Der Kampf neigt sich nun schnell dem Ende zu. Zack kann nicht mit Elias' Kampffähigkeiten mithalten, auch wenn dieser bereits einiges hat einstecken müssen. Mein Mate blutet aus diversen Wunden, was ihn jedoch nicht davon abhält umso verbissener zu kämpfen. Es scheint, als hätte meine gewonnene Auseinandersetzung ihm mehr Mut und Entschlossenheit für seinen Kampf gegeben.
Und dann geschieht alles sehr schnell. Gerade kämpfen die beiden Wölfe noch verbissen, dann gelingt es Elias die Deckung von Zack zu durchbrechen und seine krallenbesetzte Hand in den Brustkorb seines Onkels zu jagen. Alle zucken bei dem ekelhaften Geräusch zusammen, während die Frau vor mir ein lautes Schluchzen ausstößt. Doch ansonsten regt sie sich nicht. Ich fasse stärker um den Griff des Dolches, denn keine Mate würde bei einer so starken Verletzung ihres Gefährten ruhig bleiben und sich fügen. Sie würde sich wehren und versuchen ihrem Seelengefährten zu helfen, ohne auf die eigene Gesundheit oder Sicherheit zu achten.
Doch als ein lautes Heulen in der Nähe ertönt weiß ich, dass es das noch nicht gewesen ist. Zack lacht rau auf, während Blut aus seinem Mund fließt und Elias' Hand noch immer in seinem Brustkorb steckt. „Ihr werdet untergehen. Unwürdige Omegas verdienen es nicht zu leben. Und wenn ich und meine Mate nicht dafür sorgen können, dann übernimmt das mein Rudel. Sie werden euch alle auslöschen!", lacht er und spuckt dabei Blut auf den Boden. Dann verdreht er seine Augen und kippt einfach tot um. Mit seinen letzten Worten hat er unser aller Todesurteil unterzeichnet.
„Nein! Zack!", heult die Frau vor mir auf und stürzt sich nach vorne. Dabei hat sie jedoch das Messer vergessen, welches ich noch immer an ihre Kehle gehalten habe. Dieses bohrt sich nun in ihren Hals. Mit großen Augen dreht sie sich zu mir um und lächelt mich dankbar an. Es ist beinahe so, als hätte sie sterben wollen. Und wahrscheinlich ist es auch genau so. Wenn der eigene Mate stirbt, gibt es selten noch etwas, was den jeweils anderen am Leben erhält. Und selbst wenn es so wäre, dann sind sie immer nur ein Schatten ihrer selbst.
Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, fällt meine Gegnerin wie ein Stein zu Boden. Tot. Und erneutes Heulen ertönt. Dieses Mal näher. Während ich noch versuche die Situation zu verarbeiten höre ich Pfeile fliegen, welche sich plötzlich hinter mich in zwei Körper bohren. Zacks Betas haben versucht mich von hinten anzugreifen und wurden von Helena und Lydia liquidiert. Dankbar nicke ich den beiden Frauen zu, welche es mit einem ebensolchen erwidern. Bevor sie sich auf den Wald um uns herum konzentrieren.
Um uns herum raschelt es, weshalb ich mich wieder zu Elias und unserem Rudel stelle. Elias ist leider schon sehr mitgenommen. Die Verletzungen und der Kampf fordern ihren Tribut, weshalb ich stützend einen Arm um seine Taille lege. Er muss den Moment nutzen und sich etwas ausruhen, solange er noch kann. Die nächsten Minuten könnten mehr als nur hässlich werden. Denn wie Elias mir zuvor berichtet hat, verfügt Zack über das größte Rudel. Nur Männer und Frauen, die seiner Meinung nach würdig waren. Es ist eine Ehre in seinem Rudel zu sein, weshalb alle Mitglieder ihrem Alpha blindlings folgen. Und wie es scheint, auch über seinen Tod hinaus.
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso man einfach ohne etwas zu hinterfragen jemandem so folgt. Sogar einen Massenmord sind sie bereit für ihren inzwischen toten Alpha auf sich zu nehmen. Glücklicher Weise haben nun auch die anderen Alphas die Gefahr bemerkt und scharen sich um uns. Die Frauen werden in der Hütte platziert, da keine von ihnen Kampferfahrung besitzt. Auch Elias wollte mich gerne in Sicherheit wissen, doch ich bleibe stur an seiner Seite. Ich werde nun keine Schwäche zeigen. Auch diesen Angriff werden wir irgendwie überleben.
Helena und Lydia sind auf dem Dach halbwegs in Sicherheit und werden uns vielleicht einen Vorteil verschaffen können. Auch, wenn mir bewusst ist, dass wir nicht annähernd genügend Pfeile haben. Die ersten Wölfe treten in ihrer Wolfsform auf die Lichtung und fixieren uns knurrend. Die Alphas vor uns rücken nun näher zusammen und bilden dadurch eine undurchdringliche Wand. Sie versuchen wirklich uns zu beschützen. Uns Ausgestoßene. Ein Rudel Omegas. Ich weiß nicht, wie wir ihre Meinung ändern konnten, doch diese Entwicklung zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Sie hätten alle einfach gehen können. Oder sich auf die Seite des angreifenden Rudels stellen. Doch das haben sie nicht getan.
So unglaublich viele Wölfe sind aus dem Wald auf die Lichtung getreten, wo ihr Alphapaar und die beiden Betas noch tot am Boden liegen. Doch das scheint sie nicht zu interessieren. Sie würdigen die Leichen keines Blickes. Stattdessen fixieren sie Elias, welcher selbst über die anderen Alphas ragt. Er ist groß und stark. Und er gehört mir. Wenn dieses fremde Rudel meinen Mate töten will, müssen sie erst an mir vorbei. Langsam ziehe ich die verstauten Messer aus meinen Stiefeln, welche ich bisher noch nicht gebraucht habe. Den Dolch stecke ich stattdessen an die Stelle des Messers. Das wird mein Notfallplan sein.
Die Wölfe rücken näher und beginnen uns zu umzingeln. Dann ertönt wieder ein Heulen, welches von weiteren Stimmen erwidert wird. Doch die Wölfe vor uns stimmen nicht mit ein, sondern schauen sich gegenseitig irritiert an. Da auch die anderen Alphas einen grimmigen Blickaustausch vornehmen, gehören diese Wölfe nicht zu deren Rudel. Hinter uns knackt es und ich höre, wie Lydia und Helena leise Flüche vor sich hin murmeln.
Doch als ich über meine Schulter schaue und in die Augen eines Wolfes sehe, entspanne ich mich wieder. Diese Wölfe sind nicht gegen uns. Sie sind auf unserer Seite.
Ich lasse meinen Blick über sie schweifen. Unsicherheit, Hoffnung und Entschlossenheit kann ich gleichermaßen in ihren Augen erkennen und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Diese Wölfe sind Ausgestoßene, Rudellose und Omegas. Sie haben von uns gehört und sind gekommen, um uns beizustehen. Für die Hoffnung auf Akzeptanz, welche sie von anderen niemals erfahren haben.
„Lydia! Helena! Die Gefahr ist vor uns und nicht hinter uns!", gebe ich von mir und bin von meiner eigenen selbstbewussten Stimme überrascht. Doch ich bin mir sicher in dem, was ich tue. Von den Wölfen hinter uns droht keine Gefahr. Kurz spüre ich Überraschung von Elias, doch mein aufmunterndes Lächeln scheint zu reichen, um ihn zu überzeugen. Manchmal frage ich mich, womit ich dieses Vertrauen verdient habe, aber ich bin glücklich darüber. Aus einem Impuls heraus ziehe ich den Wolf neben mir zu einem schnellen Kuss an mich heran, ehe ich mich zwischen den Alphas hindurch nach vorne schiebe.
„Ich weiß, dass ihr hier seid um uns zu töten. Zack hat es euch befohlen und ihr werdet euch vermutlich daran halten. Doch ich bitte euch noch einmal über seine Anweisungen nachzudenken. Ist es wirklich notwendig weiteres Blut zu vergießen? Wir haben nichts getan und wollen nur in Frieden leben! Was ist daran in euren Augen verkehrt?", versuche ich ein letztes Mal diese Schlacht zu verhindern und so viele Leben wie möglich zu retten.
Die Wölfe vor mir mustern sich eine Zeit lang, dann bilden sie eine Schneise, wodurch ein Mann in etwa meinem Alter läuft. Er sieht Zack sehr ähnlich, weshalb ich annehme, dass er sein Sohn ist. „Hallo Cousin, es freut mich dich gesund und munter vorzufinden. Ich hatte gehofft, dass ich es bin der dich töten darf.", lacht der Mann vor uns und grinst Elias spöttisch an. Dieser stellt sich nun auch neben mich, um mit dem Mann zu sprechen.
„Zarek. Du wolltest nie in die Fußstapfen deines Vaters treten. Was hat sich geändert?" Stumm mustere ich Elias von der Seite. Noch immer bluten einige seiner Wunden, doch er beginnt langsam zu heilen. Doch auch das wird ihn Kraft kosten. Er braucht eine Pause, die ihm leider nicht gegönnt wird. Ich will gar nicht wissen, wie es sich anfühlt andauernd von seiner eigenen Familie getötet werden zu wollen. Doch es wird ihnen nicht gelingen. Nicht, wenn ich es verhindern kann!
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Ausbildung zur Mate - Omegas Luna
FantasiKaily geht auf eine Schule, wo alle Mädchen zwischen sechzehn und zwanzig Jahren darauf vorbereitet werden einmal die Mate, die Gefährtin, eines Werwolfs zu werden. Sie lernen den Aufbau von einem Rudel. Den Alpha als Anführer, den Beta als seine re...