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Kyrill Pov

In der Bar war nichts los. Gut so. Ich hatte alle im Blick. Niemand schien mir gefährlich werden zu können.
Leere Bars waren immer der beste Ort zum den Abend alleine zu verbringen. Manchmal war auch eine Disco drin, aber da konnte man ja nie alle im Blick behalten und die Chance dort auf jemand zu treffen, den ich nicht sehen wollte, war auch höher.
Aber niemand der vier Gäste hier schien mich überhaupt wahrzunehmen. Ein Pärchen war viel zu vertieft ins rummachen, eine andere Frau starrte die ganze Zeit nur auf ihf Handy und schien schon länger auf jemand zu warten und der Typ am Tresen wirkte auf mich wie der typische Stammgast. Ob die Bar immer so leer war wusste ich nicht, da ich heute zum ersten Mal hier war. Vermutlich würde ich noch ein oder zwei Abende hier verbringen und mir dann eine neue Bar suchen. So hatte ich das dort, wo ich bis vor kurzem gewohnt hatte, immer so gemacht und war nie gefunden worden. Falls die überhaupt nach mir suchen...
In meinen Blickwinkel trat eine neue Person, ein etwas kräftiger gebauter Typ von mitte zwanzig vielleicht. Wahrscheinlich das Date der Frau am Tresen. Und tatsächlich schien er zunächst auf sie zuzulaufen lief aber dann an ihr vorbei. Sein Blick gliet suchend durch den Raum.
Ich setzte mich kerzengerade hin. Sie haben mich doch nicht gefunden...
Der Mann fixierte mich kurz als würde er überlegen und lief dann aber an einen freien Barhocker und lies sich auf diesen fallen.
Ich entspannte mich wieder ein bisschen. Vermutlich hatte er nur nach einem guten Platz gesucht... Ich machte mich einfach nur wieder verrückt. Um mich zu beruhigen fuhr ich mir kurz durch die Haare.
Ich sollte an was anderes denken. Beispielsweise, den Grund warum ich hier heute sitze. Um zu feiern, dass ich endlich einen normalen Job bekommen habe, mit dem ich mir ein bisschen Geld verdienen kann. Auch wenn das Cafe für einige Zeit aus persönlichen Gründen, wie mir die Chefin vorhin erzählt hatte, geschlossen sein würde. Das bedeutete, dass ich mich vielleicht noch einmal nach einem Job umschauen sollte. Ich musste schmunzeln. Aber wer sollte so jemand wie mich einstellen wollen. Diese Frau war einfach nur zu nett, mir eine Chance zu geben, obwohl sie meinen Lebenslauf geshen hat. Aber die meisten Chefs sind nicht so. Für die meisten bin ich nur eine tickende Zeitbombe, die das Geschäft auf jeden Fall auf kurz oder lang zerstören wird. Ich sollte mir da nichts vormachen. Das Geld das ich gespart hatte, sollte reichen um ein paar Monatsmieten zu bezahlen. Und ansonsten brauchte ich nicht viel.
In der Zwischenzeit, hatte sich die Bar noch ein wenig gefüllt. Das Pärchen von vorhin war zwar verschwunden, aber das Date der Frau an der Bar und eine Freundesgruppe war aufgetaucht. Diese füllte den Raum nun mit Gelächter.
Der Typ, der vorhin gekommen war, saß immernoch an der Bar und würdigte mich keines Blickes. Ich machte mir also tatsächlich einfach zu viele Sorgen. Aber ich sollte trotzdem immer auf der Hut sein. Sie erwischten dich immer da, wo du es nicht vermutet hättest oder dann wenn du deine Vorsicht aufgegeben hast. Ich wusste das. Immerhin hatte ich für sie gearbeitet. Aber das war vorbei. Es war vermutlich dumm zu hoffen, dass ich nun ein normales Leben führen könnte, aber wenigstens ein Stückchen normaler wird es sein.
Ich beobachtete weiterhin die Gruppe, die vorhin kam. Ich schätzte sie waren ein bisschen jünger als ich und gingen noch zur Schule. Ich musste schmunzeln. Wir hatten noch kein Wochenende, was hieß, dass sie morgen Schule hatten. Und da saßen die doch einfach zu später Stunde noch hier und tranken... Ich schüttlte den Kopf. Die sollten ihre Zeit hier nicht vergeuden. Aber vermutlich waren die genauso dumm, wie ich es damals gewesen war und sahen die Chancen nicht, die sie sich mit ihren Verhalten verbauten. Andererseits beneidete ich sie aber auch. Ich würde ebenfalls gerne zu so einer Gruppe gehören, mich zum trinken in einer Bar verabreden uns einfach ausgelassen den Abend geniessen. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich glaubte nicht, dass ich jemals so etwas erleben durfte.
Ich stand auf, zog meine Lederjacke an und begab mich nach draussen. Dort verweilte ich kurz und betrachte kurz den dunklen Himmel, einzig und allein die Anzeigefelder der Geschäfte leuchteten grell und erhellten den Weg. Auf der Straße war nichts los, nur ein paar Leute schlenderten an den Geschäfte entlang. Es war eine laue Sommernacht, nur ein leichtes Lüftchen wehte. Es eigentlich zu warm für eine Jacke, aber ich wollte sie auch nicht ausziehen. Ich blickte mich zu beiden Seiten um. In welche Richtung lag noch gleich die Ubahn? Rechts, glaubte ich mich zu erinnern und ich lief in die Richtung los. Es war noch nicht all zu spät, weshalb ich nicht die Notwendigkeit sah zu hetzen. Stattdessen passte ich mich an die Verschlafenheit der anderen wenigen Menschen hier an und schlenderte gemütlich durch die Straße, immer mal wieder die Geschäfte zu meiner Rechten betrachten. Bei einem verloren wirkenden Automaten blieb ich kurz stehen. Aus Gewohnheit blickze ich mich zu allen Seiten. War da ein Schatten, der in einer Einfahrt verschwunden war, oder bildete ich mir das nur ein? Ich beschloss es im Hinterkopf zu behalten. Mit einer Dose, nicht mehr wirklich kalter Cola, lehnte ich mich an den Automaten und lies meinen Blick schweifen. Er blieb an etwas in etwa 50m Entfernung hängen, dass ich kurz darauf als Fahrrad ausmachen konnte. Der Fahrer war sehr schnell unterwegs. Ich trank meine Cola in einem Zug aus und stieß mich ab um meinen Weg Richtung Ubahn fortzusetzen. Vor mir war eine dicht befahrende Straße. Ich würde einfach nach rechts abbiegen und der Straße folgen. Ich hörte das Fahrrad hinter mir und als ich mich um drehte raste es auch schon an mir vorbei. Ohne langsamer zu werden raste es auf die Straße vor mir zu. In meiner Magengegend verkrampfte sich was und bevor ich es realisierte rannte ich ich dem Fahrrad hinterher. Als es geradso in Reichweite war griff ich nach dem Sattelträger und stämmte mich gegen mit aller Kraft gegen die Kraft der Geschwindigkeit. Das Fahrrad hielt und die Person drehte sich zu mir um. Es war das Mädchen aus dem Cafe. In der nächsten Sekunde spürte ich auch schon, wie ihre Hand an meiner Wange klebte. Ich konnte nicht anders und lachte. Was für ein Zufall ausgerechnet die. Sie sprang von ihren Rad, nur um dieses gegen mich zu schleudern und loszurennen. Ich strauchelte nur kurz. Was war den in die gefahren, vllt war sie noch wütend auf mich, weill ich sie so geärgert hatte. Ich rannte ihr hinterher. Ich war sehr viel schneller als sie und griff um sie anzu halten nach ihrem Handgelenk. Wie eine Wilde versuchte sie sich aus meinem Griff zu winden hatte, aber keine Chance. Sie wurde immer verzweifelter, schien es dann aber aufzugeben.
"Und bist du nun all deine Wut von vorher losgeworden?", fragte ich sie dann leicht belustigt. Sie hielt inne und starrte mich dann ungläubig an. Waren das Tränen in ihren Augen?
Bevor ich sie fragen konnte küsste ihre Hand erneut meine Wange. Das kam unerwartet.
"Lass mich los...", fauchte sie mir mit einem Hass entgegen, den ich nicht erwartet hatte. Es traf mich irgendwie, obwohl ich nicht sagen konnte warum. Ich sollte mich nicht wundern, dass noch ein Mensch mich hasste.
Erneut versuchte sie sich aus meinem Griff zu winden. Ich stieß sie von mir. Und drhte mich in die Richtung aus der ich gerade gekommen war. In der Richtung gibt es bestimmt auch eine Ubahn...
"Hey", schrie das Mädchen mir hinterher, und noch anderes Zeug, aber ich blendete das aus und lief weiter. Ich wollte nur noch irgendwo hin, wo ich alleine war. Ich war einfach nicht für das Zusammenleben mit anderen Menschen geschaffen
"Was habe ich dir getan, du Mistkerl?", hörte ich sie noch schreien, bleibe kurz stehen und drehe mich zu ihr um, ohne das mein Blick sie wirklich streifen würdr. Stattdessen starre ich in die Ferne.
'Nichts', antworte ich in Gedanken, 'ich bin das Problem'
Damit drehe ich mich um und setze meinen Weg schleichend fort.
Ich war schon beinahe wieder an der Bar in der ich vorhin noch gesessen hatte, als ich das Mädchen wieder brüllen hörte. Ich ignorierte sie einfach. Hinter mir hörte ich das Fahrrad heran rasen. Ich ignorierte es in der Hoffnung es sei vielleicht doch jemand anderes. Doch zu meinem Unglück schnellte das Fahrrad kurz darauf an mir vorbei und bremste scharf vor mir ab.
"Ich sagte: Stop!", keuchte sie atemlos.
Auch das beschloss ich zu ignorieren und umrundete sie ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich hoffte sie würde mir dieesmal nicht folgen, was sie auch tatsächlich zu tun schien. Stattdessen hörte ich sie nach einigen Metern-"Es tut mir leid und Danke!"-brüllen. Tatßachlich hoben sich meine Mundwinkel ein bisschen umd mein Herz machte einen ungewollten Satz. Vielleicht hasste sie mich doch nicht...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 01, 2021 ⏰

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