1.Kapitel: In England

280 25 3
                                    

Vorsichtig steckte ich meinen Kopf durch das halb geöffnete Fenster des Hotels in dem ich wohnte wärend ich meine damals beste freundin besuchte: Tatsächlich, der Wind, der meine Wangen umspielte, war mild. Hellgraue Wolkenschleier verdeckten jedoch die Sonne, deren Strahlen nur vereinzelt durchbrachen. Ich packte trotzdem meine Sonnenbrille in den Rucksack und verließ in Vorfreude auf den schönen Samstag die Wohnung. Der Frühling war diesmal so spät dran, dass ich keine Sekunde verpassen wollte.

Das Straßencafé am Marktplatz war um diese Zeit nicht mal zur Hälfte besetzt. Ich suchte mir einen Tisch draußen direkt am Eingang aus, um den Platz gut überblicken zu können. Die meisten Obst- und Gemüsestände waren schon aufgebaut und die ersten Einkaufsbummler flanierten an den eigentümlichen Holzbuden vorbei.

Versonnen beobachtete ich die schöne Szenerie, als jemand neben mir rief: "Was darf ich dir bringen?"

Der linkische Kellner schien neu hier zu sein. Dieses verschmitzte Grinsen und der verwuschelte Out-of-Bed-Look wären mir sicher sonst schon aufgefallen. Etwas unbeholfen stellte er das Serviertablett auf dem Bistrotisch ab. Dabei übersah er meine Handtasche, die nun herunterfiel. Peinlich berührt hob er sie auf, hielt sie aber so ungeschickt, dass sich der gesamte Inhalt scheppernd auf das Kopfsteinpflaster ergoss.

Ich hatte Mühe, nicht laut loszulachen. Stattdessen half ich dem im Gesicht knallrot angelaufenen Kellner beim Aufklauben meiner Schlüssel und all den vielen Dingen, die sich eben in so einer Handtasche befinden. Als er mir das Etui der Sonnenbrille reichte, berührte er wie versehentlich meinen Unterarm. Ich war wie elektrisiert. Was war denn das? Auch er hielt erstaunt inne. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich für einige Sekunden aus der Zeit gefallen. Mit ihm.

Einmal gefunden ist es nie wieder wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt