Kapitel 6

230 13 0
                                    


"Was ist das Land der Träume?", fragte ich Abel, als er uns aus dem Zimmer in die Küche zappte, in der Tayo mehr Essen zubereitete. Ich will nicht lügen. Ich war am Verhungern, aber gleichzeitig fühlte ich mich nicht wohl dabei zu essen, wo doch dies der Grund war, weshalb ich diesen Ort nicht mehr verlassen durfte.

Und doch war etwas daran unmenschlich lecker.

"Land der Träume", wiederholte Abel während er auf Malachis Sitz platznahm und seine Füße auf dem Tisch legte. "Nun, das ist ein wunderschöner kleiner Ort, in der Nähe des Flusses Lithe. Stell es dir wie eine Disney Version des Himmels vor." Ich sah ihn verwirrt an und er starrte zurück, bis ich sprach.

"Disney?", fragte ich nach. Abel sah verblüfft aus.

"Du kennst Disney nicht? Ich bin derjenige, der in einem ganz anderen Reich lebt, und sogar ich kenne Walt Disney", sagte er und sah nicht überzeugt aus. Ich schüttelte nur langsam und verwirrt den Kopf. Abel seufzte und rieb sich die Schläfen, während er sich zurücklehnte und etwas über nachlässige Eltern murmelte. Mein Magen zog sich zusammen, aber ich schluckte den Kloß, der meinen Sauerstoff abzuwürgen drohte, runter.

"Wie auch immer", fuhr Abel fort als er seinen Schwanz in seinen Schoß legte, damit er an den schuppen picken konnte. "Das Land der Träume gehört Hypnos, dem Gott des Schlafes. Die einzigen Menschen, die dort leben, sind er, seine kleinen Schergen bekannt als Oneiroi und sein Zwillingsbruder Thanatos. Thanatos ist der Gott des Todes. Was lustig ist, wenn du ihn mit all dem flauschigen Hasenbullshit siehst. Oh, und Hypnos kleine Gören schweben auch herum. Phantasos, Morpheus und Phobetor. Es ist schwer sie von den Oneiroi zu unterscheiden."

"Ähm, also... Was sind Oneiroi? Oder... wieso glaubt Malachi, dass es mir helfen wird, mit ihnen zu sprechen?", fragte ich und rutschte unbehaglich auf meinem Platz hin und her, als Abel sich aufrichtete und seinen Schwanz mit einem lauten Schlag auf den Boden fallen ließ, was ihn überhaupt nicht zu stören schien. Abel lehnte sich an den Tisch und legte den Kopf schief.

"Oneiroi sind gewissermaßen Schlafgötter. Es gibt drei Legionen von Oneiroi. Eine wird von Phantasos angeführt, die anderen zwei von Morpheus und Phobetor. Sie stehen alle unter dem Kommando von Hypnos. Malachi glaubt, er kann Hypnos dazu bringen, Oneiroi in deine Träume zu schicken, um Theos böse Magie zu bekämpfen", erklärte er ruhig und beobachtete mich um zu sehen, ob ich es verstand. Ich nickte langsam und runzelte ein wenig die Stirn.

"Warum wirkte Malachi dann so nervös dabei ihn zu treffen?", fragte ich. Abel lachte ein wenig und legte die Wange auf die Knöchel.

"Malachi versteht sich nicht mit anderen Göttern. Die Tatsache, dass er mich toleriert, muss bedeuten, dass er mich wirklich mag. Oder ich tue etwas, um ihn zu amüsieren. Oh", fügte er schnell hinzu, als er mich zusammenzucken sah. "Aber das macht ihn nicht zu einem bösen Kerl. Malachi ist einfach unsozial. Es ist wirklich peinlich, wenn du in gewisser Weise ein Bastard bist." Ich runzelte die Stirn.

"Du sagtest doch, dass er Hades Sohn sei", wies ich darauf hin. Abel nickte.

"Ja, aber... Naja. Sagen wir es so. Meine Mutter war eine der ersten Frauen, die jemals geschaffen wurden. Zumindest hat sie etwas, wofür sie sich verbürgen kann. Malachis Mutter, nicht so sehr", antwortete er. Ich fing an zu nicken, als mich die volle Bedeutung seiner Worte trafen, was mich dazu brachte, ihn anzustarren.

"Warte. Dann bist du Abel. Wie, der biblischer Abel?", fragte ich verwirrt und ehrfürchtig zugleich. Er sah weder so aus, noch verhielt er sich wie der Abel aus dem Buch oder den Geschichten, die ich mir vorgelesen hatte. Ich erwartete einen attraktiven Blondschopf mit einer süßen, aber ernsten Persönlichkeit. Abel war wie der Joker von Batman.

Inferi [boyxboy] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt