Kapitel 16

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Als ich nach vier Tagen meiner Abwesenheit endlich wieder in meine Hütte zurück kann, ist alles sauber und aufgeräumt. Nichts erinnert daran, dass hier ein Kampf stattgefunden hat und Pier beinahe verblutet ist. Es fühlt sich ein wenig befremdlich an, so ohne Elias. Er ist die letzten Tage nicht von meiner Seite gewichen und nun bin ich alleine.

Ziellos laufe ich durch meine Hütte und habe keine Ahnung, was ich nun machen soll. Ich gehe also ins Schlafzimmer und tausche meine Jogginghose und das Shirt von Elias gegen eine Jeans und einen Pullover von mir. In den letzten Tagen ist es deutlich kälter geworden und der Herbst hat sich von schön und sonnig in kalt und nass verändert.

Ziellos laufe ich zurück ins Wohnzimmer und direkt gegen eine Wand. „So stürmisch musst du mich ja nicht gleich begrüßen.", höre ich Elias sagen und treten einen Schritt zurück. Dieser Mann besteht aus so vielen Muskeln, dass mir nun meine Nase weh tut. Wobei sein fabelhafter Anblick für alles entschädigt. „Was machst du hier?", frage ich verwirrt nach und mustere seine große Reisetasche, die mitten im Wohnzimmer steht.

„Hier einziehen.", ist die knappe Antwort, bei welcher mir der Mund offen stehen bleibt. Was hat er da gesagt? Meine Verwirrung muss mir ins Gesicht geschrieben stehen, denn Elias packt mich und setzt sich mit mir auf seinem Schoß aufs Sofa. „Du hast gesagt, dass wir ein Paar sein können. Wenn wir das machen, dann ziehen wir das richtig durch. Ich will nicht mal hier übernachten und am nächsten Morgen du bei mir. Ich will es richtig machen. Und da dieses Haus das Herz des Rudels ist, werden wir hier wohnen. Was sagst du?"

Im ersten Augenblick bin ich etwas überrumpelt von der Situation. Dann kommen die Worte von Elias in meinem Hirn an und ich kann nicht anders als ein mädchenhaftes Quietschen von mir zu geben. Dann liegen meine Lippen schon auf den seinen und sind hoffentlich Antwort genug. Denn um ganze Sätze zu bilden muss ich erstmal meine Stimme wieder finden.

Ein raues Lachen ertönt, als der Wolf sich wieder von mir gelöst hat und mich nun mitten im Wohnzimmer im Kreis herumwirbelt. Was auch mich nun zum Lachen bringt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so glücklich werden könnte. Doch ich bin es. Hier an diesem Ort kann ich ich selbst sein. Mit diesem Mann, der mich so akzeptiert wie ich bin.

Gemeinsam räumen wir dann schließlich Elias Sachen in meiner Hütte an die jeweiligen Plätze. Dann mache ich uns einen einfachen Auflauf zum Abendessen, den wir nur zu zweit genießen. Ein bis-schen frage ich mich, was die anderen wohl machen. Aber im Mo-ment genieße ich die Zweisamkeit mit Elias einfach viel zu sehr.

Dann legen wir uns gemeinsam ins Bett, ich gemütlich den Kopf auf seiner Schulter und Elias hat seinem Arme um mich geschlungen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlafe ich ein.

Das dachte ich zumindest. Denn im nächsten Moment stehe ich in einem einfachen schwarzen Kleid auf der Wiese vor meiner Hütte. Schuhe habe ich keine an, die Haare sind offen. Außerdem ist es mitten in der Nacht und der Vollmond scheint hell vom Himmel.

Dann taucht auf einmal Elias neben mir auf, unbekleidet, abgesehen von einer schwarzen Hose. Wir mustern uns einen Augenblick irritiert, bevor er meine Hand ergreift und wir uns umsehen. Unser beider Blick wandert zum vollen Mond und ich kann nicht anders, als meine Gedanken laut auszusprechen.

„Das ist ein wirklich merkwürdiger Traum." Elias gibt eine zustim-mend es Brummen von sich. Daraufhin ertönt ein heiteres Lachen einer Frau. Erschrocken wende ich mich um und sehe eine wunderschöne Frau hinter uns stehen. Sie hat langes schwarzes Haar, eine schlanke Gestalt und unglaublich intensive hellblaue Augen. Diese scheinen beinahe zu leuchten. Ihr Körper ist von einem bodenlangen silbern glitzernden Kleid bedeckt.

„Ich sehe, dass ihr etwas überrascht seid. Doch keine Sorge, ich habe euch aus einem Grund zu mir gerufen.", verkündet uns diese wunderschöne Frau und ich hege langsam einen Verdacht, wen wir hier vor uns haben könnten. „Ich bin die Mondgöttin und beobachte euch schon eine Weile.", wird meine Vermutung im nächsten Moment bestätigt und ich spüre, wie Elias sich neben mir verkrampft.

Vorsichtig drücke ich die Hand des Wolfes, den ich begonnen habe zu lieben. Egal, was die Mondgöttin mit uns vor hat, ich werde zu ihm stehen. Elias bedeutet mir inzwischen so viel. Und auch das Rudel könnte ich nicht mehr freiwillig verlassen.

„Ich bedauere sehr, dass du deine Gefährtin verloren hast, Elias. Ich hatte großes mit euch vor. Doch auch ich kann gegen das Schicksal nichts unternehmen.", seufzt die Mondgöttin und legt eine Hand an die Wange von Elias. Nach einem Kuss auf die Stirn des Wolfes wendet die Frau sich mir zu. „Und du bist so eine junge, tapfere Frau geworden. Ich bin so stolz auf dich. Du hast so vielen geholfen und nun hast du dich dazu entschieden zu dem einzig existierenden Omegarudel zu gehören."

Auch ich bekomme einen Kuss auf die Stirn, wobei mich Wärme durchströmt. „Deshalb möchte ich euch ein Geschenk machen." Merklich entspannt sich Elias neben mir und legt im nächsten Moment einen Arm meine Schulter. Mit einem Lächeln schaue ich zu ihm nach oben und bin einfach glücklich.

Dann wandert mein Blick wieder zu der Frau, welche uns mit einem stolzen Lächeln betrachtet. „Ihr werdet gemeinsam großartig sein, das weiß ich. Und deshalb mache ich euch zu Mates."

Überrascht sehe ich erst zur Mondgöttin, bevor mein Blick zu Elias wandert. Auch er scheint nicht so recht zu glauben, was er da hört. Verwirrt sehen wir uns gegenseitig an und können nicht ganz glau-ben, was wir da hören. Ein helles Lachen ertönt. „Glaubt mir ruhig, meine Kinder. Ich habe mit deiner dir ursprünglich zugedachten Mate gesprochen, Elias. Sie gibt dich frei, damit du mit Kaily glücklich werden kannst. Und Kaily, dir hatte ich nie einen Mate zugedacht. Du solltest den anderen Mädchen eine Stütze sein. Ich dachte, dass diese Aufgabe schwierig genug war. Aber du hast mich überzeugt, dass du größeren Aufgaben gewachsen bist."

Nun schreitet sie näher auf uns zu und nimmt unsere ineinander verbundenen Hände in ihre. „Kaily, willst du Elias als deinen Mate annehmen?" Erst sehe ich in diese unglaublich blauen Augen, ehe ich mich Elias zuwende. Mein Blick trifft auf seinen und ich kann nicht anders als zu lächeln.

„Ja, das will ich. Ohne Elias kann ich nicht glücklich sein.", antworte ich ohne zu zögern und drücke seine Hand. Er lächelt mich genauso an und antwortet, ohne, dass er gefragt wird. „Das geht mir genauso. Erst durch Kaily wurde meine Leben lebenswert. Ich nehme sie als Mate an. Immer und jederzeit."

„So sei es!", lacht die Mondgöttin und klatscht in die Hände. Wir besiegeln diese Entscheidung mit einem Kuss. Dann drückt uns die Mondgöttin noch einmal an sich, ehe sie uns freigibt. „Ich bin stolz auf euch. Ihr werdet die Omegas zu wahrer Größe führen."

Das sind die letzten Worte der Mondgöttin, bevor sie langsam verblasst. Mit dem nächsten Augenaufschlag bin ich wieder in meinem Bett. Auch Elias hat die Augen offen und wir schauen uns einfach nur an. Der Mond scheint voll in unser Zimmer, direkt in unser Bett, während wir uns einfach nur in die Augen schauen. Und wir spüren die Verbindung. Seit dieser Nacht sind wir Mates. Von der Mondgöttin selbst gesegnet.

Ausbildung zur Mate - Omegas LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt