Chloe saß noch eine Weile dort im Wald. Es wurde langsam etwas dunkler, als sie sich endlich entschloss, den Rest des Weges anzutreten. Sie musste nur noch den Berg hinter diesem Wald runter und durch die Stadt, um auf der anderen Seite dieser, zu ihrem Viertel zu gelangen. Bald schon kam sie an den Rand des Waldes und konnte ihre Stadt sehen. Sie atmete erst einmal tief ein und wieder aus. Dabei verflog ihr Stress endlich.. auch wenn nur ein wenig.
Die Stadt sah eigentlich aus, wie jede Andere auch: kleine Häuser, größere Häuser, Bäume, noch mehr kleinere Häuser. Sie beherbergte aber viele ältere Gebäude, die Chloe wirklich schön fand. Sie waren schon etwas heruntergekommen (wie zugegeben viele Teile der Stadt) aber die alten architektonischen Muster waren dennoch beeindruckend. Als sie in die Stadt kam, durchquerte sie zunächst ein paar Wohnviertel. Sie begegnete ein paar Menschen hier und da, im Allgemeinen waren die Straßen hier aber recht leer.
Dann kam sie auch schon langsam in die Innenstadt, die vor Menschen nur so wimmelte. Überall waren Menschen, die ihren Aufgaben nachgingen. Leider, sah man klar den Unterschied von den hübscheren Wohnvierteln zur ärmeren Innenstadt.
Sie bog in eine Seitenstraße und stieg dort von ihrem Fahrrad ab. ,, Nur noch um die Ecke.." dachte sich Chloe und bog auch schon um besagte Ecke, mit dem Fahrrad neben ihr. Da stand sie nun, vor einem kleinen Bücherladen, dessen kleine Schaufenster voller Bücher waren. Der Laden strahlte irgendwie einen altmodisch-magischen Flair aus (zu mindestens Chloes Meinung nach), denn er war mit vielen, aus Holz bestehenden Mustern verziert. Ihr gefiel vor allem der kleine Rabe, welcher eine Schriftrolle im Schnabel hielt, und sich über der Tür befand. Ein kleines, hängendes Schild mit der Aufschrift ,,Jonathan's Bücher und Schriften" hing neben neben einem der Schaufenster.
Chloe stellte ihr Fahrrad neben der Tür ab und betrat den Laden, denn sie musste noch etwas besorgen, bevor sie nach Hause gehen konnte. Ihre Schwester erwähnte nämlich in einem Brief, den sie ihr geschrieben hatte, dass sie sich ein bestimmtes Buch wünschte. Sie las sehr, sehr viel aber leider hatten sie meist kein Geld, ihr neue Bücher zu kaufen. Chloe aber, hat etwas Geld zusammengespart um ihrer kleinen Schwester dieses Buch zu kaufen. Zudem hat Thomas etwas dazu beigesteuert um Silvia dieses Buch zu ermöglichen.
Von Innen sah der Laden eigentlich genau so aus, wie von Außen: alt und voller Bücher. Der von außen klein scheinende Laden beherbergte Unmengen an Bücherregalen mit neueren und älteren Büchern soweit das Auge reicht. Ein langer, schmaler Gang führte von der Eingangstür bis hinten an das Ende des Ladens und direkt neben dem Eingang befand sich die Ladentheke über die sich Jonathan, der Besitzer des Ladens, beugte. Er las gerade in einem alten Buch mit einem roten Einband und silbrig-braunen Buchstaben. Man konnte nicht genau erkennen, was da stand, denn Jonathans rechte Hand verdeckte das Meiste der Aufschrift. Jonathan, ein großer, schmaler, braunhaariger Mann mit einem Bücherladen. Er dachte mehr nach als zu reden, wenn er aber etwas sagte, zeugte es meist von seiner hohen Intelligenz. Er trug ein einfaches, blaues Hemd, eine braune Hose und um seinen Hals hing eine Kette, mit einem kleinen Dreieck als Anhänger. Chloe kannte ihn gut, da Silvia sehr oft in diesem Laden war und sie dann miteinander redeten. Neben der Theke führte eine Wendeltreppe nach oben in das Lager des Ladens, wie ihr Jonathan mal erzählt hatte.
,,Hallo Vero...", begrüßte Jonathan sie (alle ihre Freunde nannten Chloe so) ohne von seinem Buch aufzuschauen ,,Lange nicht gesehen. Endlich wieder frei bekommen?" worauf Chloe nur mit einem ,,Hmh" antwortete. Dabei schritt sie in Richtung des Tresens und lehnte sich ebenfalls gegen diesen. ,,Ich kann nicht oft genug erwähnen, dass ich dort niemals arbeiten könnte... Damit würde ich schließlich unterstützen, wie sich die Beiden in ihre Position lanciert* haben..." sagte er leise, damit nicht zufällig Jemand in den Laden kommt und hört, wie er über Lin und Michi redete. Chloe rollte mit den Augen:,, Ich habe mir auch nicht ausgesucht, dort zu arbeiten.. Also irgendwie ja schon aber ich musste eben halt.. Du weißt ja wie es vorher bei uns war" Dann blickte Jonathan von seinem Buch auf und legte es kurz darauf neben sich ab. Er nickte als Antwort auf Chloes indirekte Frage und stellte auch gleich selbst eine, nachdem er sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte:,,Nun.. Was möchtest du denn Heute eigentlich hier? Ich hätte erwartet, das Erste was du machst, wenn du dich wieder hier in der Stadt auffindest, wäre zu euch nach Hause zu eilen." ,,Eigentlich ja aber ich ich wollte noch etwas für Silvia besorgen. Sie hatte in einem Ihrer Briefe erwähnt, dass sie sich ein bestimmtes Buch aus deinem Laden wünscht. Tja.. Und gehe es jetzt eben besorgen!", antwortete Chloe.
Darauf kam Jonathan hinter dem Tresen hervor und verschwand hinten im Laden. Kurz darauf kam er, mit einem alten Buch, von einer ganz anderen Seite des Ladens wieder, als in welche er verschwunden ist. Es erschrakt Chloe immer ein wenig, wenn er dies tat. Sie versuchte sich aber immer nichts anmerken zu lassen.
Seine Familie kam ursprünglich aus Löhmalia, weshalb er magische Fähigkeiten besaß. Sie waren zwar stark eingeschränkt, da er weit von Löhmalia entfernt war, er schrak aber dennoch nicht zurück, sie einzusetzen um sich das recht schwere leben in Buntiland etwas zu erleichtern. Er hat mit seiner Magie auch oft Chloe und ihrer Familie geholfen z.B., als ein Sturm den Baum vor ihrem Haus umstürzen ließ und sie nicht mehr zum Haus kamen. Ihr Vater hatte den Baum dann in kleinere Teile gesägt, welche Jonathan dann mit seiner Magie wegrollte. Es hat dennoch lange gedauert, da er nun mal nur sehr wenig seiner Kräfte benutzen konnte.
Das Buch, welches er in der Hand hielt war sehr groß und hatte einen grünen Ledereinband. Vorne stand in braunen Buchstaben ,,Die Legenden Minervas" geschrieben und sofort verstand Chloe, warum es dieses Buch ihrer Schwester so angetan hatte. Es sah aus, als stamme es aus längst vergangenen Zeiten und vermutlich tat es das auch... ,,Ich nehme an, deine Schwester hatte von diesem Literaturstück erzählt?" fragte Jonathan freundlich, als er wieder hinter dem Tresen stand und das Buch auf den Tresen legte. Er drehte es um, damit es zu Chloe zeigte und sie nickte fröhlich und lächelte ihn an. ,,Genau dieses!", antwortete sie.
Normalerweise hätte sie sich gewundert, woher er das weiß. Wie sie aber inzwischen gelernt hatte, hatte er sicher einfach Eins und Eins zusammengezählt. Er musste vermutlich Irgendwas mitbekommen haben, als Silvia hier war und das Buch gefunden hatte. Wenn sie darüber nachdenkt, ist es wirklich ziemlich offensichtlich. Von alleine, wäre sie an seiner Stelle aber nie darauf gekommen.
Dann holte sie ihr Portemonnaie heraus und legte viele verschieden geformte Münzen zwischen sie und Jonathan. Sie hatten alle verschiedene Größen, ihnen war aber allen gemeinsam, dass auf ihnen die Gesichter von Michi oder Lin waren. Jonathan überblickte die Münzen kurz, währenddessen zählend, ob der Betrag stimmte. ,,Silvia hat dir allen Anscheines nach sogar exakt den Preis dieses Buches genannt: 300 Ugla** ", sagte er schließlich und sortierte die Münzen fein säuberlich in die kleine Kasse neben ihm ein. ,,Sie weiß eben genau, was sie will", lachte Chloe daraufhin.
Sie packte das Buch ein und begab sich auch schon direkt zum Ausgang, um nach Hause zu fahren. Sie blieb aber noch kurz in der Tür stehen, um sich zu verabschieden: ,,Bis dann, Jonathan!" woraufhin er mit ,,Auf ein baldiges Wiedersehen." antwortete. Dann drehte sich Chloe aber nochmal um und verschränkte ihre Arme. ,,Rede bitte einfach endlich wie ein normaler Mensch!" spaßte sie. Er guckte sie kurz an, bevor er antwortete. (vermutlich dachte er nach, was er sagen sollte): ,,Zum einen, spreche ich vergleichsweise normal: Ich benutze nur wenige, der Norm abweichende Begriffe! Und zum Anderen, stört nur dich allein meine Wortwahl. Silvia beispielsweise, findet meine Wortwahl sehr amüsant!" er lachte ebenfalls, wurde aber noch einmal ernst:,,Entschuldige bitte, dass ich dieses Buch so teuer an dich verkaufen muss.. Dir ist aber gewiss bewusst, dass auch ich nur schwer über die Runden komme und.. da kann ich mir keine Rabatte erlauben. Nicht einmal bei so guten Freunden, wie dir und deiner Familie.." Er schien sichtlich besorgt, Chloe aber lächelte ihn an. Sie winkte mit der Hand, signalisierend, dass es schon in Ordnung sei und verschwand aus der Tür des Ladens. Jonathan sah noch eine Weile aus einem der Schaufenster hinaus, las aber bald in seinem Buch weiter.
*lancieren: Durch Manipulation oder bestimmte Kontakte in eine gute Position gelangen
**Ugla(Isländisch für Eule): Währung Buntilands. Wurde so genant, da Michi Eulen sehr mag und Lin sonst keine Idee für einen Namen hatte. (1Ugla = 3Euro und in Buntiland ist alles zudem verhältnismäßig etwas teurer)
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MINERVAS
FantasíaAuf einem Kontinent (Minervas) existierten viele verschiedene Länder; normale, kurios geformte, EINE MAGISCHE FARB-INSEL?! und Buntiland. Von Außen könnte man denken, es sei wie jedes andere Land, das jemals existiert hatte (im Gegensatz zur eben ge...