Hwang Hyunjin

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Es fühlte sich alles so weich an.
Wie konnte eine Decke soo flauschig sein?
Warte mal.. eine DECKE?
Blitzschnell richtete ich mich auf und versuchte nebenbei den Schlaf aus den Augen wegzureiben.
ICH BIN IM BETT? Aber w-wie?
Han lag direkt neben mir. Oberkörperfrei.
‚Neinn, nicht hingucken', dachte ich mir. Mann sah er gut aus.. seine Jawline war messerscharf. Allein bei dem Anblick bekommt man eine Schnittwunde.
Aber musste das sein?
Musste er sich das wirklich antun?
Ich weiß doch, wie hart es für ihn ist, mich nicht berühren zu können. Hat er mal selber gesagt.
Ganz geschwiegen, wie hart er immer wieder gegen seinen Willen und gegen seinen Drang ankämpfen muss..

Langsam aber sicher versuchte ich mich aus dem Bett raus zu schleichen. Doch Han handelte schneller und zog mich wieder ins Bett.
Jetzt lag ich neben ihm und nahm wieder seinen Duft wahr. Er roch wirklich nach ‚Mann', sehr intensiv und wunderschön.
Han ließ seine Augen geschlossen, während er mich zu sich drückte. Ich konnte seine starke Brust förmlich fühlen.
Sein Atem war gleichmäßig, doch sein Herz schlug unregelmäßig.
Da er mich umgeklammert hat und ich keine Chance hatte, mich zu befreien, beschloss ich fünf bis zehn Minuten still zu schweigen.
Ich wusste, der Augenblick bedeutete Han sehr viel.
„Han, schläfst du immer noch?"
Keine Antwort.
Wahrscheinlich ist er wieder eingeschlafen.
Mit meiner ganzen Kraft versuchte ich mich von ihm zu trennen, was aber nur ein Fehlschlag war.
„Nein.", seine Stimme klang müde und vollverschlafen. „Bleib noch ein bisschen.
Diese Möglichkeit werde ich nie wieder bekommen."
Während Han sprach kuschelte er sich enger an mich heran, als gäbe da noch sehr viel Platz.
„Aber Han-„
„Schht."

So verging eine weitere Stunde.
„Han, dein Handy klingelt."
„Ich weiß."
„Willst du noch ran gehen."
„No. Ich schlafe."
„HAN!"
Endlich bewegte er sich von mir weg, sodass ich wieder atmen konnte. Sein starker Körper hätte mich beinahe zerquetscht.
„Ja? Chan Hyung? In den Bergen. Ja. Kommen heute Abend. Fahre sie später nach Hause.
Okay. Ich kümmere mich drum. Passe schon auf. Ja. Ja. Keine Sorge. Bye"
„War das Bang Chan Sunbaenim?"
„Ja."
Han richtet sich auf und alles was er anhatte, war eine schwarze Calvin Klein Boxershorts.
Natürlich schaute ich weg.
„Und was sagt er?"
„Irgendwie hat er mitbekommen, was gestern Abend passiert ist und hat nach dir gefragt, wie es dir geht und so weiter."
„Hm."
Er zog jetzt seine schwarze baggy Hose von Gucci an, die ich ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte und darüber einen oversize Pulli in beige.
„Willst du dich auch nicht anziehen?"
„Ich bin doch schon-", hastig warf ich einen Blick unter die Decke und sah, dass ich in Unterwäsche war.
„SAG NICHT, DU HAST MICH AUS-"
„Hab ich."
Sein Lächeln war nicht zu übersehen.
Er warf sich zufriedengestellt auf die Braune Coach und schaute mir direkt in die Augen.
Er schaute mich an, als würde er mich jeden Augenblick vernaschen wollen.
Ohne zu zögern schaute er mich weiterhin an.
„Was hast du noch mit mir gemacht, außer mich ausgezogen zu haben?", fragte ich genervt, während ich kontrollierte, dass die Decke meinen ganzen Körper verdeckte.
„Nur ausgezogen und ins Bett getan. Mehr nicht.
Sag bloß, du vertraust mir nicht?"
„Doch doch. Ich vertraue dir. Ok. Dann schau jetzt weg, damit ich mich in Ruhe anziehen kann."
„Ich mache nur die Augen zu, okay?"
„Von mir aus.. ABER WEHE DU SCHAUST!"
Sein süßes lachen konnte wirklich einem Leben schenken.
Nachdem ich mich umgezogen habe, gingen wir aufs Balkon.
Unser Blick auf die Berge schenkte einem neues Leben. Man fühlte sich automatisch wie neu geboren.
„Sobald wir gleich ein Schritt nach draußen legen, beginnt wieder für uns eine harte Zeit.."
Han, der eben noch vor Freude sterben konnte, sah wieder deprimiert und sehr traurig aus.
„Meinst du unsere Scheduels: du als Idol und ich als Trainee?"
„Ja.. und auch die ganzen Regeln, die wir befolgen müssen. Auch, dass wir wirklich keine richtige Zeit für uns selber haben. Ich meine, ich liebe es zu singen, aber das Idol-Leben ist mir zu schwer.
Zum Beispiel, kann und darf ich nicht mal mit dir kurz in einem schönen Café sitzen und ganz in Ruhe und ungestört eins zwei Gläser Kaffee trinken.
Schlagzeilen über Schlagzeilen, Gerüchte über Gerüchte.."
„Ja.. da hast du recht. Aber.. sehe es positiv, du kannst JETZT gutes Geld machen und später deinen Traum verwirklichen, sprich eine Freundin haben und mit ihr in ein Haus einziehen und vieles mehr."
Han erwiderte mein Lächeln nicht. Er sah sehr ernst aus. Völlig ernst. Tod ernst.
„Ich will nicht irgendeine Freundin.. Du weißt, was oder wen ich will."
Die Situation wurde mir mit der Zeit zu viel und wenn es so weiter gehen würde, würde ich ungewollt Han mehr verletzen. Dieser Gedanke gefiel mir ganz und gar nicht.
„Stop. Oh nein. Was macht wohl Nayeon? Ob sie mich angerufen hat?", schnell rannte ich wieder ins Schlafzimmer um mein Handy zu holen.
Weder ein Anruf, noch eine Nachricht war von Nayeon zu sehen.
Bestimmt hat sie sich voll besoffen und schläft immer noch.
„Han? Kannst du mich bitte zur Nayeon fahren?", schrie ich Richtung Balkontür.
Da keine Antwort kam, ging ich wieder zu ihm.
Er schaute sich immer noch die Berge an.
„Han?"
Als ich ihm näherte, schaute er sofort weg.
„Han, weinst du etwa?"
Schockierend blieb ich ein Schritt zurück.
„Nein. Und Ja. Ich kann dich zu ihr fahren."
Er verließ die Veranda im nu und zog drinnen seine Schuhe an.
Nachdem ich auch meine Schuhe angezogen hatte, bekam ich eine Maske und eine Cap von Han.
Jedoch schaute er auf den Boden, als er mit mir sprach.
„Zieh die an, niemand soll uns erkennen."

Im Auto wartete ich auf Han, der uns gerade ausgeheckt hat.
Bis nach Seoul herrschte eine komische Stille zwischen uns.
Im Hintergrund spielte BTS The Truth Untold, was die Atmosphäre im Auto noch mehr anspannte.
Ich habe ihn verletzt, dachte ich mir. Er versuchte seine Gefühle und Gedanken frei zu räumen, indem er mit mir darüber sprechen wollte, aber ich gab ihm nicht die Möglichkeit dazu.
Jetzt fühlt er sich bestimmt verarscht von mir. Als würde ich ihn nicht schätzen und nur täuschen wollen.
Ich fühlte, wie mein Herz anfing zu brennen und meine Seele anfing zu schreien.
„Wärst du mit Hyunjin glücklicher?" kam plötzlich aus seinem Mund geschossen.
Diese Frage hat mich sehr wütend gemacht. Was dachte er sich eigentlich?? Dass ich eine Bitch bin, die jeden ausprobiert und am Ende die Person nimmt, die besser schmeckt??
„Was willst du jetzt damit sagen?"
„Ob du mit ihm glücklicher wärst."
Ich gab ihm keine Antwort. Jetzt fühlte ICH mich verarscht. Was soll das? Wieso kommt er plötzlich mit Hyunjin an?
„ANTWORTE!"
Aus seiner Stimme konnte man Verzweiflung und einwenig Trauer hören.
Han ist eigentlich keine Person, der so einfach weinen würde, aber jetzt weinte er.
Ihm kullerten die Tränen wie kleine Kristalle auf seine Hose.
Die Schrittgeschwindigkeit nahm immer mehr zu.
„Han, fahr bitte langsamer. Die Straßen sind eisig-"
„Antworte mir erst!", er weinte immer noch.
Die Angst umfasste wieder meinen ganzen Leib.
„OKAY. Ich werde dir antworten! Fahr aber erst rechts ran!"
Mit voller Wucht drückte er auf die Bremse und nach einigen Schwankungen blieb der Wagen stehen.
Han schaute immer noch auf die Straße.
Schnell stieg ich aus dem Wagen aus, weil mir das Atem schwerfiel.
Scheiß Asthma.
Han stieg ebenfalls aus dem Wagen aus und kam direkt zu mir. „Antworte mir jetzt!"
Er weinte immer noch.
Ich spürte wie sich mein Atemweg verengte.
„N-nein", kam nur sehr schwer aus meinem Mund heraus. Das reden viel mir schwer. Nichts als nur stottern konnte ich.
„I-ch ka-nn nich-t a-tmen."
Endlich bemerkte Han, was er mir angetan hat und zitterte am ganzen Körper, als er mich auf die Knie fallen sah.
„M-ei-n Spr-ay."
„DEIN SPRAY! OKAY, HALTE DURCH, WARTE ICH KOMME!"
Han ging wieder zum Van, um meinen Spray aus meiner Tasche zu holen und es mir zu geben.
Hastig zog ich daran. Mehrmals. Und immer wieder.
Langsam konnte ich meinen Atem wieder ins Gleichgewicht bringen und im Gleichgewicht halten.
„Es tut mir leid.", sagte Han, kniete sie nieder und fing diesmal an, lauter zu weinen.
Mit Mühe richtete ich mich wieder auf und nahm Han in die Arme.
Er drückte seinen Kopf fest an meine Schulter und weinte seinen Geist raus.
Nachdem er sich einwenig ausgeweint hat, schaute er mir diesmal tief in die Augen. Er nahm mein Gesicht zwischen seinen großen Händen und gab mir ein Kuss auf die Stirn.
„Auch wenn ich jünger sein sollte als du, musst du wissen, dass ich derjenige bin, der dich beschützen wird.
Derjenige bin, der dafür sorgen wird, dass dich niemand verletzten darf.
Deswegen bitte ich dich, behandele mich nicht, wie als wäre ich ein kleiner Junge.
Bitte sehe mich als einen Mann an.
Aber trotzdem werde ich weiterhin Noona sagen, bis ich irgendwann Schatz zu dir sagen kann.."
Seine Augen füllten sich immer und immer wieder mit Tränen.
„Han, in meinen Augen bist du sowieso ein Mann und ich glaube fest daran, dass du mich immer beschützen wirst.
So wie du mich beschützen willst, will und werde ich auch dich beschützen.
Denn dank dir bin ich überhaupt soweit kommen können."
Ich merkte erst jetzt, dass wir uns im Schnee befanden und durch den Schnee komplett durchnässt waren.
„Ich fahre dich erstmal nach Hause."
Han richtete sich auf und half mir beim aufstehen. Er brachte mich auf die Beifahrer-Seite und ging anschließend auf die Fahrerseite.
Das Auto sprang mühelos an und wir fuhren weiterhin ohne zu reden bis nach Seoul.

Als wir in Seoul ankamen, war es bereits Mitternacht. Vor meiner Haustür stand eine große Gestalt.
Ein Mann? Es war ein bekanntes Gesicht.
Han stieg mit mir aus dem Auto aus, da er selber misstrauisch wurde.
Als wir uns der Gestalt näherten erkannten wir Hwang Hyunjin.
„Han. Sag mir die Wahrheit."

Mein Trainee LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt