"Ari! Arija!"
Wieder einmal huschte ich ins Klassenzimmer, hockte mich auf meinen Stuhl zu Maggie und hörte dabei zu, wie der Lehrer Ryan anmeckerte, weil er wieder einmal durchs Schulgebäude gebrüllt hatte. Ryan beschimpfte ihn daraufhin so übel, dass der Lehrer erschrocken nach Luft schnappte und ihn wutentbrannt zum Direktor schickte. Ein "Halten Sie die Fresse" und er setzte sich auf seinen Stuhl und legte die Beine auf den Tisch. Dabei warf er mir einen Blick zu, den ich jedoch geflissentlich ignorierte."Immerhin hat er den Lehrer noch gesiezt." Maggie kicherte.
"Ja, immerhin", seufzte ich und versuchte, dem Lehrer irgendwie zuzuhören. Wobei ich kläglich scheiterte, da laut Mag das Gespräch anscheinend noch nicht beendet war.
Sie beugte sich zu mir. "Du bist ihm also wieder entwischt."
"Schaff ich seit ein paar Tagen ja schon, also bin ich schon geübt. Nur heute wird's schwierig, zumindestens am Nachmittag.""Babysitten."
"Babysitten, ganz genau."
"Aber du meintest doch zu mir, dass Ryan heute irgendwelche Pläne hätte."
"Wie oft versucht er pro Tag, mich anzusprechen?"
Sie begann verständnisvoll zu lächeln. "Jap, vielleicht fallen besagte Pläne plötzlich ins Wasser."
Maggie sah zu Ryan und grinste. Ich verfolgte ihren Blick und begegnete Ryans. Der begann daraufhin irgendwelche Bewegungen mit seinem Mund zu machen, als wollte er mir etwas mitteilen."Muss ja echt wichtig sein, wenn er sogar denkt, dass jemand das verstehen könnte." Sie kicherte und ich rollte die Augen.
~~
Vorsichtig lugte ich hinter der Spindreihe hervor und schaute nach links und rechts. Eigentlich hatte ich nur mein Englisch-Buch holen wollen, als jedoch die Person um die Ecke gekommen war, der ich unbedingt aus dem Weg gehen wollte, musste ich mich mit meiner Schultasche hinter die Spinde quetschen und hatte jetzt sogar schon 15 Minuten gewartet, um sicherzugehen, dass Ryan auch wirklich weg war. Dass ich durch diese Spielchen zu spät zum Unterricht kommen würde, war mir bewusst und auch definitiv egal.
Ich horchte auf Schritte, ja sogar auf einen Herzschlag. Nachdem ich mir sicher war, dass es wirklich mucksmäuschenstill auf dem Flur war, ging ich aus meinem Versteck und wurde im selben Moment von einer Hand zurückgezogen. Vermutlich wäre ich mit dem Kopf gegen die metallenen Spinde geknallt, eine warme Handfläche bewahrte mich aber davor.
Erschrocken hob ich meinen Kopf und sah direkt in eisblaue Augen, die mich kalt anstarrten.
"Dieses Mal entkommst du mir nicht." Seine tiefe, raue Stimme jagte mir Schauer über den Körper. Er klang wütend, außer Atem. "Jetzt ist niemand da, der dich vor diesem Gespräch schützen könnte." Er lehnte seinen Unterarm neben meinen Kopf und stützte sich so ab. Dadurch war sein Gesicht meinem noch näher. "Keine Schulklingel, kein wütender Lehrer, keine beste Freundin, kein Mädchenklo." Mit jedem Wort rückte er immer weiter an mich heran. "Also, sag mir, was das vor ein paar Tagen war."Ich schluckte und drehte meinen Kopf weg, um seinem aufgebrachten Blick zu entkommen. Ryans Daumen und Zeigefinger wendeten mein Gesicht wieder ihm zu und hoben mein Kinn leicht an.
"Nix da. Du bist mir lange genug aus dem Weg gegangen."
"Ehrlich gesagt empfinde ich ein paar Schulstunden nicht gerade als lange. Aber jeder wie er will."
Sein Blick wurde eisig und sein Körper begann zu zittern, als könnte er seine Wut nicht mehr lange im Zaum halten."Eigentlich weiß ich gar nicht, warum du hier der Wütende bist. Ich müsste doch total sauer auf dich sein."
"Dann sag mir, was ich falsch gemacht habe und wir tauschen die Rollen. Nur werde ich ganz sicher nicht weglaufen."
"Dann sollte es vielleicht lieber so bleiben. Du würdest es eh nicht verstehen und außerdem... was solltest du als der Wütende schon anstellen. Du schlägst ja schließlich keine Mädchen." Okay, das war vielleicht wirklich ziemlich provokativ.Jetzt lachte er leise und lehnte seinen anderen Unterarm auch noch neben meinen Kopf, auf die andere Seite. Seine Lippen waren dadurch noch ein Stück näher an meinen und ich spürte seinen kühlen Atem auf meinem Mund.
"Glaub mir, ich lebe meine Wut nicht mit Schlägen aus, zumindest meistens. Ich beschränke mich da eher auf andere... Techniken und Praktiken." Nun fuhr seine Hand zu meiner Hüfte und zog sie nah an seinen Körper heran, sodass mein Körper sich gebogen an ihn schmiegte.Dabei wollte ich das nicht mal. Verfluchter Körper. Handelt immer anders, als der Kopf denkt. Denn laut dem, hätte Ryan jetzt meinen Handabdruck im Gesicht.
Seine andere Hand packte nun sanft meine Haare und zog leicht daran. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und Ryan beugte sich über mich."Ich wüsste da viel bessere Dinge, um das herauszufinden, was ich will. Und dabei würden wir sogar beide..."
"Ryan?!"
Erschrocken drehte ich meinen Kopf zu Stacy. Die stand im Flur und sah uns verwirrt an.
"Ryan, was machst du denn da?"
"Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?", grollte er als Antwort."Doch das sehe ich. Aber du hättest mich auch einfach anschreiben können, wenn du so sehr Lust auf einen Quickie hattest." Angewidert betrachtete sie mich. "Muss ja echt schlimm gewesen sein, wenn du sogar die nimmst."
Ryan rollte mit den Augen. Ich versuchte ihn wegzudrücken, um wenigstens etwas würdevoller auszusehen. Ryan antwortete auf meinen Versuch mit seinem rechten Fuß, den er hinter meine Beine schob, sodass wir nun noch näher aneinander standen. Falls das überhaupt möglich war."Was willst du hier, Stacy?"
"Also eigentlich wollte ich ja bloß auf die Toilette. Doch dann hab ich deine Stimme gehört und bin hierhin gekommen."
Ryan stieß genervt die Luft aus. "Tolle Story. Vielleicht könntest du dann wieder gehen. Ich bin beschäftigt."
"Aber Ryan, lass uns doch schnell zusammen auf Klo gehen und ich kümmere mich um deine Beule. Besser, als wenn die das macht."
"Die ist aber dafür verantwortlich und jetzt zum letzten Mal: Verpiss dich!""Ich glaube, du verstehst mein Angebot nicht..."
Knurrend stieß Ryan sich von der Wand ab und ging mit großen Schritten zu Stacy.
Ich nutzte die Gelegenheit und eilte den Flur entlang, in der Hoffnung, wenigstens noch die letzte halbe Stunde am Unterricht teilzunehmen zu können.Das Letzte, was ich hörte, war ein "Na, vielen Dank auch. Jetzt ist sie wieder mal weg." Daraufhin die Antwort "Super. Also, wie sieht's aus... du und ich? Toilette?" Dann ertönte abermals ein wütendes Grollen.
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Try to Love Me
RomanceArija lebt kein einfaches Leben, zumindest in der Schule. Doch ist sie Zuhause, bei ihrer Familie, kann sie sie selbst sein. Ebenso wie bei bei dem Jungen, den sie babysittet. Tommy ist ein kleiner Engel, ganz anders als sein größerer Bruder. Ryan i...