Und dann war es schließlich soweit. Vier Wochen des Lernens und Quälens waren vorbei. Wir waren bei weitem noch nicht an dem Punkt, wo Herr Jensen uns haben wollte, doch es ging nicht anders. Denn heute kamen die Omegas.
Ausnahmsweise hatten wir uns nicht geschminkt, in schöne Kleider gepackt und unsere Haare aufwendig frisiert. Heute haben wir alle Wanderschuhe an, normale Jeans und T-Shirts sowie eine dickere Jacke. Denn auch, wenn ich unseren Büchern und dem Gerede der Lehrer nicht viel Glauben schenke, so denke ich doch, dass wir nach draußen in die Natur müssen.
Doch bevor ich weiter über die Sinnhaftigkeit unseres Unterrichts nachgrübeln kann, öffnen sich die Tore und die dunkel gekleideten Wölfe treten ein. Die Nervosität ist mit den Händen zu greifen, doch noch hat sich niemand von uns von der Stelle gerührt. Alle Mädchen haben sich hinter mir aufgebaut, ihre Koffer direkt griffbereit und nur so voll gepackt, dass wir sie auch selbst eine Weile tragen können. Darin enthalten die wichtigen Dinge zum Überleben von Herrn Jensen und ein Päckchen mit Pflanzensamen von Frau Hermann.
Die Lehrer haben gesagt, dass sie dabei nicht zusehen können, also ist unser Direktor der einzig Anwesende. Sogar Herr Jensen konnte sich nicht überwinden uns beizustehen. Offenbar sind wir ihm inzwischen ganz schön ans Herz gewachsen.
Doch bevor es beginnen kann, klopft es an den Türen. „Macht auf! Wir wissen, dass die Omegas da sind! Wir werden ihnen keines unserer Mädchen freiwillig mitgeben!" Überrascht hebe ich eine Augenbraue und schaue zu meinem Direktor, welcher extrem blass wird. Der hat also definitiv nichts verraten.
Da die Omegas mehr als wütend aussehen und ich keine Lust habe, dass wir zwischen die Fronten geraten, ergreife ich das Wort. „Da wir nicht viel Zeit haben, hätte ich einen Vorschlag zu machen.", gebe ich mit fester Stimme von mir und bin selbst von mir überrascht. Aber jetzt den Kopf zu verlieren und in Panik zu geraten würde nichts bringen. „Sprich.", brummt derjenige, welcher bereits das letzte Mal für alle gesprochen hat.
„Ihr bildet einen Kreis, in welchem ihr diejenigen eskortiert und beschützt, welche ihr als eure Mates auserkoren habt. Die restlichen Mädchen dürfen gehen und werden nicht mit rein gezogen.", verlange ich und sehe alle eindringlich an, ehe ich ein entschiedenes Nicken bekomme. „Dann los.", murmel ich und greife hinter mich und packe Finja und Sarah an den Handgelenken. „Kommen die zwei mit?", frage ich in die Runde, doch wieder kommt nur eine Antwort von dem Anführer.
„Ja." Und so geht es weiter. Alle Mädchen, die keinen Mate bei den Omegas haben, verschwinden direkt mit ihren Koffern wieder in Richtung ihrer Zimmer. Die restlichen Mädchen, meine vier Mitschülerinnen und fünf aus dem dritten Jahrgang, haben sich mit ihren Sachen in der Mitte der Werwölfe platziert. Und als keine meiner Mitschülerinnen mehr übrig ist, schnappe ich mir meine Tasche und mache mich auf den Weg in die Mitte. Werde jedoch von dem Anführer der Omegas aufgehalten.
„Du hast nicht gefragt, ob du einen Mate hast." Fragend hebe ich eine Augenbraue. „Brauche ich auch nicht. Ich komme so oder so mit. Als würde ich euch einfach so meine Freundinnen anvertrauen.", gebe ich ungerührt von mir und hoffe, dass ich entschlossen genug wirke, damit er mich mitnimmt. Denn mir ist durchaus bewusst, dass er mich auch ganz einfach hier zurück lassen kann, ohne, dass ich etwas dagegen tun kann. Doch er nickt nur und zeigt auf die Gruppe. Doch ich habe noch keinen Schritt getan, da wird die Tür einfach aufgebrochen.
Der Omega schiebt sich augenblicklich vor mich und versperrt mir damit die Sicht. „Ihr habt hier nichts verloren, Omegas! Euch steht keine Mate zu!", zetert der Alpha direkt los und alle Omegas stellen sich kampfbereit auf. Doch da ich die Stimme erkenne, spähe ich einfach an dem Typen vor mir vorbei und überzeuge mich, dass es auch der richtige Alpha ist.
„Hallo David. Wie geht es Layla? Wir haben bestimmt schon seit zwei Wochen nicht mehr telefoniert.", melde ich mich zu Wort, bevor die Männer mit ihrem Testosteron für Verletzte sorgen können. „Kayli. Was tust du da? Ihr geht es gut.", gibt David etwas überrumpelt von sich, während ich hinter dem Omega hervortrete.
„Ich bereite mich auf meine Abreise vor. Sag mal, warum dürfen die Omegas keine Mate haben, obwohl es offensichtlich ist, dass ihnen welche gegeben worden sind? Hier will uns ja niemand den Grund nennen. Und du kennst mich inzwischen. Ich bin neugierig.", gebe ich von mir und mustere David genau, welcher bei meinen Worten etwas unwohl zu werden scheint.
„Das hat man euch nicht gesagt?", fragt der Typ vor mir und schaut über seine Schulter nach hinten. „Nein." Nun beginnt er rau zu lachen und es klingt alles andere als glücklich. „Untersteh dich es ihr zu sagen.", mischt sich David ein und wirkt zum ersten Mal richtig unsicher. „Weil ein Mädchen hier gestorben ist. Während einer Übung in Vorbereitung darauf die Mate eines Omegas zu werden.", hält sich der Typ vor mir in keinster Weise an die Anweisung des Alphas. Fragend lege ich den Kopf schief.
„Und was hat das damit zu tun euch eure Mate vorzuenthalten?" Offenbar bin ich gerade zu dumm, um den Zusammenhang zu erkennen. „Weil es zu gefährlich ist ihnen ein Mädchen anzuvertrauen!", gibt David von sich und zittert schon vor Wut. „Das Mädchen ist hier an dieser Schule gestorben?" „Ja." Es klingt eher geknurrt als gesagt, doch das ignoriere ich einfach. „Und die Schule wurde nicht geschlossen? Der Unterricht nicht sicherer gemacht und der Lehrer auch nicht seines Amtes enthoben?", frage ich entsetzt nach, während wieder angespannte Stille entsteht.
„Der Lehrer ist tot.", gibt der Omega vor mir eiskalt zurück und mustert mich direkt. Als erhofft er eine Reaktion. Doch ich bin zu verdutzt um etwas dazu zu sagen. „Ich habe ihn getötet, denn sie ist meine Mate gewesen. Willst du immer noch mit uns kommen?"
Ich weiß, dass der Typ mich mit seinen Worten davon abhalten will das Rudel zu begleiten. Doch es ist genau das Gegenteil, was er damit erreicht. Daher schenke ich ihm ein freches Lächeln. „Keine Chance, Süßer. Ich komme mit euch, egal was du sagst. Und nur damit wir uns richtig verstehen, meiner Meinung nach hast du nichts falsch gemacht."
Schulterzuckend sehe ich David an, welcher mich mit offenem Mund anstarrt. „Lass uns gehen, David. Ich rufe Layla Ende der Woche mal an.", gebe ich von mir und laufe mit meiner Reisetasche über der Schulter in den Kreis der Omegas zu meinen Freunden. Es wird Zeit diesen Ort zu verlassen.
„Aber das kann ich nicht so einfach machen?", gibt er nicht sonderlich überzeugend sondern eher fragend von sich. „Du kannst uns nicht gegen unseren Willen hier behalten, nur weil euch das so gefällt. Wir schauen, wie es bei den Omegas läuft und wenn ich Hilfe brauche oder Probleme habe rufe ich an, versprochen!", rufe ich ihm zu, woraufhin der Alpha einknickt.
Auch, wenn die Rudel es beschlossen haben, jedem Werwolf steht seine Mate zu. Sie darf ihm nicht verweigert werden. Und das Wissen wir alle ganz genau.

DU LIEST GERADE
Ausbildung zur Mate - Omegas Luna
FantasíaKaily geht auf eine Schule, wo alle Mädchen zwischen sechzehn und zwanzig Jahren darauf vorbereitet werden einmal die Mate, die Gefährtin, eines Werwolfs zu werden. Sie lernen den Aufbau von einem Rudel. Den Alpha als Anführer, den Beta als seine re...