Kapitel 14

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So schnell ich kann humpele ich in meine Hütte, wo sich mir ein grausames Bild bietet. Jacob liegt noch immer bewusstlos auf meinem Sofa, wo er von Finja und Sarah versorgt wird.

Pier liegt auf dem Esstisch, worunter sich bereits eine Lache Blut gebildet hat. Christin ist völlig aufgelöst nehmen ihm und hält seine Hand, während Madeline und Jessica vollkommen überfordert mit der Situation sind. "Jessica, wir brauchen kochendes, steriles Wasser. Madeline, hol den erst Hilfe Kasten aus dem Badezimmerschrank. Bringt Jacob nach Hause und räumt draußen auf. Ein Mann muss hier bleiben, falls wir Hilfe brauchen, der Rest geht."

Schnell wird Jacob weggebracht und die Mädchen kümmern sich um die ihnen zugeteilten Aufgaben. Elias taucht neben mir auf und sieht mich fragend an, was mir ein müdes Lächeln entlockt. Es beruhigt mich, dass er hier bleibt um mir zu helfen. Auch, wenn die Dinge zwischen uns noch nicht geklärt sind.

Da etwas destilliertes Wasser in dem Koffer ist, reinige ich damit seine Kopfwunde, welche zum Glück nicht tief ist. Madeline verbindet diese, während Elias und ich sein zerfetztes Oberteil entfernen und einen Blick auf die Wunde werfen. Es sieht wirklich schlimm aus, besonders wenn man den immensen Blutverlust bedenkt.

"Madeline, wenn du fertig bist, musst du Brennnesseltee zubereiten. Und zwar eine Menge davon." Nun kommt auch Jessica mit dem Wasser, welches sie zum abkühlen in den Frost gestellt hat. Nun ist es zum Glück nur noch lauwarm. Sie reinigt die Wunde, Elias hält sie zu und ich beginne zu nähen. Gemeinsam arbeiten wir uns voran und das Blut wird weniger. Fünf große Kratzer hat der Wolf sich von den Krallen seines Gegners zugezogen, aber keine ist wirklich tief. Also müssen wir uns nur um seinen Kopf und den Blutverlust sorgen.

Doch im nächsten Moment kommt auch schon Madeline mit einer einfachen Tasse und dem Tee. "Christin, du musst Madeline helfen. Pier muss so viel wie möglich davon trinken." Sofort springt das Mädchen auf und hilft uns. Bei Christins wissen über Heilverfahren mache ich mir keine Sorgen, dass sie das nicht hinbekommen. Den eigenen Gefährten versorgen zu müssen ist allerdings sicher nicht einfach.

Endlich haben wir es geschafft. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir alles zugenäht und Pier anschließend verbunden. Er sieht zwar sehr blass aus, ist aber am Leben.

Mühsam richte ich mich auf und gehe ins Badezimmer. Hier versuche ich mir das fremde Blut von den Händen zu waschen. Doch so langsam holt mich das Geschehen der letzten Stunden ein und Tränen laufen mir über das Gesicht. Die Angst bei dem Angriff. Mein Speerwurf und die anschließende Tötung des Wolfes. Mein Zweikampf mit dem vierten Rouge und nun noch das zusammenflicken von Pier. Das alles war ein bisschen viel auf einmal.

Ein Schluchzen entringt sich mir, während ich immer hektischer versuche das Blut abzubekommen. Bis sich auf einmal große Hände auf meine legen und ich den Kopf hebe, um Elias' Blick im Spiegel zu begegnen. "Alles ist gut. Komm, ich helfe dir.", flüstert er leise und nimmt mir die kleine Bürste ab, mit welcher ich versucht habe mich zu reinigen.

Stumm sehe ich dabei zu, wie Elias es schafft mich vollkommen von dem Blut zu befreien. Zumindest an den Händen. Denn genau betrachtet habe ich überall Blut. Sogar mein eigenes. Erst jetzt fällt mir wieder meine Wunde ein, welche ich verdrängt habe und die sich mir wieder schmerzhaft ins Gedächtnis drängt.

Auch Elias fällt der plötzliche Schmerz in meinem Gesicht auf und so folgt er meinem Blick bis zu meiner Wade. Deutlich sind dort die Bissspuren zu sehen. Nur meine Jeans sorgt dafür, dass sich keine Pfütze unter mir bildet, da diese das ganze Blut aufsaugt. Ich überlege noch fieberhaft, wie ich das jetzt am Besten versorgen soll, da verliere ich den Boden unter den Füßen. Elias hat mich einfach angehoben und trägt mich nun auf seinen Armen aus dem Badezimmer.

Draußen treffen wir auf Madeline und Jessica, welche uns besorgt mustern. "Ich nehme Kaily mit zu mir. Ihre Verletzung muss versorgt werden und hier wird sie sich niemals ausruhen.", gibt Elias eine knappe Erklärung ab und die Mädchen stimmen zu meiner Überraschung zu. Ich will gerade protestieren, da wird mir der Mund zugehalten. Christin ist neben uns aufgetaucht und lächelt mich leicht an.

"Du machst immer so viel für uns. Ruh dich aus und erhole dich gut. Wir schaffen das schon." Seufzend entspanne ich mich in Elias' Armen und lasse mich von ihm nach draußen tragen. Nach mehreren Minuten bemerke ich, dass wir die Hütte ansteuern, wo ich mir das Holz für den Kamin holen kann. Da ich aber bisher noch keins brauchte, hat es mich noch nicht wieder hier hin verschlagen. Mir war gar nicht bewusst, dass Elias hier wohnt.

Als wir eintreten kommt es mir beinahe so vor, als wären wir bei mir. Der Aufbau ist genau gleich, nur die Farben sind anders und die Küche sieht weniger genutzt aus. Vorsichtig setzt Elias mich auf der Kücheninsel ab, um aus einem Schub eine Schere zu holen und meine Jeans aufzuschneiden. "Das sieht nicht gut aus. Hast du schon Fieber?" "Wieso Fieber?"

Missbilligend vor sich hin murmelnd über meine fehlende Bildung befühlt Elias meine Stirn. "Zum Glück noch kein Fieber." Dann verschwindet er kurz und kommt gleich darauf wieder. "Fieber bekommen Menschen, die von einem Wolf gebissen werden, welcher nicht ihr Mate ist. Das ist eine Art allergische Reaktion auf den Speichel von uns." Ich nicke verstehend, auch wenn sich eine lustige Bemerkung in meinem Kopf bildet, die ich nicht für mich behalten kann. "Zum Glück passiert das nicht auch beim küssen."

Elias übergeht meine Bemerkung einfach stumm, allerdings mit einem Lächeln im Gesicht. Dann hat er mich vollständig aus meiner Jeans geschnitten und zieht mir auch mein Oberteil über den Kopf. "Was wird das?" "Wir gehen jetzt baden. Dann verbinde ich dein Bein und mache uns etwas zu essen. Und dann wird geschlafen.", erklärt Elias den Ablauf des restlichen Tages, an welchen er sich auch hält.

Finja bringt mir später noch eine Jogginghose und Unterwäsche vorbei. Woher sie das geahnt hat, wird mir allerdings immer ein Rätsel bleiben. Dann sitze ich mit Elias im Bett, ich in seinem Shirt und er Oberkörperfrei und wir essen Brot und Rührei. Es ist alles in allem ein schöner Abend, bis wenig später das Fieber einsetzt und mich vollkommen ausknockt.

Ausbildung zur Mate - Omegas LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt