weiß ja selbst nicht was es ist, was mich gerade so durcheinander bringt.

"Du wirkst sehr nachdenklich." Bemerkte er weiter und trat noch ein paar Schritte an mich ran.

"Ja. Ein bisschen." Gab ich dann etwas zurückhaltend zu. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um mich zu viel zu verraten. Dann fiel mir das andere Thema ein. Wo Jack meinte, ich sollte darüber mal mit Connor reden. Ob ich ihn wirklich über Grenzen ausfragen soll? Wäre eine gute Idee um mich abzulenken von diesem komischen Gefühl. Und vielleicht ist es wirklich hilfreich, um mehr über ihn ... uns, zu erfahren. Grenzen müssen klar geregelt sein, oder nicht?

"Fahren wir?" Ich lief zum Auto, das Gegenüber geparkt war. Zu Hause würde es mir vielleicht leichter fallen, als vor Jacks Tür.

Zum Glück fuhr er auf meinen Wunsch hin auch. Es wäre unangenehm gewesen, wenn Jack doch noch mitbekommen hätte, wie ich einfach abgehauen bin.

"Ich will das wir uns Vertrauen. Alles erzählen." Fing ich an, als er auf seinen Platz vor dem Haus das Auto ausschaltete. Etwas verdutzt blickte er mich an. Nicht ahnend, was ich eigentlich meinte. Und warum ich in diesem Augenblick damit anfing.

"Tabus ... Ein Thema, was vielleicht interessant wäre?" Kam es vorsichtig und fragend. Leider wusste ich nicht, wie ich es anders ansprechen sollte. Denn, es ging diesmal tiefer, als er vielleicht ahnte.

"Wirklich interessant. Wie kommst du  jetzt wieder auf dieses Thema?" Ahnte er doch was? Wie er fragte, war für mich etwas zweideutig. So, als wollte er sagen, was hat dir Jack erzählt?!

"Ich ... weiß nicht ...?"

"War das jetzt eine Frage?" Und tatsächlich sprach ich dies fragend aus.

"Du weißt nicht was du sagen sollst und willst wohl das ich den ersten Schritt in eine vernünftige Unterhaltung gehe. Na gut ... Du kommst doch nicht einfach so darauf. Habt ihr das Thema besprochen, als ihr alleine wart?" Ich wusste es! Er konnte gut zwischen den Zeilen lesen und verstand mich. und hat wirklich gemeint, was ich vermutet habe. Dann kann ich ihn auch gleich alles erzählen. Lügen will ich nicht ... zumindest bei solchen Themen nicht.

Tief Luft holen. Er wird es schon ok finden. Warum habe ich eigentlich solche Angst? Aber ich wusste es im Grunde genau. Nicht das Thema an sich störte mich, sondern, dass ich mit Jack so locker umgehe und er mir sogar sagte kaum Tubus zu haben. Solltr ich ihn das auch erzählen? Vielleicht ist das schon ein Grund für ihn,  eifersüchtig zu sein. Oder ich bringe Jack in Bedrängnis.
Und ich will nicht das er schluss macht.
Dann schloss ich kurz die Augen und versuchte die Gedanken zu verdrängen. Vertrau ihm. Sei offen und ehrlich. Waren dann die neuen Gedanken, die die unpassenden verdrängten. Ich erzählte dann einfach drauf los. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wollte alles loswerden. Aber mehr als eine hochgezogene Augenbraue als Antwort bekam ich nicht.
Er schnaufte nur kurz und lehnte sich gegen das Lenkrad. Strich sich kurz durchs Haar und schaute aus seinem Fenster. Was er wohl in dem Augenblick dachte? Aber dann bekam ich die Antwort genau auf diese Frage.

"Fühlst du dich ihm sehr nah?" Was sollte die Frage? Dabei drehte er sich nicht mal um.

"Wenn es dir so viel ausmacht und du ... zu viel überlegen musst. Dann ist da doch was. Und mir vertraust du nicht wirklich ... zumindest wie ich es gern hätte." Wieder ein kurzes Seufzen seinerzeits, begleitete den Satz.

"Wir sollten wirklich reden. Obwohl ich dies Schwachsinnig finde. Grenzen lernt man mit der Zeit kennen. Man denkt nicht nach. Jack war schon immer einer, der zu viel Nachdenkt, so wie du. Ist nicht wirklich hilfreich."

"Aber ... ist reden nicht gut? Ich meine ..." völlig verzweifelt erklang meine Stimme. Er schmunzelte.

"Natürlich. Aber nur wenn es wirklich kein anderen Ausweg gibt. Dinge unbedingt geklärt werden müssen. Aber man sollte sich nicht zwanghaft über Themen unterhalten, wenn es noch kein Bedarf gibt. Manchmal kann reden auch kontraproduktiv sein." Das sah ich etwas anders. Sagte ihm das aber nicht. Ich zwinge mich dazu ja nicht. Es wäre schon interessant zu wissen, was Jack dürfte und was er als zu weit gehend sieht. Oder rede ich mir nur was ein?

"Was ist wenn ich die sagen würde, er dürfte sogar mit dir schlafen. Würdest du das machen, nur weil es für mich ok wäre? Nicht meine Grenzen sind wichtig, sondern was du für richtig hältst. Es ist gut, dass du bedenken hast und einige Dinge nicht tun würdest wollen, von dir aus. Aber mir macht Sorgen wie du diese bedenken hast ... als ob du sie nicht nur wegen mir hättest." Jetzt war ich baff und etwas verwirrt.

"Ich ... Connor." Hauchte ich fast sprachlos. Als er mich ansah, mit seinen Braunen Augen. So ratlos. Auch leichte Zweifel konnte ich erkennen. Hab ich vielleicht doch zu viel gesagt. Denke ich zu viel nach? Sollte ich alles mehr auf mich zu kommen lassen? Vielleicht war es doch eine gute Idee, ihn nicht von dem komischen Gefühl zu erzählen, was Jack auslöste. Aber vielleicht ist eine Lüge nicht angebracht. Und wenn er es rausfindet? Was dann?

"Ich fühle mich momentan so merkwürdig in Jacks nähe." Verdammt! Mein schlechtes Gewissen. Wieso sagte ich das jetzt?

"Komisches ... Gefühl?" Wiederholte er meine Worte fragend. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Ja. Wir sollten reden. Aber über mehr als gedacht war.

"Können wir reden Daddy? Vielleicht hilft es etwas." Dabei schaute ich ihn liebevoll an. Ihm schien dieses kleine Wort und meine Mimik dazu, zu gefallen. Es ließ ihm wieder weich werden. Er lächelte resignierend.

"Natürlich. Wenn du es wünscht. Aber dafür sollten wir ins Haus gehen." Ich nickte und stieg aus, mit einem doch recht mulmigem Gefühl. Aber jetzt muss ich da durch.

Perfect Love - Inneres Verlangen! (Unbearbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt