Kapitel 21

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Die anderen beiden Alphas entfernen sich mit ihren Leuten etwas von Zack und seinem Rudel. Übrig bleibt Zack mit seinen Betas und eine kleinen Frau, welche sich die ganze Zeit hinter ihnen versteckt hat. Dies muss seine Mate sein.

Sie ist hübsch. Klein und zierlich, mit langen braunen Haaren und grauen Augen, mit denen sie alles beobachtet. Auch mich nimmt sie genau unter die Lupe, schaut dann jedoch Elias an. Wahrscheinlich bin ich nicht spannend genug, um ihre Aufmerksamkeit zu verdienen. Und Elias ist mit Sicherheit auch der gefährlichere von uns beiden.

Nun treten auch die Betas zurück und machen Platz für unseren stattfindenden Kampf. Noch einmal schaue ich hinter mich. Alle nicken mir aufmunternd zu und geben mir damit die Kraft und das Selbstbewusstsein, das ich jetzt dringend brauche. Dann geht es auch schon los.

Ohne zu zögern greift Zack an. Seine Gefährtin bleibt hinter ihm zurück und beobachtet das Geschehen. Elias stellt sich seinem Onkel und fängt den Angriff ohne Probleme ab. Nun beginnt der richtige Kampf.

Die beiden Männer tauschen immer wieder Schläge aus, parieren gegenseitig ihre Angriffe und verteidigen sich. Dabei ist nicht zu erkennen, wer von beiden der bessere ist. Bis Zack auf einmal etwas macht, was mich nachdenklich werden lässt.

Durch einen Trick ist es Elias gelungen hinter seinen Gegner zu gelangen und greift ihn nun von hinten an. Doch der Alpha weicht einfach aus ohne hinzusehen. Er duckt sich im richtigen Moment, springt nach oben und macht anschließend einen Ausfallschritt nach vorne. So gelingt es ihm jedem Schlag und jedem Tritt von Elias auszuweichen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wirbelt der Alpha wieder zu meinem Gefährten herum.

"Du kannst mich nicht besiegen! Ich komme selbst mit geschlossenen Augen gegen dich an!" Leider kann ich da auch nicht widersprechen, denn es wirkt tatsächlich so. Nachdenklich mustere ich den Wolf und überlegen fieberhaft, wie er das nur anstellt. Selbst mit einem sehr stark ausgeprägten Instinkt und guten Reflexen erscheint mir das alles unmöglich. Und trotzdem hat Zack es geschafft Elias auszuweichen.

Noch während ich darüber nachdenke, gehen die beiden Männer wieder aufeinander los. Sie schenken sich nichts, doch so langsam scheint Zack immer besser zu werden. Es ist, als würde er die Bewegungen seines Gegners voraus ahnen und bereits wissen, wie man ihnen ausweicht. Und gerade als Zack wieder einen Angriff von Elias pariert, den er unmöglich hat sehen können, wandert mein Blick zu Zacks Gefährtin.

Ihre Augen folgen jeder Bewegung der beiden und ihre Lippen bewegen sich stumm. Und dann kommt mir auch wieder in den Sinn, was ich in der Schule gelernt habe. Langjährige Mates können nicht nur ihre Gefühle miteinander teilen, sondern auch Gedanken und Bilder. Und ich schätze, dass unsere Gegner schon so lange zusammen sind, um genau das erreicht zu haben.

Um uns einen Vorteil zu verschaffen, muss ich also nur die Luna genügend ablenken, dass sie ihrem Gefährten keinen Tipp mehr geben kann. Denn allein vom kämpferischen her ist Elias der Bessere. Das ist deutlich zu sehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen setze ich mich in Bewegung und steuere direkt auf die Frau zu, welche mich erst registriert, als ich schon auf vier Meter auf sie heran gekommen bin.

"Dann wollen wir doch mal herausfinden, ob du nicht nur gut beobachten, sondern auch kämpfen kannst.", gebe ich lächelnd von mir und stelle mich kampfbereit auf. "Du hast es erkannt. Nicht schlecht. Aber du solltest mich trotzdem nicht unterschätzen, kleines Mädchen. Ich bin schon viel länger bei diesem Spiel hier dabei.", gibt sie arrogant zurück und schaut mich aus zusammengekniffenen Augen an. Bei ihrer Beobachtungsgabe werde ich mir etwas einfallen lassen müssen, um gewinnen zu können. Unberechenbar zu sein ist jedoch schwierig.

Daher versuche ich mich erstmal heran zu tasten. Ich muss erstmal herausfinden, was meine Gegnerin drauf hat. Also beginne ich mit einfachen Schlägen, welchen sie jedoch ausweicht. Dann lege ich an Tempo zu, drehe mich mehrfach um die eigene Achse und treffe schließlich mit der Faust auf ihre Wange. Die ältere Frau geht mit einem Aufschrei zu Boden.

Von der Seite ertönt ein wütendes Knurren, gefolgt von einem Pfeil und Helenas warnenden Worten. "Niemand greift in den Kampf ein. Dies ist ein offizieller Kampf zwischen den Alphapaaren." Wieder einmal bin ich unglaublich stolz auf mein Rudel, welches uns jederzeit den Rücken freihält.

Schneller als gedacht steht die Frau wieder, doch ich höre hinter mir einen wütenden Aufschrei, gefolgt von Elias warnendem Ruf. „Kaily! Hinter dir!" Doch es ist zu spät. Denn bevor ich reagieren kann spüre ich Krallen und den Schlag auf meinem Rücken. Davon werde ich nach vorne geschleudert und laufe direkt auf die Frau zu, welche nun einen Dolch in der Hand hat und diesen auf mich richtet. Doch ich kann nichts mehr tun, dafür habe ich zu viel Schwung. Verzweifelt lasse ich mich auf den Boden fallen und rutsche auf den Knien weiter. Doch das schneit mein Glück zu sein, denn meine Gegnerin kann nicht mehr schnell genug reagieren.

Ich krache mit ihr zusammen, wobei ihr der Dolch aus den Händen fällt und wir gemeinsam weiter rutschen. Ein lautes Brüllen verrät mir, dass Elias sich wieder auf Zack gestürzt hat und die beiden erneut in einen heftigen Kampf verwickelt sind. Weshalb ich mich wieder auf meine Aufgabe besinne und mich schnellstmöglich von meiner Gegnerin löse. Diese ist noch etwas benommen, weshalb ich die Chance nutze und mir den Dolch schnappe, welcher auf dem Boden gelandet ist.

Diesen halte ich der Frau an die Kehle und drehe ihr einen Arm auf den Rücken, um jeglichen Fluchtversuch zu unterbinden. „Keinen Laut und wehe ich merke, dass du deinem Mate Tipps gibst. Dann hast du dein Leben verwirkt.", gebe ich bedrohlich von mir, auch wenn es mir zuwider ist. Töten ist nicht, was mir Spaß macht. Es ist manchmal notwendig, wie der Kampf mit den Rouges gezeigt hat. Oder auch das Jagen von Tieren im Wald um zu überleben. Doch hier in dieser Situation muss niemand sterben. Das ist überhaupt nicht notwendig.

Auch, wenn mir bewusst ist, dass niemand uns die gleiche Zurückhaltung und Gnade zugestehen würde. Doch nur, weil die anderen es nicht machen würden, müssen wir nicht auch genauso sein. Weshalb ich meine Gegnerin am Leben lassen und angespannt Elias und Zack verfolge. Ich hoffe sehr, dass mein Mate sich durchsetzen kann. Wir haben uns gerade erst gefunden und ich bin nicht bereit ihn jetzt schon wieder zu verlieren. 

Ausbildung zur Mate - Omegas LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt