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Mit sanften Küssen auf meinem Hals wurde ich geweckt. Lächelnd öffnete ich meine Augen. Das erste, was ich sah, war Ryans schwarzer Haarschopf. Lachend schob ich seinen Kopf von mir.

"Was machst du denn da?"
Verschmitzt lächelnd antwortete er mir: "Ich wecke dich. Wie versprochen."
Sofort verschwand das Lächeln aus meinem Gesicht und wurde von einer skeptischen hochgezogenen  Augenbraue abgelöst. "Das war nicht dein Versprechen."
Ryans latentes Dauerlächeln wurde nun von einem schallenden Lachen abgelöst. Er ließ sich auf den Rücken neben mich fallen und hörte gar nicht mehr damit auf.

Inzwischen war ich aufgestanden, hatte mein Fenster geöffnet und mich dann wieder zu dem unverschämt Attraktiven auf dem Bett gedreht. Der lächelte mich an. "Kommt mir vor, als wären wir ein Paar."
Entsetzt sah ich ihn an. "Das sind wir nicht."
Jetzt war er es, der mich erstaunt ansah. "Sind wir ja auch wirklich nicht, aber ich wusste nicht, dass die Vorstellung für dich so abstoßend ist."
Obwohl er versuchte es mit seinem Grinsen zu kaschieren, konnte ich doch die Enttäuschung in seinem Gesicht erkennen.
"Ist es nicht, aber..." Verzweifelt knetete ich meine Hände. "Ich will nicht drüber reden."

Ich klatschte in die Hände. "Okay. Ich gehe jetzt duschen und du kannst dich unten im Bad fertig machen. Erste Tür neben der Treppe. In Ordnung?"
Ryan nickte verwundert und ging dann aus meinem Zimmer und ließ mich somit in meiner erschütterten Gefühlswelt allein.

~~

Ich trat in die duftende Küche und war erstaunt einen kochenden Ryan dort vorzufinden. Dieser bemerkte mich schnell und lächelte mir zu.
"Wirklich nett, dein Vater. Er hat mir ein Oberteil von ihm geliehen. Meinte, ich sollte hier nicht so nackt rumlaufen."

Ohne es sehen zu müssen, wusste ich, dass meine Wangen gerade sehr rot waren.
Um uns beide davon abzulenken, fragte ich: "Was wird das hier?"
"Ich konnte dich gestern nicht zum Essen ausführen, also gibt es jetzt Frühstück." Er deutete auf die Terrasse.

Und tatsächlich. Ein Tisch und zwei Stühle waren dort aufgestellt worden. Der Tisch war bereits mit einer Tischdecke gedeckt, auf der alles mögliche an Essen stand. Ich entdeckte Brötchen, Muffins, frisches Obst, Eier in allen möglichen Formen (Spiegeleier, Rührei, gekochtes Ei), einen Joghurt für jeden von uns sowie einen frischen Saft, vermutlich Orangensaft.

"Wie lange hab ich denn geduscht?", fragte ich mich leise.
Ryan erschien auf der Terrasse. Mit 2 Tellern beladen, trat er die Terrassentür einfach zu.
Dann stellte er vor mich einen Teller mit frisch gebratenem Speck darauf.
Ohne auf ihn zu warten, schnitt ich mir ein kleines Stück ab und ließ mir das knusprige Fleisch im Mund zergehen. Ein glückliches Stöhnen konnte ich mir dabei nicht verkneifen.

"Gestern hast du solche Geräusche in einem ganz anderen Zusammenhang gemacht", sagte Ryan beiläufig.
Ich verschluckte mich und begann hustend, nach meinem Glas zu greifen. Ryan lachte nur leise.
"Dein Vater ist übrigens weggefahren. Ich glaube, er wollte spazieren gehen." Er zuckte mit den Schultern und bediente sich dann selbst an seinem Speck.

~~

Ich war satt. So unglaublich satt, dass ich mir sicher war, dass, würde ich noch etwas essen, ich einfach platzen würde. Aber es hatte sehr lecker geschmeckt, wie ich Ryan auch schon mitgeteilt hatte. Der hatte dieses Kompliment mit einem überheblichen Grinsen zur Kenntnis genommen.

"Also, warum warst du so erschüttert, als ich gesagt hatte, wir würden uns wie ein Pärchen verhalten?"
Mit dem Glas in der Hand hielt ich inne. Das hatte ich völlig vergessen. Ich war zu abgelenkt von dem Essen und den Gedanken an gestern gewesen.

"Hast du das nur deshalb gemacht?", fragte ich leise.
"Nein, hab ich nicht, auch wenn ich zugeben muss, dass deine Reaktion mir keine Ruhe gelassen hat. Aber lenk nicht ab!"
Er sah mich mit festem Blick an.

"Warum hast du keinen Freund?" Sein ehrlich interessierter Blick schnürte mir die Kehle zu.
"Ich... ich weiß nicht. Vermutlich weil ich noch nicht bereit bin, mich wieder so sehr auf jemanden einzulassen." Dass daran die Angst, ich könnte mich in so einen Jungen verlieben wie Kyle, der mich dann auch verletzen würde, Schuld war, ließ ich aus.
Schüchtern sah ich in sein Gesicht. "Und du? Warum bist du in keiner Beziehung?"
"Du meinst, abgesehen davon, dass es nicht zu meinem Image passt?" Er lachte kurz. "Ich vermute mal, weil die einzige Person, mit der ich derzeit eine Beziehung anfangen würde wollen, noch nicht für so etwas bereit ist." Er guckte mir direkt in die Augen.

Mein Atem stockte und ich schaute abwechselnd zwischen dem Tisch und Ryan hin und her. Dann begannen wir gleichzeitig, uns einander über den Tisch entgegen zu beugen. Kurz bevor unsere Münder sich berührten, öffnete jemand die Terrassentür und ging dann in Flip Flops bis zu unserem Tisch.

Vor Schreck waren Ryan und ich beide in unsere Stühle zurück gefallen.
Jetzt starrte ich immer noch voller Schock meinen Bruder an, der sich einen Muffin nahm und herzhaft hinein biss.

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