"Kronos." hauchte ich und trat ruckartig ein Schritt vom Spiegel weg.
Er sah genauso aus, wie auf dem Foto. Er war auf eine tödliche Weise äußerst gutaussehend. Sein schwarzes Haar war aus dem Gesicht gekämmt, seine goldenen Augen funkelten im Licht des Badezimmers. Er trug jedoch einen schwarzen Chlamys mit einer goldenen Nadel über der nackten Schulter. Ein schwarzer Faltenrock mit einem Schnitt an der Seite bedeckte seine Mitte. Es spielte keine Rolle, dass er einen Rock trug, weil er dadurch irgendwie nur noch maskuliner aussah.
"Hallo Adrian", sagte Kronos mit emotionsloser Stimme und leicht zusammengekniffenen Augen. "Geht es dir gut?" Seine Worte überraschten mich und ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. Warum sprach der König der Titanen so beiläufig mit mir? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und Kronos schien das zu erwarten. Tatsächlich verzogen sich seine Lippen zu einem amüsierten Grinsen, als er sich auf das Spiegelbild der Theke, im Spiegel stützte.
"Du musst mich nicht fürchten, Kind. Ich bin dein Verbündeter, nicht dein Feind." sagte er ruhig. Er klang so aufrichtig, dass ich ihn fast geglaubt hätte, doch dann erinnerte ich mich daran, was meine Mutter über ihn gesagt hatte und ich blieb wachsam.
"Wir sind keine Verbündeten." erklärte ich ihn. Kronos sah leicht überrascht aus, grinste dann aber wieder. Es schien, als wäre er nicht dazu in der Lage zu lächeln und selbst wenn er es tat, war es ein grausames Lächeln, das sein hübsches Gesicht noch attraktiver aussehen ließ. Ich hielt meine Stellung, als Kronos sanft die Innenseite des Spiegels berührte, bevor er seine langen Finger senkte, um mich anzusehen.
"Natürlich sind wir Verbündete, Anipsiós. Ich bin deine Familie... Wir alle sind deine Familie." fügte er hinzu und trat vom Spiegel zurück. Ich sah mit großen Augen zu, wie jeder der Titanen hinter ihm auftauchte, sowie einige weitere, die ich nicht erkannte. Sie verblassten jedoch nach einer Weile, als Kronos mich studierte.
"Du hast gelitten, wie kein Titan je leiden sollte. Du bist ein Gott." murmelte er und seine goldene Augen musterten mein Gesicht. Ich schluckte schwer und versuchte, standhaft zu bleiben. Er behandelte mich nicht wie Dreck oder wie ein Sklave. Er sah mich an wie jemand ebenbürtiges.
Nein, fuhr ich mich selbst an. Er will dich nur reinlegen. Er versucht dich auf seine Seite zu ziehen, damit du ihn frei lässt und er alle töten kann. Fall bloß nicht darauf rein.
"Ich weiß." antwortete ich taub. Kronos Augen schienen zu leuchten.
"Sie müssen Büßen, für das was sie getan haben. Die Menschen kennen ihren Platz nicht mehr und die Götter wissen nicht, wie sie sie zügeln können." sagte er energisch. Ich wollte mich zurückziehen und ihm zustimmen, aber ich weigerte mich, mich von ihm einschüchtern zu lassen und räusperte mich.
"Die Menschen, die mich gefoltert haben, haben für das bezahlt, was sie getan haben. Sie sind beide tot." antwortete ich steif und sah zu, wie Kronos leicht lächelte.
"Und haben sie Tartarus erreicht?" fragte er. Ich runzelte die Stirn.
"Sie waren böse, aber ich werde sie niemals an einen solchen Ort schicken. Ihre Seelen sind auf den Feldern von Asphodel."
"Du bist weichherzig, Anipsiós. Du darfst nicht zulassen, dass diejenigen, die dich gequält haben, entkommen. Sie verdienen es, für das, was sie dir angetan haben, in die Gruben von Tartarus geworfen zu werden. Und die Götter müssen dafür bestraft werden, dass sie erlaubt haben, das dir Schaden zugefügt wurde, wissentlich das du einer von uns bist." kündigte Kronos prahlerisch an und verengte die Augen. Ich runzelte die Stirn.
"Das mag sein, aber ich werde sie nicht foltern, wie sie mich gefoltert haben."
"Und warum nicht?"
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Inferi [boyxboy] (Übersetzung)
Fantasy[Buch 1] Bei dem Versuch der Polizei zu entkommen, wegen dem Mord an seine Eltern, gerät Adrian in eine Welt, die schlimmer ist als die eigene. Schnell wird ihm klar, dass er sich nicht in Narnia oder im Wunderland befindet, sondern in einer neuen W...