Kapitel 3.1

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Kapitel 3.1

Einige Tage später war Stella im kleinen Salon und bearbeitete einige Dokumente. Genau wie jeden Morgen, bevor sie einen Rundgang machen würde. Das Wetter hatte umgeschlagen und tagtäglich regnete es stark, sodass es sie nicht unbedingt nach draußen zog. Selbst auf dem Weg über die Brücken wurde sie trotz Schirm, den Ria ihr hielt, oft nass. Dafür widmete sie sich intensiv den Lösungen für ein paar Probleme, die durch den vielen Regen in einigen Teilen von Avalon entstanden waren. Die Flüsse traten über die Ufer und machten es unmöglich, Handel zu betreiben.

Im Moment verspürte Stella nicht die geringste Lust, überhaupt zu laufen. Wie Draakon angekündigt hatte, war er ein sehr strenger Lehrer. Ihr gesamter Körper war ein einziger Schmerz, doch sie biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Kein Laut oder Beschwerde kam ihr über die Lippen, egal was Draakon verlangte. Auch wenn es unmöglich erschien.

Durch die Intensität des Trainings fiel es Stella schwer, den Stift zu halten. Deshalb legte sie ihn zur Seite und lehnte sich auf dem Sessel zurück, um mit geschlossenen Augen gegen die Schmerzen anzuatmen. Noch hatte sie nicht das Gefühl, dass es irgendetwas brachte, aber sie war diejenige, die täglich um Training bat.

"Wollt Ihr eine Massage, bevor Ihr Euch zum Unterricht mit dem König trefft?", fragte Ria. Ihr war nicht entgangen, dass sie die letzten Tage noch leidender ausgesehen hatte, als sonst.

Das Dienstmädchen hatte gerade etwas Kleines zum Essen gebracht. "Vielleicht die Schultern?", fragte Stella nachdenklich dagegen und betrachtete den Kronleuchter an der Decke, der ein behagliches Licht aussandte.

"Wenn das Euer Wunsch ist, dann massiere ich Euch die Schultern", sagte Ria, die dieses Angebot schon öfter gemacht hatte.

Nur hatte Stella es nicht angenommen. Doch jetzt hoffte sie, ein bisschen Entspannung zu finden, bevor die Tortur weiterging. "Lässt du mir heute Abend bitte ein heißes Bad mit Pfefferminz ein?", bat die Königin seufzend, als Ria ihre Hände an die verspannten Schultern legte und zu massieren begann.

"Natürlich, Eure Hoheit", sagte sie und gab ihr Bestes, um Stellas Schultern zu entspannen.

Schweigend, wie immer in letzter Zeit, ließ Stella die Massage über sich ergehen. Dabei stellte sie fest, dass die Schmerzen zunahmen. Wahrscheinlich weil jeder kleinste Muskel verspannt war. Nebenbei trank sie Tee und unterschieb ein paar Papiere und gab Ria dann ein Zeichen, dass es genug war. "Ich werde zu Draakon gehen und ihm die Papiere bringen. Würdest du bitte die Listen einsammeln, die ich gestern angefordert habe und sie anschließend in mein Arbeitszimmer in meinem Bereich bringen? Dann kann ich sie heute Abend noch durchgehen", bat Stella ihr Dienstmädchen, während sie die Papiere ordnete.

"Wie Ihr wünscht", sagte sie, ließ von ihr ab und knickste leicht. "Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?"

Stella überlegte, schüttelte dann jedoch den Kopf. Bevor Ria den kleinen Salon verlassen konnte, fiel ihr etwas ein. „Bitte sorge dafür, dass ich heute Abend einen Tee mit schlaffördernden und beruhigenden Kräuter bekomme."

Erneut knickste Ria, um zu zeigen, dass sie ihre Worte verstanden hatte. Erst dann verließ sie den Raum.

Auch Stella begab sich auf den Flur, um ihren Mann zu besuchen. Mit den Papieren in der Hand wanderte sie durch das Schloss und nahm sich dann den Schirm, der am Ausgang zur Brücke stand. Diese musste sie überqueren, um zu den Gemächern ihres Mannes zu kommen.

Der Wind peitschte erbarmungslos durch die vielen Felsspalten und wirkten, als würden sie Stella von der Brücke reißen wollen. Durch den vielen Regen waren die Steine teilweise rutschig, doch Stella hatte keine Angst, allein den Weg zu Draakon anzutreten.

Dragons of Avalon - Drachenhand (Band 2) [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt