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Ryan und ich trafen uns auf dem Schulhof. Ich wusste, dass alle Augen auf uns lagen. Aber es war mir ziemlich egal.
Ryan begrüßte mich mit einem Kuss, nahm dann meine Hand und ging rasch weiter.
"Du wolltest etwas mit mir besprechen?", fragte ich ihn außer Atem.
"Ja, aber lass uns das später klären. Ich bin ziemlich im Stress."

"Warum? Was ist los?"
"Gerade erfahren, dass ich am Wochenende ein Spiel habe. Jetzt wollen die Fußballleute sofort trainieren, weil viele nachmittags keine Zeit haben. Und ich muss da natürlich auch hin. Hat viele gute Seiten, schließlich muss ich nicht am Unterricht teilnehmen. Andererseits kann ich dich dann den gesamten Vormittag nicht sehen und das ist wirklich eine Qual."

Er blieb kurz stehen, um mir einen langen Kuss zu geben. Dann hetzte er uns weiter zu seinem Spind. Dort schmiss er seine Schultasche hinein und schnappte sich im Gegenzug seine Sporttasche.
Wir durchquerten den Durchgang zum Fußballfeld.

"Warum komm ich jetzt eigentlich mit? Ich muss doch eh gleich zum Unterricht."
"Weil ich Energie tanken muss und du mir Glück bringst." Er zwinkerte mir zu.
Am Sportplatz angekommen zog er sich sein Oberteil mit einer fließenden Bewegung vom Körper.

Ich musterte ihn und sofort sah ich die gestrigen Bilder in meinem Kopf. Unser Stöhnen. Die Küsse. Die Höhepunkte.
Ich blinzelte ein paar Mal.
Mittlerweile hatte Ryan sich ein Fußballtrikot angezogen. Er kam auf mich zu und verschränkte die Hände hinter meinem Rücken. Nachdenklich sah er mich an.

"Hmm, ich will dich gar nicht loslassen. Und diesen sündhaften Mund will ich immer wieder küssen."
Und genau das tat er dann auch.
Unterbrochen wurden wir schließlich von einem anderen Spieler, der Ryan zuschrie, er solle seinen Arsch gefälligst zu ihm bewegen.
Mit einem Augenrollen löste sich Ryan von mir. "Bis später, Arija."
"Viel Glück, Ryan."

~~

Ich war gerade auf dem Weg zu meinem nächsten Unterricht, als Stacy sich mir in den Weg stellte. Oh man, das konnte nicht gut werden.
"Hallo, Arija."
Ich rollte die Augen. "Was willst du, Stacy?"
Sie kam auf mich zu und hakte sich dann lächelnd bei mir unter. Verwirrt betrachtete ich sie, ging dann aber einfach weiter.
"Du und Ryan hab ich gehört?"

"Ja, schätze mal schon." Am Ende des Ganges konnte ich Maggie ausmachen, die mich verwirrt anschaute. Ich zuckte mit den Schultern und signalisierte ihr, dass ich keine Ahnung hatte, was hier gerade vor sich ging.
"Das freut mich, wirklich." Stacy lächelte mich wenig überzeugend an.

"Ähm, danke?"
"Vor allem nach dem, was Ryan mir erzählt hat, finde ich es so faszinierend, dass du dennoch mit ihm zusammen sein willst."
Jetzt blieb ich stehen und sah sie unwohl an. "Was meinst du damit?"
"Oh, habt ihr etwa noch nicht miteinander geschlafen?" Ihre schauspielerische Leistung wäre in einer anderen Situation echt zum Lachen gewesen. Trotzdem konnte ich nicht anders, als an ihren Worten interessiert zu sein.
"Doch, haben wir."

"Er ist wirklich gut, nicht wahr?" Sie blinzelte mit den unechten Wimpern.
"Kann sein. Aber was hat er dir denn erzählt?"
"Na dass er dich nur ficken wollte. Er meinte zu mir, du wärst die Letzte auf seiner Liste. Ihr habt scheinbar noch gar nicht das Gespräch gehabt."
"Welche Liste?"
"Die Liste mit den Mädchen der Schule, mit denen er noch nicht geschlafen hat." Sie zuckte mit den Schultern. "Hat er dir dann auch gesagt, er will dir heute was erzählen?"
Ich schluckte schwer und nickte dann.
"Oh, dann warst du wohl auch nur für eine Nacht gut."

Ich entriss ihr meinen Arm. "Das, was du erzählst, ist totaler Blödsinn. Niemals würde Ryan so einen Aufwand betreiben, nur um mit mir für eine Nacht zu schlafen."
"Du meinst das Essen und euer erster wilder Kuss, bei dem er euch gestoppt hat, weil er es "langsam" angehen wollte. Guck nicht so erstaunt. Ryan erzählt es seinen Freunden und die erzählen es mir. Arija, ich möchte doch nur, dass dir nicht das Herz gebrochen wird, wie allen anderen vor dir."

Mein Atem ging immer abgehackter und ich hatte Angst vor dem, was jetzt kommen würde.
"Ich möchte dir gerne etwas erzählen. Zu dem Abend, an dem er dich gestoppt hat. Den nächsten Tag ist er auf direktem Wege zu mir nach Hause gefahren. Er hat mir alles erzählt und konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Und als er fertig war, hat er mich gefickt."
Ich stolperte ein paar Schritte rückwärts und sah sie entsetzt an. Ich wollte ihr nicht glauben. Wollte ich wirklich nicht. Aber alle meine Zweifel von früher, meine Erfahrungen in der Schule kamen zurück und prasselten auf mich ein.

Und das bemerkte Stacy. Sie sah mich jetzt böse grinsend an. "Und er hat gar nicht mehr aufgehört. Es war so wild, aber du weißt ja gewiss, wovon ich rede. Einmal gefickt und dann weggeworfen. So läuft es immer bei ihm. Nur an mir hat er Gefallen gefunden. Tja, was soll man da schon machen."
Sie lächelte mich falsch an und sagte zum Abschied noch: "Mehr wollte ich auch gar nicht. Ich fande nur, du solltest es wissen."
Sie warf sich die Haare über die Schulter und ging. Ich sah, wie Maggie auf mich zugelaufen kam, während meine Beine ihren Halt verloren und ich auf den Boden sank. Denn ich konnte es nicht verhindern, dass mein früheres Selbst ruckartig zurückkehrte.

Maggie war kaum bei mir angekommen, da sagte ich: "Er hat mich die ganze Zeit verarscht."

Try to Love MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt