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• Geringschätzung I •

Schweiß stand dir auf der Stirn. Penguin war nun schon eine Stunde bei Law und du konntest dir einfach nicht erklären, wie zum Teufel dir so etwas passieren konnte. Du wusstest als Smutje der Mannschaft über etwaige Leiden, Intoleranzen, Allergien und Unverträglichkeiten Bescheid. Penguin hatte eine hochgradige Meeresfrüchteallergie und bis jetzt hattest du penibel darauf geachtet, dass du die Kochutensilien, die nur in der Nähe davon waren, weit von Penguins Essen fernhieltest. Aber als er vor zwei Stunden nur einen Bissen von deinem Essen nahm, röchelte er verzweifelt nach Luft und fiel just im selben Moment vom Stuhl. Das schlechte Gewissen nagte dir gerade ein klaffendes Loch in den Bauch, als du daran dachtest.
„(Name). Es ist nicht deine schuld!"
„Wessen sonst, Shachi?", fauchtest du und überkreuztest deine Arme über dem Kopf.
Du gabst einen verzweifelten Laut von dir und bettetest deine Stirn grummelnd gegen die eiskalte Metallwand des Behandlungszimmers.

Law trat endlich aus dem Raum und zupfte sich die Maske von der unteren Hälfte seines Gesichts und sah dich mit einem stechenden Blick an, sodass es dir sofort das Herz herausriss.
So sah er dich nur sehr selten an, wirklich nur dann, wenn du Scheiße gebaut hattest, die in seinen Augen absolut unnötig war.
„Wie geht es ihm?"
„Anaphylaktischer Schock – aber er wird wieder", sagte er resigniert und schenkte Shachi erst jetzt einen säuerlichen Ausdruck, sodass dieser sich langsam von dem schlichten Sessel im Gang erhob. „Gott sei Dank!", murmeltest du und fuhrst dir gestresst durch das Haar. Dass so etwas ausgerechnet dir passierte, war dir schleierhaft, denn du warst immer sehr gewissenhaft. Ikkaku war das beste Beispiel. Sie versuchte trotz ihrer Laktoseintoleranz, immer etwas von deinem Lava-Kuchen zu klauen, aber gerade dann hattest du sie besonders gut im Auge.
„(Name)-ya. Du weißt doch von seiner Allergie. Wie konnte dir das passieren?"
„Ich-" Du faltetest die Hände und gingst den Kochvorgang nochmal durch und warst dir sicher, dass du es wie immer gemacht hattest. Penguin wusste, dass er einen eigenen Teller bekam, wenn es Fisch oder Meeresfrüchte gab. Er war scharlachrot, sodass er ihn niemals verwechseln konnte.


„Captain. Sie kann doch nichts dafür... Es-" Law hob die Augenbrauen und schüttelte langsam den Kopf und ließ den jüngeren Piraten sofort verstummen. Der Schwarzhaarige deutete erzürnt in Richtung Ausgang. Shachi zog seine Mütze ins Gesicht und überließ dich schließlich deinem Schicksal.
„Ich dachte du weißt, was du tust. So schwer kann das schließlich nicht sein und ich habe keine Zeit, mich mit dir in die Küche zu stellen und zu prüfen, ob du auch keinen deiner Kameraden vergiftest!"
Law schaffte es binnen von Sekunden, dass du dich noch schlechter fühltest, obwohl das in deinen Augen kaum möglich schien.
„Ich habe ihn nicht vergiftet. Die Teller müssen irgendwie vertauscht worden sein", zischtest du. Der Schwarzhaarige hatte zwar jedes Recht wütend zu sein, aber dass er dir unterschwellig eine böse Absicht unterstellte, ging dir gänzlich gegen den Strich.
„Und wessen Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass das nicht passiert?"
Er lehnte sich gegen die Wand, seine Augenringe verrieten, dass er müde war - folglich war er gereizt. Diese Kombination traf gerade auf deinen impulsiven Sturkopf, somit war eine gewaltige Auseinandersetzung vorprogrammiert.
„Ich achte immer genau darauf, Captain!" Dein Ton spiegelte den abfälligen Ausdruck in seinem Gesicht wider. Er stand da, mit seiner unendlichen Arroganz und tat so, als könntest du die einfachsten Aufgaben nicht bewältigen.
Du warst vielleicht keine geniale Ärztin, dennoch warst du verflucht gut in dem, was du tatst.

„Das habe ich auch gedacht. Schließlich kann das nicht so schwer sein."
Augenblicklich erstarrtest du, als dich dieses überhebliche Grinsen traf, gemischt mit seiner Müdigkeit, und den Eindruck machte, als hätte er deine Faxen ein für alle Mal satt.
Deine Finger vergruben sich schmerzhaft in deinen Unterarmen, als du sie fest an dich drücktest, gänzlich verblüfft davon, dass dein Captain, den du bis dato bewundertest, dieses riesige Ego vor sich hertragen konnte.
„Wie bitte?", fragtest du leise flüsternd. Warnend, seine nächsten Worte weise zu wählen.
„Deine einzige Aufgabe ist es, die Mannschaft zu versorgen, ohne sie umzubringen."
„Du glaubst, das ist so einfach, ja?"
„Bitte – du bist schließlich nur eine Köchin. Ich bin Arzt. Dazwischen liegen Welten!"
Der schwarzhaarige Pirat verdrehte die Augen, stützte sich von der Wand ab und signalisierte dir, dass für ihn die Diskussion beendet war, aber für dich hatte es gerade erst angefangen.
„Ja? Dann mach den Scheiß doch selbst, du arrogantes Stüc-"
Seine Irden waren mit einem Schlag wachsam, hellgrau und so bösartig, dass es dir den Atem raubte. Ein heller Ring umschlang die tiefschwarze Pupille und brodelte gefährlich vor sich hin, als er dir das Wort abschnitt. „Pass auf, was du sagst!", erklärte er dir ruhig und fixierte dich noch immer mit diesem hasserfüllten Blick. Dieser Streit würde in einer Katastrophe enden, wenn du nicht sofort kapituliertest, aufgabst, und die weiße Fahne hissest. Aber diese Geringschätzung deiner Person hielt dich davon ab, vernünftig und resigniert zu verschwinden.


„Du kannst mich mal!", schriest du und machtest am Absatz kehrt. Du wolltest nur wissen, ob es Penguin gut ging. Dass du dich vor Law rechtfertigen musstest, war dir klar, aber nicht so. Er behandelte dich wie den letzten Dreck und nach allem, was du für diese Mannschaft aufgegeben hattest, warst du dazu nicht bereit. Trafalgar Law konnte froh sein, so einen Smutje wie dich zu haben. Du wusstest, wie er seinen Kaffee mochte, brachtest ihn jeden Morgen unaufgefordert und in extra großen Tassen zu seiner Kajüte; akzeptiertest seine Wortkargheit am Morgen, die dir jedes Mal ein einfaches Dankeschön verwehrte. Ganz zu schweige von seinem verwöhnten Gaumen. Du merktest dir die Handvoll Speisen, die er mochte mit Leichtigkeit und versuchtest, sie so abwechslungsreich wie möglich zuzubereiten. Du hieltest Bepo von den Fischen fern, weil er dem köstlichen Fang nicht widerstehen konnte, obwohl du ihm schon tausend Mal erklärt hattest, dass er nicht jeden Fisch roh verputzen durfte. Hinter Ikkaku musstest du stets und ständig hinterher schleichen, weil sie ihre Laktoseintoleranz einfach nicht akzeptierte und alle milchhaltigen Produkte in sich hinein stopfte als gäbe es kein Morgen. Und für Penguin musstest du immer eigens kochen, weil er fast jede mögliche Allergie hatte, die man sich nur vorstellen konnte. Dass er überhaupt so lange auf See überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. Du wusstest jede Leibspeise jedes einzelnen Mitglieds, ihre Essgewohnheiten, ihre Vorlieben und Abneigungen.

Du gingst kochend vor Wut in deine Kajüte, griffst nach deinem Seesack und schmissest wahllos deine Habseligkeiten hinein. Es reichte dir. Wenn es in Laws Augen so einfach war, dann konnte er die Küche alleine führen.
„(Name)? Was tust du da?"
„Packen."
„Wir sind mitten auf See..."
Du schnauftest frustriert. Natürlich wusstest du das, aber die Vorstellung deine Sachen zu packen und damit ein Zeichen zu setzen, schenkte dir eine innere Befriedigung. Law noch weitere Wochen ertragen zu müssen, schien dir unmöglich und du sacktest ermüdet auf deiner Pritsche nieder. Shachi stand im Türrahmen und stützte seinen Kopf an seinem erhobenen Arm ab. Für ihn war die Situation genauso schwer, schließlich ging es um seinen besten Freund und er mochte solche Spannung unter den Crewmitgliedern ganz und gar nicht.
„Was ist los?", fragte er neugierig und kam auf dich zu.
„Nichts. Law ist ein Arschloch und ich werde den Teufel tun, noch einen einzigen Befehl von ihm anzunehmen."
„Du kannst nicht gehen. Deine Waffeln sind die besten", murmelte er und brachte dich damit zum Lachen, auch wenn du es wirklich zurückhieltest. Shachi lehnte sich an deine Schulter und dich erfüllte Traurigkeit. Was solltest du bei einer Mannschaft, wenn dich der Captain als nutzloses Anhängsel ansah? „Er wird merken, was er an dir hat, (Name)!"
Sein Grinsen machte dich skeptisch, wenn auch etwas glücklich, dass zumindest manch anderer nicht auf dich verzichten wollte.

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Meine lieben Reader,

Das Special wurde doch etwas länger als gedacht und deswegen teile ich es lieber in zwei OneShots auf. Habt ihr Law auch schon so vermisst? *grinst* Und dann stellt er sich auch noch als snobistischer Arsch heraus. Ob der/die talentierte Smutje von Bord steigt und bei einer anderen Mannschaft anheuert oder Law seinen Fehler einsieht, erfahrt ihr das nächste Mal ;).
Manchmal streite ich mich auch mit dem gutaussehenden Piraten – soll vorkommen.

Liebe Grüße
eure Sturmhoehe

Take some LAW [OS-Sammlung • Trafalgar Law • Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt